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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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hier seid, müßt ihr bei mir wohnen.«
    »Ich glaube, ich werde in den nächsten Stunden noch etwas anderes zu erledigen haben. Erlaubst du, Vater, daß ich mich entferne? Ich möchte — ich möchte — Charlotte aufsuchen.«
    »Natürlich, mein Junge. Es gibt nichts Wichtigeres auf der Welt als einen Menschen, den man
liebt. Geh hin und hol sie dir. Sie hat es verdient. Wirst du sie mitnehmen nach Amerika?«
Michel nickte.
»Wenn sie mitgeht.«
    Michel erhob sich. Sie gingen hinunter. Bevor er sich jedoch von seinem Vater verabschiedete, meinte er:
    »Ich möchte gern noch einen Blick in den kleinen Laden werfen. Wie oft habe ich ihn mir vorgestellt ! Wie oft habe ich an die vielen tönernen Dosen gedacht, in denen du deinen Tabak mischtest ! Sieht er noch so aus wie früher?«
    Andreas nickte und schloß die Tür auf. Sie traten ein. Langsam ließ Michel seinen Blick umherschweifen. Doch plötzlich blieb er an dem Degen haften, der seinen Platz an der Wand hatte. Mit einem Schritt war er dort und nahm ihn in die Hand.
    »Darf ich ihn mitnehmen, wenn ich nach Amerika gehe?« »Natürlich, mein Junge. Ich bin zu alt, um ihn zu gebrauchen.«
    Michel hängte ihn wieder auf, und dann ging er. — Je näher er dem Eckschen Hause kam, um so schneller wurden seine Schritte. Sein Herz klopfte. Würde ihn Charlotte wiedererkennen? Würde sie noch dasselbe für ihn fühlen wie vor zehn Jahren? Was mochten die alten Ecks sagen, wenn er plötzlich vor ihnen stand?
    Fast hatte er das Haus erreicht, als er einen Reiter und eine Reiterin aus dem Hoftor kommen sah. Zuerst nahm er weiter keine Notiz davon. Aber dann elektrisierte ihn die Stimme der Frau. Dann klang die des Mannes an sein Ohr, und nun erkannte er die beiden. Es waren Rudolf von Eberstein und Charlotte.
    Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Schnell trat er in den Schatten eines Baumes, so daß ihn die Reiter nicht sehen konnten. Im Schritt gingen die Pferde an ihm vorbei. Wortfetzen klangen zu ihm herüber.
    »So bitter es für Euch sein mag«, hörte er Charlotte sagen, »Ihr müßt auf mich verzichten. Ich habe es mir reiflich überlegt und lange darüber nachgedacht, ich kann Euch nicht heiraten. Meine Erinnerungen sind noch zu frisch und lebendig.«
    »Aber einmal müßt Ihr diesen Schemen doch aus Euerm Herzen lösen. Ihr könnt doch nicht ewig einem Traumbild nachjagen«, sagte Eberstein verzweifelt.
    Michel sah noch, wie Charlotte den Kopf schüttelte. Dann waren sie außer Hörweite, Sein Herz tat einen kräftigen Schlag. Er stand eine Weile unschlüssig und überlegte, ob er zuerst die alten Ecks besuchen sollte. Aber irgend etwas war in ihm, was ihn mit Macht zwang, den langsam Dahinreitenden mit Abstand zu folgen. Er wandte sich zum Gehen.

    44

    Charlotte und Eberstein nahmen Richtung auf die Stelle, die der Graf und Premierleutnant Baum zur Ausführung ihres Vorhabens ausgesucht hatten.
    Die Pferde gingen immer ruhigen Schritts weiter. Die Glockenschläge der Sankt Martinskirche verrieten Eberstein, daß er sich noch Zeit lassen konnte. Sie nahmen ihren Weg am Ufer der Fulda entlang, die links und rechts von dichtem Gebüsch gesäumt war.
    Nachdem Eberstein eine Weile verstockt geschwiegen hatte, redete er jetzt um so heftiger auf Charlotte ein. Er verstieg sich sogar zu Vorwürfen.
    »Ich mache mich bei den Herren des Offizierskorps schon langsam lächerlich mit meiner
erfolglosen Werbung. Und für einen Mann in meiner Stellung gibt es nichts Schlimmeres, als
lächerlich zu sein.«
Charlotte runzelte ganz leicht die Stirn.
»Soll das eine Erpressung sein«, fragte sie.
    »Um Gottes willen, faßt es nicht falsch auf«, versicherte ihr Eberstein. »Ihr sollt lediglich wissen, wie sehr ich um Euch leide.«
    »Das ist einzig und allein Euer eigenes Pech, Graf« , erwi derte sie, und es lag leichter Spott in ihrer Stimme. »Aber es soll nicht an mir liegen, wenn dieses Leiden fortgesetzt wird. Gebt endlich den Wunsch auf, mich zur Frau zu gewinnen, und Ihr seid Meister der Situation.« »Ich kann nicht«, erwiderte Eberstein und vergaß nicht, seiner Stimme einen traurigen Ausdruck zu verleihen.
    »Nun, wenn Ihr nicht könnt, ich kann. Wir wollen nicht als Feinde auseinandergehen. Ihr wart
der Freund Michel Baums, und als solchen will ich Euch betrachten. Scheiden wir ohne
Bitterkeit. Nehmen wir diese Stunde als Stunde des Abschieds.«
»Niemals.«
»Doch, um Eurer selbst willen muß es sein.«
»Nehmt keine Rücksicht auf mich, Charlotte.«
Sie blickte

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