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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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läuft.« Aber sie wusste, dass ihr Chef diese lahme Ausrede durchschaute.
    »Für unsere Arbeit ist es wichtig, neutral zu bleiben, Nora. Ich glaube, du steckst zu viel Herzblut in diese Geschichte.«
    Hartmann fing an, sein Handy auf dem Tisch kreiseln zu lassen, eine Angewohnheit, die er – wie Nora wusste – immer dann erkennen ließ, wenn ihm etwas Unangenehmes bevorstand.
    »Ich halte dir deine mangelnde Berufserfahrung zugute. Würdest du länger bei mir arbeiten, hätte ich dich jetzt von dem Fall abgezogen. Außerdem kann ich es mir nicht erlauben, auf Mitarbeiter zu verzichten. Wir stehen unter immensem Druck. Wenn wir nicht sehr bald eine Lösung präsentieren können, nehmen sie uns den Fall weg.«.
    »Verstehe ich das richtig?«, erwiderte Nora ungläubig. »Du würdest mich aus dem Team werfen, obwohl er sich wie ein Elefant im Porzellanladen verhält?«  
    Sie brach in fassungsloses Gelächter aus. »Ich hatte eigent- lich erwartet, dass du ihm eine Standpauke hältst und …«
    »Vielleicht erinnerst du dich, Nora«, unterbrach sie ihr Chef. »Du selbst hast Gideon überzeugt, weiterzumachen.«
    Ja, und sie hatte gehofft, er hätte etwas aus ihrem Gespräch im Ruderklub gelernt. Offensichtlich hatte sie ihn völlig falsch eingeschätzt.
    »Willst du dich zu der Angelegenheit äußern, Gideon?«, wandte Hartmann sich an Richter.
    Der zuckte die Schultern. »Ich fand Nora zu zögerlich. Darum habe ich die Sache selbst in die Hand genommen.«
    »Und was hast du herausbekommen?«, fragte Hartmann.
    »Ich muss noch das Protokoll auswerten«, gab Richter ausweichend zurück.
    Nora lachte verächtlich. Ich habe bereits alles, was ich brauche, hätte sie am liebsten gesagt. Zeichnungen und Fotos, die uns zum Täter führen. Aber dafür würde sie keine Lorbeeren ernten. Denn dann würde sie eine Erklärung liefern müssen, wie die Fotos und Zeichnungen zustande gekommen waren. Und Hartmann wäre sicher kein zweites Mal nachsichtig.
    Der Handykreisel auf dem Tisch stoppte abrupt. Die Uhr zeigte halb acht, draußen war es beinahe dunkel.
    »Wenn sonst nichts mehr ist? Wir sehen uns morgen früh in alter Frische. Und dann geht es nur noch um die Sache.« Hartmann stützte die Ellenbogen auf den Tisch und verschränkte die Finger.
    Wie in Trance stand Nora auf und verließ das Zimmer. Trotz der fortgeschrittenen Stunde war in den Büros auf diesem Gang noch viel los. Bei einem Dreifachmord wurden keine Überstunden gezählt. Umso schlechter war Noras Gewissen, als sie durch den Innenhof zu ihrem Auto lief, mit dem Ziel, nach Hause zu fahren und sich hinzulegen. Sie fühlte sich nur noch elend.
    Sie zog die Fahrertür zu und saß eine Weile gedankenversunken hinter dem Steuer. Im Auto klebte immer noch dieser bonbonartige Duft des Kindershampoos, mit dem man Agniezka die Haare gewaschen hatte.
    Ihr wurde klar, dass sie lange darauf warten konnte, bis man ihre Position und Vorgehensweise verstand, auf diese Art psychologische Feinfühligkeit waren die Kollegen nicht eingestellt. Aber Agniezkas Bilder waren der Schlüssel zum Täter, davon war sie zutiefst überzeugt.
    Es wurde Zeit, ›die Dinge selbst in die Hand zu nehmen‹, wie Richter es formuliert hatte. Teamarbeit in allen Ehren, aber vorerst musste sie ein Stück des Weges allein gehen.

18. März
    Nora mochte die Geräusche des frühen Morgens, wenn das fahle Dämmerlicht die Dunkelheit zwischen den Hochhäusern vertrieb. Sie saß selten so früh an ihrem Schreibtisch. Um frische Luft hereinzulassen, pflegte sie das Bürofenster zu kippen, was wegen der Klimaanlage eigentlich verboten war. Der Pendlerverkehr, der am Vormittag zu einem Rauschen anschwoll, war noch kaum mehr als ein leises Zischen. Manchmal vernahm man sogar das Gurren einer Ringeltaube, die sich auf dem gegenüberliegenden Baum niedergelassen hatte.
    Nora hatte auf dem Farbdrucker im Flur Agniezkas Kreidezeichnungen, so groß es ging, ausgedruckt. Das Foto vom Tattoo-Shop lag daneben. Nun betrachtete sie bereits eine halbe Stunde lang die Bilder, ohne zu einem Ergebnis zu gelangen. Sie stand auf und sah aus dem Fenster. Morgenkälte strich über ihr Gesicht, ihr rechtes Auge begann in der Zugluft zu tränen. Geistesabwesend wischte sie die Träne mit dem Handrücken weg. Unten auf der Straße eine Bau stelle, ein Straßenarbeiter in orangefarbener Kluft mit Schutz- maske. Der Lichtbogen eines Schweißgeräts flackerte wie das Notsignal eines havarierten Schiffes. Flash. Nora dachte an

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