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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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der Sitzung hatte sie dazu bewogen, auf schnellstem Weg nach Seckbach zu fahren.
    Die Pflegemutter war eine kleine, dralle Pfarrersfrau, deren ungebändigter Haarschopf mit grauen Strähnen durchsetzt war. Das pausbäckige, von Lachfalten überzogene Gesicht glich einer archaischen Kraterlandschaft, ihr Blick wirkte erschöpft. Nora wollte nicht in ihrer Haut stecken. Bereitschaftspflege bedeutete, wie sie wusste, ein mühsames Geschäft: psychisch anstrengend und das Geld, das man dafür erhielt, war kaum der Rede wert. Ständig wurden Kinder gebracht und geholt, wenige blieben länger als ein paar Wochen. Kaum genug Zeit, um ihnen auch nur einen Anflug von Geborgenheit zu vermitteln oder eine Bindung aufzubauen. Gerade genug, um die Grundbedürfnisse zu stillen. Ein Bett, Essen, Kleidung, Wärme. Selten eine Umarmung. Dennoch erklärten sich viele religiöse Menschen bereit, Kinder in Not eine Zeit lang bei sich aufzunehmen.
    Richter war längst verschwunden, als Nora das unaufgeräumte Wohnzimmer in Seckbach betrat. Agniezka saß an einem Esstisch und malte. Dieses Mal aber keine Schlangen, Vierecke, Kreise und Strahlen.  
    Das Mädchen sah auf und als es Nora erkannte, eilte es zu ihr und klammerte sich an sie.
    Die Polizistin sah die Pfarrersfrau Hilfe suchend an. Die Frau lächelte aufmunternd, ging in die Küche, aus der es nach frischem Kaffee und Kakao duftete, und tauchte mit drei dampfenden Bechern und Kuchen auf einem Tablett wieder auf.  
    Schweigend saßen sie da und aßen, danach schickte die Pflegemutter Agniezka in den Garten und erzählte Nora unter vier Augen, was vorgefallen war.
    Zum Glück war ihr Richter nach der Rückkehr ins Präsidium noch nicht über den Weg gelaufen; sie hätte für nichts garantiert, so unsäglich wütend war sie über sein Verhalten.
    Und nun, am Ende dieses völlig verkorksten Tages, saßen sie zu dritt in Hartmanns Büro.  
    Nora hatte ihren Besucherstuhl ein wenig von Richter weggerückt, seine körperliche Präsenz machte sie beinahe krank. Sowohl Richter als auch sie sahen Hartmann erwartungsvoll an.
    Auch ihr Vorgesetzter wirkte genervt. Es war ihm anzumerken, wie wenig er für Reibereien in seinem Team übrig hatte.
    »Wir klären das jetzt«, meinte er kühl. »Am Ende dieser Besprechung geht ihr nach Hause und vergesst alle Animositäten. Wir haben drei Mordfälle und was ich überhaupt nicht gebrauchen kann, sind Teammitglieder, die sich gegenseitig das Leben schwer machen. Also, du fängst an«, forderte er Nora auf.
    Sie bezweifelte, dass diese Besprechung auf die Art Gardinenpredigt mit anschließendem Rausschmiss für Richter hinauslief, die sie sich während der Rückfahrt in lebhaften Farben ausgemalt hatte.
    »Er hat meine Zeugin unter Druck gesetzt«, begann sie, woraufhin Richter verächtlich schnaubte.  
    »Er ist, ohne es mit mir oder irgendjemandem aus dem Team abzusprechen, zu den Pflegeeltern gefahren und hat das Mädchen …«
    »Quatsch!«, warf Richter ein. »Das Team wusste Bescheid.«
    »Wer wusste Bescheid? Grauvogel? Werner, die machen mir meine Zeugin kaputt! Mit derart unqualifizierten Alleingängen gefährden sie den Ermittlungserfolg.«
    Hartmann schüttelte den Kopf. »Das ist nicht deine Zeugin Nora, sondern unsere. Jeder aus dem Team sollte die Möglichkeit haben, mit ihr zu sprechen. Gideon hat mir versichert, er hätte alles getan, um dem Mädchen nicht zu schaden.«
    Gideon. So war das also.  
    Nora beugte sich vor und sprach so leise und beherrscht wie möglich. »Er hat sie angeschrien, Werner. Er hat das Mädchen am Arm gepackt und so laut gebrüllt, dass die Pflegemutter dazwischengegangen ist und mich angerufen hat. Wir haben es hier mit einer schwer traumatisierten Sechsjährigen zu tun. Wozu habt ihr eine Psychologin in dieser Dienststelle, wenn ihr doch nur eure Holzhammermethoden anwendet? Das Kind hat weiß Gott genug durchgemacht, müssen wir ihren letzten Rest Selbstachtung auch noch zerstören?«
    Hartmann sah sie durchdringend an. »Du nimmst das Ganze für meinen Geschmack ein bisschen zu persönlich.«
    Sie sah aus dem Augenwinkel ein kaum unterdrücktes Lächeln auf Richters Gesicht.  
    Nach einer kleinen Pause fuhr Hartmann fort. »Stimmt es, dass du das Jugendamt kontaktiert und dich über eine Vormundschaft für Agniezka erkundigt hast?«
    Nora hielt den Atem an. Wie hatte er das herausgefunden? »Das war eine ganz allgemeine Anfrage. Es hat mich einfach interessiert, wie das mit Vormundschaften so

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