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Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Flammen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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anschließend mit Gewinn weiterveräußert.
    Bo erinnerte sich noch gut daran, wie er Brad zu der ersten Investition überredet und ihm das verfallene Gebäude als ungeschliffenen Rohdiamanten angepriesen hatte. Dabei musste er seinem alten Freund zugutehalten, dass er offenbar eine Menge Fantasie – oder Gottvertrauen  – besaß.
    Auch seiner Großmutter war er dankbar, denn sie hatte an ihn geglaubt und ihm einen Teil der Kaufsumme vorgeschossen. Bo nahm sich vor, sie gleich anzurufen und sie zu fragen, ob es bei ihr im Haus etwas für ihn zu tun gab.
    Brad und er hatten beim Umbau des ersten Hauses geschuftet wie die Wilden und ein gutes Geschäft dabei gemacht. Nachdem er seiner Großmutter das Darlehen plus Zinsen zurückgezahlt hatte, war noch genug übrig geblieben, um es wieder zu investieren.
    Wenn Bo sich die Zeit nahm, wirklich gründlich darüber nachzudenken, wusste er, dass er seinen Erfolg eigentlich dem Tod eines Jungen verdankte, auch wenn er nicht genau sagen konnte, warum die Tragödie eines mehr oder weniger fremden Menschen sein Leben so verändert
hatte. Jedenfalls hatte sie ihm den Anstoß gegeben, sich nicht mehr treiben zu lassen, sondern etwas aus seinem Leben zu machen.
    Josh, überlegte Bo nun weiter, während das Haus der Mallorys in Owen’s Mill hinter ihm zurückblieb. Mandy war damals schwer von dem Unglück erschüttert gewesen. Aber seltsamerweise hatten unter anderem das Feuer und der Tod des jungen Mannes ihre Freundschaft noch mehr gefestigt.
    Brad und… wie zum Teufel hatte sie noch einmal geheißen? Die kleine Blonde, auf die sein Freund damals so gestanden hatte? Carrie? Cathie? Mist, aber es spielte ja keine Rolle. Schließlich war nichts daraus geworden.
    Momentan hatte Brad ein Auge auf eine scharfe Brünette geworfen, die gerne Salsa tanzte.
    Bo hingegen musste immer wieder an eine andere Blondine denken, die er während einer Party vor einer halben Ewigkeit ganz kurz gesehen hatte. Er sah ihr Gesicht vor sich, als ob es gestern gewesen wäre, ihre Lockenmähne und das kleine Muttermal neben ihrem Mund.
    Doch das war längst vorbei, hielt er sich vor Augen. Ihren Namen hatte er nie erfahren, nie den Klang ihrer Stimme gehört oder gar ihren Duft wahrgenommen. Vermutlich wurden die Erinnerung und dieses Gefühl dadurch nur umso verlockender.
    Als Bo sich in den fließenden Verkehr einfädelte, kam er zu dem Ergebnis, dass offenbar ganz Baltimore Feierabend und einen leeren Kühlschrank hatte. Ein paar Schneeflocken reichten offenbar aus, damit alle Welt die Supermärkte stürmte. Bo fragte sich, ob er das Einkaufen lieber ausfallen lassen und sich mit dem begnügen sollte, was er im Haus hatte.
    Er konnte sich ja auch eine Pizza bestellen.
    Schließlich musste er noch die Zeichnungen für sein
nächstes Projekt durchsehen und eine Materialliste für das Haus erstellen, das er und Brad gerade gekauft hatten.
    Er konnte seine Zeit auch sinnvoller nutzen. Als der Verkehr in seiner Spur zum Stillstand kam, blickte Bo gelangweilt nach links.
    Zuerst sah er nur eine sehr hübsche Frau am Steuer eines dunkelblauen Chevrolet Blazer. Dichtes Haar und karamellfarbene Locken, die unter einer schwarzen Schirmmütze hervorquollen. Offenbar im Rhythmus mit einer Melodie, die gerade im Radio lief, klopfte sie mit den Fingern aufs Steuer. Aus seinem eigenen Lautsprecher dudelte »Growing Up« von Springsteen, und er schloss aus dem Takt ihrer Finger, dass sie dasselbe Lied hörte.
    Ein komischer Zufall.
    Belustigt von diesem Gedanken, warf er noch einen Blick auf ihr Gesicht.
    Sie war es! Das Mädchen aus seinen Träumen. Die Wangenknochen. Die geschwungenen Lippen. Das kleine Muttermal.
    Ihm blieb der Mund offen stehen, und er zuckte so heftig zusammen, dass er den Motor absterben ließ. Kurz drehte sie sich zu ihm um, und einen atemlosen Sekundenbruchteil lang traf ihn ein Blick aus braunen Augen.
    Und wieder verstummte die Musik.
    Du meine Güte, dachte er. Doch schon im nächsten Moment verzog sie unwillig das Gesicht, wandte sich ab und fuhr weg.
    »Aber, aber, aber…« Sein eigenes Gestammel holte ihn in die Wirklichkeit zurück, und er hätte sich ohrfeigen können, als er den Motor wieder anließ. Doch während sich der Verkehr auf ihrer Fahrspur weiterbewegte, steckte er auf seiner Seite im Stau fest. Ärgerliches Gehupe ertönte, als er den Sicherheitsgurt öffnete und die Tür aufstieß.
    Beinahe wäre er wie ein Wilder ihrem Wagen hinterhergerannt und einfach die Straße

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