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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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hinsehen, was Winter nicht verborgen blieb. Sie tippte auf das Display, um das Bild wieder aufzurufen.
    »Kennen Sie sie?«, fragte Winter.
    »Also doch ein Verhör?«
    Sie berührte erneut das Display. Ein anderes Bild erschien. Elenas Schwester Natalia? Die Tote aus dem Wald hatte die Boulevardpresse sie genannt.
    »Und diese Frau?«, fragte Winter.  
    Kanther sah nur flüchtig hin. »Nie gesehen.« Er fragte sich, ob sie die Unsicherheit in seiner Stimme bemerkte.
    »Aber Sie lesen Zeitung, wie ich sehe.«
    »Nur das Feuilleton.«
    Winter steckte ihr Handy wieder ein. »Sie haben also keine Ahnung, wer dieses Mal unser Drachentöter sein könnte?«
    »Beim besten Willen – nein.«
    Nora Winter erhob sich vom Barhocker und sah Kanther lange an. Dann kramte sie in ihrer Handtasche, zog eine Visitenkarte hervor und hielt sie ihm hin. Dabei fiel das Buch heraus und landete auf dem Boden.
    Kanther zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Sie machen Ihre Hausaufgaben, Respekt.«
    Bevor sie reagieren konnte, schnappte er sich das Taschenbuch, öffnete es und las die Widmung – eine alte Gewohnheit. Die unleserliche Handschrift war unverkennbar seine.
    Für Wilfried. Feder und Schwert. Martin
    Kanther lächelte grimmig. »Hätte ich damals schon gewusst, wie er einmal mit mir umspringen würde, hätte ich ihm mit dem Buch sein loses Maul gestopft, statt es zu signieren. Woher haben sie es?«  
    Sein Blick verlor sich in der Ferne. Etwas machte Klick in seinem Kopf. Dann sah er sie überrascht an. Nora Winter. Nie im Leben war das ein Zufall.
    »Sie sind mit Wilfried Winter verwandt?«, fragte er sie.
    Nora entriss ihm das Buch und packte es eilig weg. »Danke für Ihre Hilfe, Herr Kanther. Falls Ihnen noch was einfällt …«
    »Mir fällt nie was ein«, feixte Kanther. Es gefiel ihm und beruhigte ihn zugleich, dass er bei der Polizistin einen wunden Punkt entdeckt hatte.
    Weil er ihre Visitenkarte nicht annahm, legte sie sie auf den Tresen. Dann verließen die Polizisten das Lokal.
    Kanther bestellte Kognak. Obwohl das Sonnenlicht warm durch die große Scheibe fiel, war ihm eiskalt. Sein Mund fühlte sich trocken an. Er war völlig aus dem Gleichgewicht geraten, obwohl er diese Begegnung erwartet hatte. Wie lange würde es dauern, bis sie bei ihm zu Hause auftauchten?

    »Er lügt wie gedruckt«, sagte Richter, »aber bekommen wir was aus ihm heraus?«
    Nora und er befanden sich auf dem Weg zurück ins Präsidium. Anders als auf dem Hinweg saß diesmal Richter am Steuer. Nora amüsierte sich insgeheim über seinen ruppigen, machohaften Fahrstil.
    »Er hat Angst, darum lügt er. Vor allem bei der jüngeren Pawlenko-Schwester hatte ich das Gefühl, dass er etwas zu verbergen hat«, sagte sie. »Mit seiner Kooperation hatte ich gar nicht gerechnet. Eigentlich wollte ich nur sehen, wie er mit der Situation umgeht. Vielleicht sollten wir mal die Elbestraße mit seinem Bild abklappern. Könnte sein, dass ihn jemand dort gesehen hat«, schlug sie vor.
    »Haben Sie ein brauchbares Foto dabei oder müssen wir noch mal ins Präsidium?«
    Nora holte das Buch hervor und hielt Richter die Rücksei- te hin, auf der ein Schwarz-Weiß-Porträt des Autors prangte.
    Richter grinste. »Was hat es mit der Widmung auf sich?«
    »Wilfried Winter ist mein Vater«, sagte Nora.
    »Und die beiden kannten sich?«
    »Keine Ahnung«, antwortete sie, »aber das finde ich noch heraus.«
    Sie wollte das Thema offenbar nicht weiter vertiefen, also konzentrierte Richter sich auf den Verkehr. »Gute Idee mit der Elbestraße. Wo darf ich Sie absetzen, Frau Kollegin?«
    Nora lachte. »O nein, Herr Kollege. Ich setze Sie ab. Es wird Zeit, dass der Herr Revisor ein bisschen Felderfahrung sammelt.«
     
    Richter suchte so ziemlich alle Bordelle und Gaststätten in der Umgebung der Elbestraße auf.  
    Anfangs verursachte ihm die Begegnung mit den Mädchen Unbehagen. Sie erinnerten ihn an die Frau im Golf und ihr billiges Parfüm. Aber je mehr Gespräche er führte, je mehr Routine er gewann, desto entspannter wurde er. Bisweilen ließ er seinen Charme spielen und brachte die eine oder andere zum Lachen.  
    Und irgendwann – er stand einem Mädchen von der Elfenbeinküste gegenüber, das ihn beinahe um Haupteslänge überragte – ertappte er sich sogar bei dem Gedanken, wie es wohl wäre, mit ihr zu schlafen. Nicht auf den unbequemen, umgelegten Vordersitzen eines Wagens, sondern in einem französischen Bett mit Spiegeln an der Decke. Er verwarf den

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