Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
er sich eine Dose Cola aus dem Kühlschrank geholt hatte, stürzte er den Inhalt im Stehen hinunter.
»Ich weiß, dass du sauer auf mich bist«, fuhr sie fort und stellte erschrocken fest, dass ihr Tonfall so spitz war wie der ihrer Lehrerin in der ersten Klasse. »Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um kindisch zu sein.«
Trotz seiner Müdigkeit blickte er sie über die Dose hinweg argwöhnisch an und reckte den Mittelfinger hoch. »Das«, meinte er, »war kindisch.«
»Wenn du unbedingt Streit willst, gebe ich dir einen Termin für später. Das hier ist offiziell, und du musst jetzt gut aufpassen.«
Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und bedeutete ihr mit einer lässigen Handbewegung fortzufahren. Reena erkannte an seinen Blick, dass er verärgert und erschöpft
war. Außerdem hatte er Schmerzen. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, um ihn zu bemitleiden.
»Ich habe Grund zu der Annahme, dass meine Verbindung zu dem Brandstifter viel weiter zurückreicht, als wir ursprünglich dachten.«
Er kippte noch einen Schluck Cola hinunter. »Na und?«
»Ich verfolge eine Theorie, auf die mich die Telefonate mit ihm gebracht haben. Einschließlich dem von heute Morgen.«
Bo umfasste die Dose so fest, dass sie kleine Dellen bekam. »Also hat er dich geweckt, und du hast beschlossen, mich an deinem Glück teilhaben zu lassen und mich ebenfalls aus dem Bett zu holen.«
»Bo.«
»Ach, zum Teufel.« Sein Tonfall war müde und ausdruckslos, als er mühsam aufstand und eine Packung Schmerztabletten aus dem Schrank holte. Er schüttete sich ein paar davon auf die Hand und warf sie in den Mund wie Bonbons.
»Du hast Schmerzen.«
Bo bedachte sie mit einem eisigen Blick und spülte dann die Tabletten mit Cola hinunter. »Nein, ich stehe nur auf die Kombination von Tabletten und Cola. Ein Frühstück für Sieger.«
Reena bekam ein flaues Gefühl im Magen. »Du bist offenbar wirklich sauer auf mich.«
»Ich bin sauer auf dich, auf Männer, Frauen, Kleinkinder und sämtliche pflanzlichen und tierischen Lebewesen auf dem Planeten Erde sowie im gesamten Universum, wo meines Wissens nach ebenfalls Leben existiert. Ich habe nämlich nur fünf Minuten geschlafen, und mir tut jeder Knochen im Leib weh.«
Reena stellte fest, dass er abgesehen von dem Verband am Arm auch noch verschiedene Schürfwunden, Blutergüsse und Kratzer aufwies. Sie selbst hatte zwar auch
welche, aber ihn hatte es weitaus schlimmer erwischt, weil er sie mit seinem Körper geschützt hatte.
Eigentlich hatte sie ihm nur in möglichst knappen Worten die Lage schildern und nicht ins Detail gehen wollen. Doch als sie nun seinen mürrischen Blick, seine zerzausten Haare und seinen zerschrammten Körper bemerkte, überlegte sie es sich anders.
Selbst ihre strenge Lehrerin in der ersten Klasse hatte auf die Wunde gepustet, als sie sich auf dem Schulhof das Knie aufgeschlagen hatte.
»Warum setzt du dich nicht? Ich mache dir etwas zu essen und einen Eisbeutel. Dein Knie sieht ziemlich verbeult aus.«
»Ich habe keinen Hunger. Im Gefrierfach liegt ein Päckchen Erbsen.«
Da Reena schon öfter ein paar Beulen abgekriegt hatte, verstand sie sofort, wozu er die Erbsen brauchte. Sie holte sie aus dem Gefrierfach und legte sie ihm aufs Knie.
»Es tut mir leid, dass du verletzt bist und dass du dein Auto verloren hast. Und ich muss mich entschuldigen, weil ich dich so angefahren habe. Schließlich hast du meinem Vater nur etwas erzählt, das ich ihm schon längst selbst hätte sagen sollen.«
Reena stützte die Ellenbogen auf den Tisch und presste sich die Handballen gegen die Augen. »Bo, das alles tut mir so verdammt leid.«
»Tu es nicht. Wenn du jetzt weinst, verdirbst du dir einen erstklassigen Wutanfall.«
»Ich weine nicht.« Allerdings musste sie ihre gesamten Kräfte aufbieten, um diese Aussage nicht sofort Lügen zu strafen. »Es wird immer schlimmer, Bo. Und du bist nur meinetwegen in die Sache verwickelt.«
»Wie viel schlimmer ist es denn geworden?«
»Ich muss telefonieren.« Sie zog ihr Telefon aus der Tasche. »Es dauert ein wenig länger, als ich gedacht habe.
Darf ich mir auch eine nehmen?«, fragte sie mit einer Kopfbewegung in Richtung seiner Cola.
»Nur zu.«
»O’Donnell?« Sie stand auf, als ihr Partner sich meldete. »Ich brauche noch eine halbe Stunde. Bin ein bisschen zu spät dran.« Reena öffnete den Kühlschrank. Zwischen Bos Coca-Cola-Dosen standen welche mit Pepsi light, die er, wie sie wusste, eigens für sie gekauft
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