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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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Knie.
    »Das ist die letzte. Macht vierundzwanzig Euro.« Der Mann hinter dem Tresen stellte eine zerknautschte Tüte Milch neben die Zigaretten und schraubte eine Portionsflasche Weinbrand auf.  
    Kanther deutete darauf. »Geben Sie mir auch eine.« Sein Puls raste und der Schweiß rann ihm den Rücken hinunter.
    Bei dem Mädchen auf dem Foto handelte es sich eindeutig um Elena, auch wenn sie eine andere Frisur hatte. Elena, die Kleine vom Schwarzen Meer, die er gevögelt hatte. Beinahe gevögelt. Beinahe gevögelt und beinahe geschlagen. Und wer weiß was noch.
    Der Schnaps kam. Kanther schraubte mit zitternden Fingern den Verschluss auf und leerte das Fläschchen in einem Zug. Der Alkohol brannte im Magen, doch er minderte die aufkeimende Angst. Kanther kaufte ein Exemplar von allen Zeitungen, die auf der Titelseite über die beiden Mädchen berichteten.
    Auf keinen Fall wollte er jetzt allein in seiner Wohnung sein. Darum setzte er sich am Luisenplatz ins Lido , ein winziges Straßencafé – der Besitzer hatte gerade erst ein paar Stühle auf den Bürgersteig gestellt –, und begann zu lesen. Mit jeder Zeile, die er in sich aufsaugte, fühlte er sich elender.
    Die Tote im Kronberger Forst war Elenas Schwester Natalia Pawlenko. Man hatte sie erdrosselt und vermutlich vergewaltigt. Ihre Leiche war in den Wald geschafft und dort an einen Ast gebunden worden, um einen Selbstmord vorzutäuschen. Die Polizei hatte einen verdächtigen Boxer vernommen, der jedoch ein Alibi besaß. Doch Kanther beunruhigte viel mehr, was über Elena bekannt war. Das illegal als Prostituierte arbeitende Mädchen hatte man vor neun Tagen ebenfalls erhängt aufgefunden, einige Stunden nach Kan-thers Besuch bei ihr. In der Nacht, an deren genauen Verlauf er sich nicht erinnern konnte. Inzwischen schloss die Polizei nicht mehr aus, dass sie ebenfalls ermordet und vergewaltigt worden war. Von ein und demselben Täter.
    Kanther blätterte in der Zeitung weiter auf Seite drei.
     
    Der Kommentar. Von Dr. Wilfried Winter
    IST DER WÜRGER ZURÜCKGEKEHRT?
    Zwei junge Frauen werden in unserer Stadt tot aufgefunden. Selbstmord heißt es bei der einen. Die andere ist der Polizei gerade mal eine unterbesetzte Sonderkommission wert. Warum? Weil die Toten illegale Prostituierte waren. Fast noch Kinder, die von gewissenlosen Menschenhändlern aus dem Osten nach Deutschland gelockt wurden. 232er werden sie genannt, nach Paragraf 232 des Strafgesetzbuches – Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Solche Frauen sind bei uns nur eine Nummer, Menschen zweiter Klasse, auch über den Tod hinaus. Hätte der Würger zwei Studentinnen aus dem gut betuchten Nord-end brutal vergewaltigt und aufgehängt wie Schlachtvieh, wäre sofort eine Hundertschaft ausgerückt, der Polizeipräsident vorneweg. Aber so? Dienst nach Vorschrift.  
    Apropos Mörder: Hoffentlich beweist die Polizei dieses Mal mehr Geschick. Denn vor zwanzig Jahren gab es bei uns schon einmal jemanden, der Frauen aus dem Rotlichtmilieu erwürgt und aufgehängt hat. Und obwohl ein stadtbekannter Bestsellerautor unter dringendem Tatverdacht stand, ließ man ihn unbegreiflicherweise wieder frei, und er lebt bis heute unbehelligt unter uns.  
    Frankfurter, passt auf eure Töchter auf – der Würger ist zurückgekehrt!
    *
    Hartmann legte die Boulevardzeitung mit der aufgeschlagenen Seite drei auf Noras Tisch.  
    Sie überflog den Artikel. Zorn wallte in ihr auf. Die Polizei wurde nicht nur als faule, unorganisierte Bande dargestellt, die nicht das geringste Interesse an einer Aufklärung des Falls hatte.  
    Der Autor warf außerdem noch mit wüsten Unterstellungen um sich, wobei Nora keine Ahnung hatte, wer mit dem stadtbekannten Schriftsteller gemeint war. Der Mann tat ihr jetzt schon leid. Keine zehn Minuten nach Erscheinen des Artikels hatten sicher schon die ersten Reporter bei ihm angerufen. Diese Sensationslüsternheit der Regenbogenpresse deprimierte sie, aber für ihren Zorn gab es einen zusätzlichen Grund.
    »Kinder haften nicht für ihre Eltern«, sagte sie düster, mehr zu sich selbst als zu Hartmann.
    Ihr Chef nickte verständnisvoll. »Das war auch kein Vorwurf. Es ist einfach wieder mal ein Beispiel dafür, wie die Presse uns das Leben schwer macht. Als hätten wir nicht so schon genug Probleme. Vielleicht kannst du ja mal mit deinem Vater reden.« Er verließ das Büro.  
    Die Worte waren nicht gegen sie gerichtet, aber offensichtlich hoffte Hartmann wohl immer noch, sie

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