Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
dabei jemand ums Leben gekommen, Joe. Er hat die Witwe eines der Brandermittler getötet, die Sie damals wegen des Feuers im Sirico verhaftet haben.«
»Die Schweine haben mich aus meinem eigenen Haus geschleppt.« Joe pustete Rauch aus und hustete krampfartig, bis ihm die Tränen in die Augen traten. »Aus meinem eigenen Haus.« Er trank einen Schluck Bier und hustete wieder.
»Wie lange geben die Ärzte Ihnen noch, Joe? Wie lange haben Sie noch zu leben?«
Als er grinste, verzerrte sich sein Gesicht zu einer abscheulichen Fratze. »Wenn man den dämlichen Quacksalbern glauben soll, müsste ich schon längst den Löffel abgegeben haben. Aber ich bin noch da, was zum Teufel wissen die also? Ich bin schlauer als diese Kurpfuscher.«
»Weiß Joey, dass Sie krank sind?«
»Er war ein paar Mal mit mir beim Arzt. Die wollten mich mit Gift vollpumpen. Scheiß drauf. Krebs. Bauchspeicheldrüse. Angeblich frisst der Krebs inzwischen auch meine Leber und alles andere auf, und ich dürfte weder trinken noch rauchen.« Der Totenschädel grinste immer noch, als er an seiner Zigarette zog. »Ich scheiß auf alles.«
»Und Joey ist zurückgekommen, um für Sie aufzuräumen.«
»Keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Er kümmert sich um die Leute, die Ihnen damals eins ausgewischt haben. Vor allem um Catarina Hale.«
»Die kleine Schlampe. Ist durchs Viertel getänzelt, als wäre sie was Besseres, und hat meinem Jungen schöne Augen gemacht. Also hat er eben zugegriffen. Was ist denn schon dabei? Und dieser Hale, das Arschloch, hat gedacht, er könnte sich mit uns anlegen. Aber dem hab ich es ordentlich heimgezahlt.«
»Und dafür haben Sie gesessen.«
»Er hat mein Leben ruiniert.« Das Grinsen verflog. »Hale, das Arschloch, hat mein Leben ruiniert. Nach dem Knast konnte ich keinen anständigen Job mehr kriegen und musste die Kotze anderer Leute wegwischen, verdammt. Meine Würde hat er mir genommen. Und mein Leben. Ich bin krank geworden, weil ich im Gefängnis war, ganz gleich, was die verdammten Ärzte auch sagen. Und wahrscheinlich hat Joey es auch geerbt. Und alles nur wegen dieser kleinen Hure.«
John verzichtete, ihn darauf hinzuweisen, dass es unmöglich war, sich im Gefängnis Bauchspeicheldrüsenkrebs zu holen. Und selbst wenn das anders gewesen wäre, konnte man eine ansteckende Krankheit anschließend nicht an seinen Sohn weitervererben.
»Ein richtiges Pech. Und wahrscheinlich war Joey auch dieser Ansicht.«
»Schließlich ist er mein Sohn. Er respektiert seinen Vater und weiß, es ist nicht meine Schuld, dass ich ihm vielleicht die Krebsgene vererbt habe. Er hat nämlich Grips. Mein Joey war schon immer ein ganz Schlauer. Das hat er ganz sicher nicht von seiner Mutter, dieser blöden Kuh. Er wird mir Geld schicken oder mich sogar auf eine Reise mitnehmen, damit ich aus dieser unerträglichen Hitze rauskomme.«
Kurz schloss Joe die Augen und drehte den Kopf zu
einem der Ventilatoren, sodass sein schütteres Haar in dem abgestandenen Luftzug flatterte. »Nach Norditalien, in die Berge, wo es kühl ist. Er hat einen Plan, und die Bullen werden ihm nie etwas nachweisen können. Dazu ist er viel zu klug.«
»Heute Nacht hat er eine Frau in ihrem Bett verbrannt.«
»Kann durchaus sein.« Doch an dem plötzlichen Leuchten in seinen Augen war zu erkennen, dass Joe mächtig stolz auf diese Gräueltat seines Sohnes war. »Wenn das stimmt, wird sie es sich wohl selbst eingebrockt haben.«
»Falls er sich bei Ihnen meldet, Joe, tun Sie sich bitte einen Gefallen.« John zog ein Notizbuch und einen Stift hervor und notierte seinen Namen und seine Telefonnummer. »Rufen Sie mich an. Es ist besser für ihn, wenn Sie mir helfen, ihn zu finden. Wenn die Polizei mir zuvorkommt, kann ich für nichts garantieren. Er hat nämlich die Frau eines Polizisten getötet. Aber wenn Sie mich anrufen, kann ich vielleicht dafür sorgen, dass Sie ein bisschen Geld bekommen.«
»Wie viel?«
»Ein paar Hunderter«, erwiderte John, dem es vor Ekel fast den Magen umdrehte. »Möglicherweise auch mehr.«
Er stand auf und legte den Zettel auf den Beistelltisch. »Er fordert sein Glück heraus. Lange geht das nicht mehr so weiter.«
»Wer Grips hat, braucht kein Glück.«
Während John sich mit dem Wagen auf den Nachhauseweg machte, war Joey gerade damit beschäftigt, das Schloss an der Hintertür von Johns Reihenhaus aufzubrechen. Bis jetzt lief alles genau nach Plan, sagte er sich zufrieden.
Als er sich vorstellte, wie die Frau
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