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Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Flammen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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musste.
    Sie hat mir auch anvertraut, sie habe mit dem Gedanken gespielt, Nonne zu werden, dann aber beschlossen, dass sie auf Sex nicht verzichten wolle. Hoffentlich ist es nicht schlimm, so etwas hier zu sagen«, fügte er hinzu, als die Anwesenden leise lachten. »Meinen Großvater heiratete sie 1939. Nach zwei Stunden Flitterwochen mussten sie beide wieder zurück an die Arbeit. Offenbar ist ihnen in diesem kurzen Zeitraum mein Onkel Tom geglückt. Eine Tochter starb im Alter von sechs Monaten, ein Sohn fiel in Vietnam, noch bevor er seinen zwanzigsten Geburtstag feiern konnte. Schließlich verlor sie auch ihren Mann, aber eines ist ihr immer erhalten geblieben: ihr Glaube. Und auch ihre Unabhängigkeit hat ihr sehr viel bedeutet. Von ihr habe ich gelernt, Fahrrad ohne Stützräder zu fahren und alles zu Ende zu bringen, was ich einmal angefangen habe.«
    Bo räusperte sich. »Sie wird von ihren zwei Söhnen, meinem Cousin Jim und mir überlebt. Ich werde sie vermissen.«
    Reena wartete vor der Kirche, während die Trauergäste ein paar Worte mit Bo wechselten und dann zu ihren Autos gingen. Es war ein schöner Vormittag. Die Sonne schien hell, und es roch nach frisch gemähtem Gras.
    Ihr fielen zwei Personen auf, die immer in Bos Nähe blieben, ein etwa gleichaltriger Mann, schätzungsweise einsfünfundsiebzig groß, der eine modische Metallbrille,
einen eleganten dunklen Anzug und teure Schuhe trug. Und eine Frau um die dreißig mit kurzem, leuchtend rotem Haar, Sonnenbrille und ärmellosem schwarzem Kleid.
    Seinen Erzählungen zufolge konnten es keine Blutsverwandten sein. Doch Reena war sicher, dass Bo diese beiden Menschen als seine Familie empfand.
    Er ließ seine Freunde stehen und kam auf Reena zu. »Danke, dass du hier warst. Ich hatte kaum Zeit, mit dir zu reden. Vielen Dank für alles.«
    »Keine Ursache. Tut mir leid, dass ich dich nicht zum Friedhof begleiten kann, aber ich muss wieder ins Büro. Die Messe war sehr schön, Bo. Du hast deine Sache sehr gut gemacht.«
    »Ich hatte schreckliches Lampenfieber.« Er bedeckte seine müden Augen mit einer Sonnenbrille. »Vor so vielen Leuten musste ich seit dem grässlichen Rhetorikkurs in der High School nicht mehr sprechen.«
    »Du hast dich aber wacker geschlagen.«
    »Ich bin froh, dass ich es hinter mir habe.« Als er einen Blick auf die Wartenden warf, verzog er das Gesicht. »Ich muss mit meinem Vater hinfahren.« Er wies mit dem Kopf auf einen Mann im dunklen Anzug, dessen schwarzes Haar an den Schläfen einen Hauch von Silber aufwies, sodass es wie schimmernde Flügel wirkte. Sonnengebräunt und gut in Form, dachte Reena. Und ungeduldig.
    »Wir haben einander nichts mehr zu sagen. Wie kann es so weit kommen?«
    »Keine Ahnung, aber manchmal passiert es eben.« Sie küsste ihn auf die Wangen. »Pass auf dich auf.«
     
    An einem regnerischen, schwülen Junimorgen stand Reena vor der entstellten Leiche einer dreiundzwanzigjährigen Frau. Ihre Überreste lagen auf dem schmuddeligen Teppich
in dem heruntergekommenen Zimmer eines Hotels, für das die Bezeichnung »Absteige« noch schmeichelhaft gewesen wäre.
    Nach dem Führerschein in der unter dem Bett gefundenen Kunstledertasche und der Aussage des Mannes an der Rezeption war der Name der Toten DeWanna Johnson.
    Da von ihrem Gesicht und ihrem Oberkörper kaum noch etwas vorhanden war, würde die offizielle Identifizierung warten müssen. Sie war in eine Decke gewickelt, und als Feuerbrücke hatte jemand rund um sie herum Stücke von der Matratzenfüllung verteilt.
    Reena fotografierte, während O’Donnell die Szene betrachtete.
    »Also: DeWanna checkt vor drei Tagen mit einem Typen ein. Sie bezahlt zwei Nächte im Voraus in bar. Es ist zwar durchaus möglich, dass DeWanna aus freien Stücken beschlossen hat, auf dem Boden zu schlafen und ihr eigenes Gesicht anzuzünden, doch ich tippe eher auf eine Straftat.«
    O’Donnell kaute nachdenklich auf seinem Kaugummi herum. »Könnte es vielleicht sein, das diese mit Blut und einer grauen Masse beschmierte Bratpfanne da drüben deinen Verdacht erregt hat?«
    »Sie hat ihn zumindest nicht zerstreut. Mein Gott, DeWanna, bestimmt hat er es zuerst mit dir getrieben. Die Decke und die Matratzenfüllung sind leicht entflammbar, und das Körperfett wirkt wie der Talg einer Kerze. Aber der Täter hat einen Fehler gemacht. Er hätte ein Fenster öffnen und den Teppich mit einer brennbaren Flüssigkeit tränken sollen. Nicht genug Sauerstoff und zu wenig Flammen,

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