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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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Art. Nur deshalb waren ihm die Worte im Gedächtnis geblieben.
    Da der Erfolg bei den Manuskripten, die dem Drachentöter folgten, berechtigterweise ausgeblieben war – denn die Geschichten waren wirklich schlecht gewesen –, hatte er den Rat seiner Agentin befolgt und Schreibseminare gehalten.
    »Niemand wirft einem erfolgreichen Schriftsteller so bereitwillig Geld in den Rachen wie Hobbyautoren«, hatte sie ihm erklärt. »Diese Leute wollen ihr Handwerk von der Pike auf lernen, von einem Meister. Vor allem aber hoffen sie darauf, dass etwas von deinem Genie auf sie abfärbt, wenn sie in einem stickigen Seminarraum deine literarischen Heldentaten bewundern.«
    Die ›Bewunderung seiner literarischen Heldentaten‹ hatte sich eine Weile als recht einträglich erwiesen. Er sah sie wieder vor sich: die spitzen Gesichter der gelangweilten Arztgattinnen, Chefsekretärinnen und pensionierten Oberstudienräte, die sich seine Schreibkurse leisten konnten. Nur an das Gesicht des jungen Mannes, der in dieser Gesellschaft so fehl am Platz gewirkt hatte wie ein Wesen von einem anderen Stern, konnte er sich trotz aller Bemühungen nicht erinnern. Ein Mann, der ihn vor gut zehn Jahren zur Verwunderung der übrigen Teilnehmer mit ›hochverehrter Mentor‹ angeredet hatte, als wollte er sich über ihn lustig machen.
    So nachlässig Kanther auch mit seinem Leben umging: Über seine literarischen Aktivitäten, Schreibkurse eingeschlossen, führte er akribisch Buch. Von besagtem Seminar musste es Unterlagen in seinem Arbeitszimmer geben. Auf gaben, die er seinen Schülern gestellt hatte, Textrezensionen, möglicherweise sogar ein Gruppenfoto. Namen. Aber wo?
    Kanther zog eine Schublade auf. Und seufzte. Beinahe hatte er es vergessen: Keine zweiundsiebzig Stunden zuvor hatte eine Horde Polizisten die Wohnung auf den Kopf gestellt. Nichts lag mehr an seinem Platz.
    Einen Moment lang dachte Kanther an die Flasche im Kühlschrank und spürte das Bedürfnis, sich ein wenig auf die bevorstehende Arbeit einzustimmen. Doch dann musterte er den Papierwust in der Schublade. Und begann mit der Suche.
     
    Die Hülle mit dem Aufkleber Der literarische Thriller – Oktober 2000 kam am späten Vormittag zum Vorschein. Ein Packen Papier von der Dicke eines Telefonbuchs, die meisten Texte in Schreibmaschinenschrift, einige wenige handschriftlich verfasst. Viel Rotstift.
    Kanther räumte, wie Dutzende Male zuvor, den Platz auf dem Boden des Arbeitszimmers frei und fächerte den Inhalt auf. Kleine Papierhaufen, nach Verfassern geordnet, die ihre Texte namentlich gekennzeichnet hatten. Roth, Stolzenburg, Folkerts , Au – die Namen sagten ihm nichts.
    Er nahm ein Blatt nach dem anderen in die Hand, überflog den Inhalt, legte es wieder ab. War ein Stapel abgearbeitet, wandte er sich dem nächsten zu. Eine Sisyphusarbeit.
    Nach drei Stunden stellte er sich ernsthaft die Frage, aus welchem Grund er sich in die Ermittlungen einmischte. Die Polizei hatte ihn gehen lassen. Sie würden Siegfried festnehmen und die Sache hätte ein Ende. Aber er ahnte, dass das ein Trugschluss war. Siegfried war nicht der Mann aus dem Hausgang, der Mörder von Elena und Natalia. Kanther hätte ihn gewiss erkannt, auch ohne sein Gesicht zu sehen.
    Nein, der Drachentöter, der nun sein Unwesen trieb, war möglicherweise ein junger Mann, der noch vor zehn Jahren eines der Schreibseminare besucht hatte, mit einem gestrengen Lehrer, den er ›hochverehrter Mentor‹ genannt hatte. Dieser Schüler würde nicht aufhören, Frauen zu töten, bis er das Wort Ende unter den letzten Satz auf der letzten Seite schreiben konnte und er die Bestätigung erhielt, dass sein Werk gelungen war. Eine Bestätigung, die ihm nur einer geben konnte. Es ging hier nicht um eine Fortsetzung seines Romans Drachentöter, s ondern um die Befriedigung von Eitelkeiten. Darum hatte Rittka ihn ausgewählt.
    Jetzt verstand Kanther endlich, was Nora Winter gemeint hatte: ›Sie selbst sind der Schlüssel‹ . Es blieb ihm gar nichts anderes übrig, als sich einzumischen. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt. Es wurde höchste Zeit, diese Grenzen auszuweiten.
    Kanther schob die abgearbeiteten Unterlagen beiseite. Er nahm das oberste Blatt des nächsten Stapels auf. Am unteren Rand eine Bemerkung in rot, doppelt unterstrichen: Schreibe über das, was du kennst.
    Da war er, sein ehemaliger Schüler. Endlich.
    *
    Wenn Nora nicht mehr weiterwusste, spielte sie Lotterie. Dazu tippte sie mit dem Finger blind

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