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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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erstaunt zu ihm hinüber.
»Indirekt habt Ihr es doch soeben noch verlangt.«
    »Es war nicht so gemeint. Ich bin schon froh, wenn ich hin und wieder eine Stunde mit Euch ausreiten darf.«
    Sie schwiegen. In einem Bogen ritten sie jetzt vom Ufer der Fulda weg dem Eingang des Parks zu.
    Als sie ihn fast erreicht hatten, zügelte Eberstein sein Pferd und stieg ab. »Weshalb steigt Ihr ab?« fragte Charlotte verwundert.
    »Ich möchte Euch bitten, es ebenfalls zu tun. Ich habedas Bedürfnis, ein wenig an Eurer Seite zu schreiten -auch wenn es hoffnungslos ist.« Charlotte schüttelte den Kopf.
    »Ihr seid kindisch, Graf. Seid doch ehrlich vor Euch selbst. Ihr liebt mich doch gar nicht. Eure Bemühungen gelten auch nicht mir, der Charlotte Eck, sondern der einstigen Freundin Eures Freundes Baum. Der Himmel mag wissen, weshalb Ihr Euch verpflichtet fühlt, Michels Stelle bei mir einzunehmen.«
    Eberstein reagierte nicht auf das, was sie gesagt hatte. »Tut mir doch den Gefallen, steigt auch ein wenig ab.«
    Er trat dicht an ihr Pferd heran und half ihr galant aus dem Sattel. Sie gingen nebeneinander her und führten die Tiere am Zügel.
    Als sie den Parkeingang erreicht hatten, jene Stelle, wo der Weg eine Biegung machte, verhielt Eberstein den Schritt.
    Langsam wandte er sich zu ihr. Wieder schlug die Glocke der Sankt Martinskirche. Es war der
richtige Zeitpunkt.
»Weshalb bleibt Ihr hier stehen?« fragte Charlotte.
    »Charlotte«, hauchte er, »ich — ich — ich liebe Euch wahnsinnig.«
    Ein irres Feuer brannte in seinen Augen. Charlotte trat erschrocken einen kleinen Schritt zurück. Aber da war er schon bei ihr. Mit Gewalt riß er sie in seine Arme und preßte seinen Mund auf den ihren.
    Charlotte war so fassungslos, daß sie im ersten Augenblick vergaß, Widerstand zu leisten. Dann aber bekam sie ihre Fäuste frei.
    Jedoch war es zur Gegenwehr schon zu spät; denn in diesem Augenblick sagte eine Stimme: »Oh — ist es denn möglich! Meinen herzlichsten Glückwunsch!«
    Neben ihnen stand Richard Baum. Sein Jungengesicht war zu einem breiten Lachen verzogen. Er
dachte gar nicht daran, sich diskret zurückzuziehen, sondern streckte die Hände aus:
Charlotte und Eberstein fuhren auseinander.
»Darf man als erster gratulieren?« fragte Richard Baum.
»Ihr dürft«, gestand Eberstein zu.
Die beiden Gauner schüttelten sich die Hände.
    »Und Euch, gnädiges Fräulein«, wandte sich der Premierleutnant an Charlotte.
    Charlotte stand da, blaß, mit weißen Lippen und mit einer steilen Falte über der Nase.
    »Es ist unerhört, Graf«, rief sie, »was Ihr Euch da erlaubt habt!«
»Das finde ich auch«, sagte eine dunkle Stimme.
Alle drei fuhren herum.
    Sie sahen einen Mann, der aus einer Hecke heraustrat. Er kam langsam auf sie zu.
    Er trug einen großen, breitrandigen Hut, wie er hierzulande nicht üblich war, den er tief in die Stirn gezogen hatte.
    Die beiden Offiziere waren erschrocken. Premierleutnant Baum ermannte sich zuerst. »Was will Er hier?« fragte er barsch.
    Der Fremde war bis auf drei Schritte Entfernung herangekommen.
    »Halt den Mund, Kleiner«, sagte er zu dem Premierleutnant. »Wir sprechen uns später.« »Er Lümmel, Er!« rief Richard Baum aufgebracht.Der Fremde kümmerte sich nicht darum. Er wandte sich jetzt an den Grafen:
    »Ihr seid derselbe Schweinehund geblieben, der Ihr immer wart, Eberstein. Die Zeit allein scheint den Menschen eben doch nicht zu wandeln.«
    Bei den letzten Worten hatte die Stimme des Fremden einen helleren, metallischen Klang angenommen. Und daran erkannten sie ihn.
    Eberstein fuhr zurück. Mit weitaufgerissenen Augen starrte er die Erscheinung an. »B — B — Bau — Baum«, stotterte er entsetzensbleich.
    »Michel!« schrie Charlotte auf, »Michel — Michel -Michel !« Mit zwei Schritten war sie bei ihm und fiel ihm um den Hals. »Du glaubst doch nicht, daß ich mit Eberstein .. .« sagte sie hastig.
    »Nein, Charlotte, ich bin euch den ganzen Weg unauffällig gefolgt und habe gehört, was du gesagt hast.« Endlich hatte Michels Sehnsucht Erfüllung gefunden. Die, an die er in den vergangenen Jahren so oft hatte denken müssen, war jetzt bei ihm. Aber trotz aller Seligkeit verließ ihn nicht für einen Augenblick die notwendige Aufmerksamkeit.
    Der Graf hatte sich den Moment, indem die beiden Menschen sich in den Armen lagen, zunutze
gemacht und blank gezogen.
Michel drückte Charlotte zur Seite.
    »Nun, du Hund, wenn du zurückgekommen bist«, schrie Eberstein wütend,

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