Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
während sie nach dem Hörer griff.
»Überraschung.«
Sie hätte sich ohrfeigen können, weil sie so nachlässig gewesen war, weder die Nummer zu überprüfen noch das Aufnahmegerät einzuschalten. Rasch holte sie beides nach. »Hallo, ich habe schon auf deinen Anruf gewartet.« Mit einer Handbewegung bat sie Bo um Ruhe.
»Brendan Avenue. Du wirst es sehen.«
»Bist du dort. Ist das deine Adresse?« Sie sah auf die Uhr. Früh für ihn. Noch nicht mal Mitternacht.
»Du wirst es sehen. Am besten beeilst du dich.«
»Mist!«, stieß sie leise hervor, als er auflegte. »Ich muss los.«
»Wer war das?«
»Wenn ich das wüsste.« Sie lief zum Flurschrank, um ihre Pistole vom obersten Fach zu nehmen. »Ein Schwachkopf, der mich immer wieder anruft und mit geheimnisvollen sexuellen Andeutungen um sich wirft«, erklärte sie, während sie sich das Halfter umschnallte. »Wahrscheinlich ein geklontes Mobiltelefon.«
»Stopp. Moment mal. Wo willst du hin?«
»Er sagte, er hätte in der Brendan Avenue etwas für mich vorbereitet. Und das werde ich mir jetzt anschauen.«
»Ich komme mit.«
»Auf gar keinen Fall.« Reena griff nach einer Jacke, um die Pistole zu verdecken. Doch Bo versperrte ihr in aller Seelenruhe den Weg zur Tür.
»Du wirst nicht allein losziehen, um dich mit einem Verrückten zu treffen. Wenn du mich nicht dabeihaben willst, meinetwegen. Aber ruf wenigstens deinen Partner an.«
»Wegen so einer Kleinigkeit will ich O’Donnell nicht wecken.«
»Gut.« Sein Tonfall war freundlich, aber unbeirrbar. »Soll ich fahren?«
»Bo, du gehst mir jetzt sofort aus dem Weg. Ich habe keine Zeit für solche Mätzchen.«
»Ruf O’Donnell an. Alarmiere einen Streifenwagen oder wie die Dinger sonst heißen. Oder ich komme mit. Andernfalls kannst du es dir gemütlich machen, denn ich lasse dich hier nicht raus.«
Wut stieg in ihr hoch, und sie biss die Zähne zusammen. »Das hier ist mein Beruf. Nur weil ich mit dir im Bett war …«
»Sprich nicht weiter.« Sein angespannter Tonfall und sein plötzlich kalter Blick vermittelten ihr auf einmal ein völlig neues Bild von ihm. »Ich weiß, was du von Beruf bist, Catarina. Aber das bedeutet nicht, dass du alleine hinter einem Spinner herrennen musst, der dich terrorisiert. Also, wie entscheidest du dich?«
Sie öffnete ihre Jacke. »Siehst du das?« Er warf einen Blick auf die Pistole. »Schwer zu übersehen. Also, wie entscheidest du dich?«, wiederholte er.
»Verdammt, Bo. Geh mir aus dem Weg. Ich will dir nicht wehtun müssen.«
»Ich dir auch nicht. Und vielleicht würdest du es sogar schaffen, mich schachmatt zu setzen. Hoffentlich müssen wir es nicht darauf ankommen lassen. Aber wenn du das tust, werde ich meinen verletzten Stolz hinunterschlucken, mich in mein Auto setzen und dir einfach folgen. Du fährst allein nirgendwohin. Mit der Frage, ob du dir etwas beweisen musst, kannst du dich auch noch später beschäftigen. Momentan verschwendest du nur Zeit.«
Reena fluchte nur selten auf Italienisch. Das sparte sie sich für ihre größten Wutanfälle auf. Nun jedoch stieß sie einen Schwall an Verwünschungen aus, während Bo nur ruhig dastand und sie betrachtete.
»Ich fahre«, zischte sie und riss wütend die Tür auf. »Du kapierst es einfach nicht. Doch das ist ja bei euch allen so.«
»Mit euch alle meinst du vermutlich Männer an sich«, stellte er fest, als sie an ihm vorbeirauschte.
»Wenn ich meinen männlichen Partner wegen einer solchen Kleinigkeit anrufe, tue ich das nur deshalb, weil ich ein Mädchen bin.«
»Da bin ich anderer Ansicht.« Bo nahm auf dem Beifahrersitz Platz und wartete, bis sie um den Wagen herumgelaufen war. »Natürlich bist du ein Mädchen, daran besteht kein Zweifel. Aber für mich ist es eher eine Frage des gesunden Menschenverstandes, nicht allein loszurennen.«
»Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Das glaube ich dir gern. Allerdings beweist du das nicht, indem du überflüssige Risiken eingehst.«
Sie warf ihm einen Blick zu, der töten konnte, bevor sie mit quietschenden Reifen losfuhr. »Ich mag es nicht, wenn man mir Vorschriften macht.«
»Wer mag das schon? Wie oft hat dieser Kerl dich angerufen, und was hat er gesagt?«
Mühsam beherrscht, klopfte Reena mit den Fingern aufs Steuer. »Das war heute das dritte Mal. Angeblich hat er eine Überraschung für mich. Beim ersten Mal habe ich es für einen normalen obszönen Anruf gehalten. Beim zweiten hat er mich mit Namen angesprochen, und deshalb
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