Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
Steve heiraten – er wisse es nur noch nicht.
Nach all den Jahren konnte sie diese Aussage endlich verstehen.
Reena stellte das Hühnchen zum Aufwärmen in den Backofen. Nach einer ordentlichen Mahlzeit würde sie wieder klarer denken können und nicht mehr so nervös sein.
Dann kehrte sie mit der Wasserflasche zurück ins Wohnzimmer, um wieder die Karte zu betrachten.
»Wo bist du, Joey?«, fragte sie in Gedanken. »Wo steckst du nur?«
Wenn sie da suchen, arbeite ich eben dort. Nicht nur der richtige Zeitpunkt ist wichtig, es kommt auch auf die Planung an.
Nun hat sie bestimmt das Höschen voll und glaubt, dass ich Mama und Papa ans Leder will.
Noch nicht.
Ein idyllisches Fleckchen Erde. Fells Point. Wenn es erst einmal brennt, wird es noch hübscher.
Die Bullen waren ja so dämlich. Wie oft hatte er ihnen das schon bewiesen? Gut, sie hatten ihn ein paar Mal erwischt, aber damals war er ja auch noch jünger gewesen. Außerdem hatte er etwas daraus gelernt. Im Knast gab es nämlich viel Zeit zum Lernen. Zeit, um zu planen und sich alles genau vorzustellen, zu lesen und zu studieren … Im Gefängnis hatte er viel über Computer gelernt. In der
heutigen Zeit waren gute Computerkenntnisse nämlich nicht zu verachten, um sich in fremde Datenbanken einzuhacken, Informationen zu beschaffen und Telefone zu klonen.
Und um herauszufinden, wo die Witwe eines gewissen Polizisten wohnte.
Ein Jammer, dass der andere Kerl nach Florida gezogen war. Um den würde er sich später kümmern. Allerdings wäre es nett gewesen, sich gleich beide Schweine vorzuknöpfen, die damals seinen Vater abgeholt, ihn aus seinem eigenen Haus geschleppt und ihn gedemütigt hatten.
Es war eine Erniedrigung für sie beide gewesen.
Dabei spielte es keine Rolle, dass das Bullenschwein bereits den Löffel abgegeben hatte. Dann musste eben seine Witwe dran glauben.
Joey parkte den Wagen – wieder ein Cherokee – eine Straßenecke entfernt und marschierte entschlossen den Gehweg entlang.
Die Jeans hatte er anbehalten, doch er trug dazu ein blaues Oberhemd mit hochgekrempelten Ärmeln, Nike-Turnschuhe und eine schwarze Baseballkappe mit dem Emblem der Orioles. Außerdem hatte er einen kleinen Rucksack bei sich – und einen glänzenden weißen Karton aus einem Blumengeschäft.
Die Witwe dieses Schweins – Thomas Umberio –, von ihren Freunden Deb genannt, lebte allein. Die Tochter wohnte in Seattle, also außerhalb des Jagdgebietes, und der Sohn in Rockville. Wenn das näher bei Baltimore gewesen wäre, hätte Joey sich den Sohn statt der Witwe vorgeknöpft. Doch schließlich war das ein Heimspiel.
Er wusste, dass Deb sechsundfünfzig war, Mathematik an der High School unterrichtete, einen Honda Civic Baujahr 1997 fuhr, dreimal wöchentlich nach der Schule in ein Fitnessstudio – nur für Weiber – ging und meistens um zehn Uhr abends die Schlafzimmervorhänge zuzog.
Wahrscheinlich, damit sie es sich in Ruhe selbst besorgen kann, dachte er, als er in aller Seelenruhe das Mietshaus betrat und die Treppe in den zweiten Stock hinaufstieg, statt den Aufzug zu nehmen.
Auf jeder Etage gab es vier Wohnungen, das hatte Joey bereits erkundet. Doch er brauchte sich keine großen Sorgen zu machen. Die Tattergreise von gegenüber gingen jeden Mittwoch am frühen Abend zum Essen.
Vielleicht machst du ja gerade Hausaufgaben, Frau Lehrerin, dachte er, während er vergnügt an Deborah Umberios Tür klopfte.
Sie öffnete, doch da sie die Sicherheitskette vorgelegt hatte, konnte er nur einen kurzen Blick auf sie erhaschen. Braunes Haar, spitzes Gesicht, argwöhnischer Augenausdruck.
»Deborah Umberio?«
»Ja…«
»Ich habe hier Blumen für Sie.«
»Blumen?« Sie errötete. Frauen waren ja so berechenbar. »Wer schickt mir denn Blumen?«
»Äh …« Er drehte den Karton, als lese er ein Etikett ab. »Sharon McMasters, Seattle.«
»Das ist meine Tochter. Tja, da bin ich aber überrascht. Moment bitte.« Sie schloss die Tür, entfernte die Kette und machte wieder auf. »Wirklich eine nette Überraschung«, wiederholte sie und streckte die Hand nach dem Karton aus.
Er schlug ihr mit der rechten Faust ins Gesicht, und als sie rückwärts taumelte, schlüpfte er rasch in die Wohnung, zog die Tür zu, schloss ab und legte die Kette vor.
»Nicht wahr?«, höhnte er.
Er hatte noch viel zu tun. Nachdem er die Frau ins Schlafzimmer gezerrt hatte, zog er sie aus und fesselte und knebelte sie. Obwohl sie noch immer nicht bei Bewusstsein
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