Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
Anschließend kippte er das Fenster wegen der besseren Luftzufuhr und legte eine Feuerbrücke aus Lumpen und locker zusammengeknülltem Wachspapier.
Nachdem alles zu seiner Zufriedenheit vorbereitet war, ging er mit weiteren Kerzen und den restlichen Lumpen ins Schlafzimmer.
Obwohl sie nur noch halb bei Bewusstsein war, stellte er fest, dass sie bei seinem Anblick aufmerkte. Angst stand in ihren Augen.
»Tut mir leid, Deb, aber ich habe keine Zeit für eine dritte Runde. Also kommen wir gleich zum großen Finale. Hat dein Mann je Arbeit mit nach Hause gebracht?«, fragte er und zückte ein Messer.
Sie begann wieder, sich wild zu sträuben – offenbar steckte doch noch Leben in der Alten –, als er die Klinge im Licht aufblitzen ließ.
»Habt ihr je darüber gesprochen, wie er seinen Arbeitstag verbringt? Hat er dir vielleicht Fotos von Leuten gezeigt, die in ihren Betten verbrannt sind?«
Heftig stieß er, nur wenige Zentimeter von ihrer Hüfte entfernt, zu. Sie bäumte sich auf und fing erneut an, sich zu winden und gurgelnde Geräusche auszustoßen. Dabei atmete sie heftig durch die Nase, und ihre Augen waren so weit aufgerissen, dass er sich wunderte, warum sie ihr nicht aus dem Schädel sprangen wie zwei Oliven.
Er schlitzte die Matratze auf und zerrte die Füllung heraus. Nachdem er das Messer wieder eingesteckt hatte, holte er einen Behälter aus dem Rucksack. »Nebenan habe ich Sachen aus deiner Küche benutzt. Hoffentlich stört es dich nicht. Aber für das Schlafzimmer habe ich selbst etwas mitgebracht. Ein bisschen Spiritus. Der brennt lange.«
Er verteilte die Matratzenfüllung, die Lumpen und die Laken, die sie in ihrer Todesangst beschmutzt hatte, auf dem Boden, überschüttete sie mit dem Spiritus und benutzte sie und das restliche Wachspapier als Feuerbrücke zu den Vorhängen. Anschließend stellte er die Lampe auf den Boden und nahm, fröhlich vor sich hinpfeifend, ihren Nachttisch auseinander. »Das funktioniert wie bei einem Lagerfeuer«, erklärte er, während er die Nachttischteile zeltförmig über den Feuerbrücken aufstellte. »Weißt du, der Spiritus ist leicht entzündlich. Die Möbelpolitur, die ich in der Küche verwendet habe, verträgt um einiges mehr Hitze. Doch wenn man alles richtig macht, brennt es wunderbar, sobald es erst einmal Feuer gefangen hat. Und das ist das, was wir mal als meine zweite Welle bezeichnen wollen. Den so genannten Ursprungsort. Hier drin findet die Hauptshow statt, und du, Deb, bist der Star. Aber vorher noch ein paar Einzelheiten.«
Er kletterte auf ihren Schreibtischstuhl, öffnete das Gehäuse des Rauchmelders und entfernte die Batterie.
Da der Stuhl ihm gerade recht kam, zerschmetterte er ihn anschließend und baute die Teile ebenfalls zeltförmig auf der Matratze auf.
Zu guter Letzt trat er zurück und nickte. »Gar nicht so schlecht, wenn ich mich selbst loben darf. Verdammt, ich krieg schon wieder einen Ständer.« Er kratzte sich zwischen den Beinen. »Schade, dass du nichts mehr davon haben wirst, Schätzchen, aber ich muss los.«
Er legte Streichholzbriefchen entlang der Feuerbrücken und in den zeltförmigen Kaminen aus und lächelte die Gefesselte kühl an, während sie sich sträubte, mit den Fersen gegen die Matratze trommelte und trotz des Knebels zu schreien versuchte.
»Manchmal erwischt der Rauch einen zuerst. Manchmal auch nicht. Ich habe alles so arrangiert, dass du deine
eigene Haut knistern hören wirst. Du wirst riechen, wie du brätst.«
Seine Augen waren stumpf und kalt wie die eines Hais. »Sie werden dich nicht rechtzeitig finden, Deb. Mach dir da keine falschen Hoffnungen. Und wenn du dem feigen Sack von einem Ehemann in der Hölle begegnest, richte ihm die besten Grüße von Joseph Frances Pastorelli junior aus.«
Er hielt ein langes, schmales Gasfeuerzeug hoch und zeigte ihr die Flamme, die daraus emporzüngelte, bevor er die Matratzenfüllung, die Streichholzbriefchen und die Lumpen anzündete.
Dann sah er zu, wie das Feuer sich erst langsam und dann immer schneller ausbreitete und heimtückisch den Pfad entlangzüngelte, den er vorbereitet hatte.
Schließlich schulterte er seinen Rucksack, schlenderte hinaus und zündete den Scheiterhaufen in der Küche an. Zu guter Letzt schaltete er noch den Gasherd ein, löschte die Zündflamme und ließ die Tür offen.
Das Feuer kroch auf sie zu und näherte sich dem Bett wie ein Liebhaber. Qualm stieg in trägen Wolken zur Decke. Er wich den Flammen aus und öffnete das
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