Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
er tut.«
Schlau, schlau. Gib der alten Dame einfach ein Telefon und eine Nummer und sage ihr, wann sie anrufen soll. Blöde Schlampe. Muss ihr immer wieder zeigen, wie das Ding funktioniert. Unser kleines Geheimnis, Ma, nur wir beide gegen die böse Welt.
Sie glaubt’s sofort – wie immer.
Und es klappt. Die kleine Nutte aus der Nachbarschaft kapiert es endlich! Nun erinnert sie sich. Klasse! Jetzt macht es erst richtig Spaß.
Alles wird sich ändern. Die Pechsträhne ist endgültig vorbei. Ein neues Kapitel.
Alles wird brennen, auch die kleine Nutte, die schuld an der ganzen Sache ist.
Als Reena im Sirico eintraf, schwirrte ihr der Kopf von
den vielen Informationen, Theorien und Sorgen. Doch ein Besuch im Restaurant war stets genau das Richtige, um Abstand von einem anstrengenden Tag zu bekommen. Und heute Abend war sie außerdem noch mit Bo verabredet.
Als sie den Blick über die Tische schweifen ließ, sah sie ihn nicht sofort, erkannte jedoch die Rothaarige – Mandy, wie sie sich erinnerte –, die mit einem etwa dreißigjährigen Mann mit hellbraunem Haar gemütlich in einer Ecke saß. Er sah aus wie ein Collegeboy, sie eher wie ein übrig gebliebener Hippie.
Die beiden tranken roten Hauswein und schienen unzertrennlich.
Im nächsten Moment bemerkte sie John, der an einem Zweiertisch saß, und schlängelte sich – wie immer von Winken und Begrüßungen begleitet – zu ihm durch. »Du bist genau der Mann, den ich sprechen muss.«
»Die Muschelsauce ist heute wieder besonders gut.«
»Ich merke es mir.« Sie nahm ihm gegenüber Platz und winkte die Kellnerin weg, die sich ihnen nähern wollte. »Ich habe ein Problem.«
John widmete sich weiter seinen Linguini. »Das habe ich auch schon gehört.«
Reena lehnte sich zurück. »Dad hat dich angerufen?«
»Wundert dich das? Warum hast du dich nicht selbst gemeldet?«
»Das wollte ich noch. Ich brauche ein offenes Ohr und jemandem, der mich berät, aber nicht hier. Können wir uns morgen irgendwo zum Frühstücken treffen? Oder, noch besser, du kommst zu mir. Ich koche dir etwas.«
»Wann?«
»Ist dir sieben zu früh?«
»Das würde ich in meinem Terminkalender noch unterkriegen. Kannst du nicht schon mal ein paar Andeutungen machen?«
Reena wollte schon anfangen zu erzählen, als ihr klar wurde, dass dann ein umfassender Bericht fällig sein würde – und dass sie alles loswerden musste, was sie auf dem Herzen hatte. »Ich würde lieber heute Nacht noch darüber brüten und meine Gedanken ordnen.«
»Dann also um sieben.«
»Danke.«
»Reena.« Als sie aufstehen wollte, hielt er sie an der Hand fest. »Ich muss wohl nicht eigens betonen, dass du vorsichtig sein sollst.«
»Nein.« Sie erhob sich und beugte sich vor, um ihn auf die Wange zu küssen. »Nein, musst du nicht.«
Sie ging in die Küche und warf Jack, der gerade Sauce auf einen runden Teigfladen schöpfte, eine Kusshand zu. »Hast du Bo gesehen? Eigentlich war ich hier mit ihm verabredet.«
»Hinten in der Küche.«
Neugierig umrundete sie die Theke und blieb in der Küchentür stehen, um zuzuhören, wie ihr Vater Bo Nachhilfe als Pizzabäcker gab.
»Der Teig muss elastisch sein, sonst dehnt er sich nicht richtig. Schließlich will man nicht, dass er beim Ziehen Löcher kriegt.«
»Gut, also …« Bo hatte einen der Teigklumpen in der Hand, die in geölten Schüsseln im Kühlschrank aufbewahrt wurden, und fing an, ihn zu ziehen.
»Und jetzt nimmst du die Fäuste, wie ich es dir gezeigt habe, und beginnst mit dem Formen.«
Konzentriert schob Bo die Fäuste unter den Teig und drückte und knetete vorsichtig. Nicht schlecht für einen Anfänger, dachte Reena.
»Darf ich ihn werfen?«
»Wehe, wenn du ihn fallen lässt«, warnte Gib.
»Schon gut.« Wie er so mit gespreizten Beinen und aufmerksamem Blick dastand, fand Reena, dass er aussah,
als wolle er gleich mit brennenden Fackeln jonglieren.
Bo warf den Teig in die Luft.
Nach Reenas Meinung war der hohe Bogen ein wenig riskant, doch es gelang ihm, den Teig aufzufangen, ihn zu drehen und erneut zu werfen.
Als sie das breite Grinsen auf seinem Gesicht bemerkte, musste sie ein Auflachen unterdrücken, denn sie wollte ihn nicht aus dem Konzept bringen. Aber er machte wirklich den Eindruck eines kleinen Jungen, der zum ersten Mal allein und ohne Stützräder Fahrrad fährt.
»Das ist Spitze. Aber was fange ich jetzt damit an?«
»Schau genau hin«, erwiderte Gib. »Ist er groß genug?«
»Sieht so aus.
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