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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gemeinsam bergauf, und Odessa hielt sich sowohl des eigenen Gleichgewichts wegen als auch zu meiner Stütze an meinem Arm fest.
    »Wie kommen Sie voran?«
    »Es ist eine haarige Sache«, antwortete er. »Ich habe gesehen, dass Crystal da ist. Ich habe einen Kollegen zu ihr nach Hause geschickt, weil ich fand, sie sollte wissen, was sich hier abspielt.«
    »Und was ist mit Fiona? Hat irgendjemand was von ihr gehört?«
    »Nein. Wir haben die Tochter verständigt, aber sie kann nicht weg, bis das Kindermädchen vom Essen zurückkommt.«
    »Weiß sie, wo ihre Mutter ist?«
    »Nicht auf Anhieb. Sie meinte, sie würde ein paar Leute anrufen und versuchen, sie auf die Art zu finden. Wenn nicht, müssen wir eben warten und hoffen, dass sie nach Hause kommt.«
    Wir stiegen die letzten paar Meter den Hügel hinauf, blieben stehen und blickten dann gemeinsam auf den See hinab. Das Licht der Scheinwerfer hatte jegliche Farbe aus der Szenerie gewaschen. Dampf stieg wie Rauch an den Stellen auf, wo der Regen auf die heißen Metallteile traf. Zahlreiche Menschen standen in Grüppchen herum und warteten offenbar auf weitere Techniker oder Gerätschaften. Ich konnte ein unheimliches grünes Leuchten unter der Wasseroberfläche ausmachen, während die Suche in der Tiefe fortgesetzt wurde. Durch den Einfallswinkel des Scheinwerferlichts blinkte das Heck des Mercedes seltsam schräg auf. »Ist er im Wagen?«
    »Wissen wir noch nicht. Wir haben einen Taucher ins Wasser geschickt. Der Grund fällt steil auf sieben Meter ab... noch fünf oder sechs Meter weiter draußen. Der Wagen ist an einem Felsblock hängen geblieben, sonst läge er jetzt unten am Seeboden, und wir hätten Pech gehabt.«
    Der Taucher kam in seinem dunkelblauen Neoprenanzug mit Kapuze an die Oberfläche, eine Sauerstoffflasche auf den Rücken geschnallt. Er nahm das Mundstück heraus und ließ es herabbaumeln, während er an Land watete. An seinen Flossen klebten Algen. Er zog die Gesichtsmaske ab und ließ sie wie einen Hut auf dem Kopf sitzen. Am Ufer angelangt, wurde er von zwei Männern in Regenmänteln in Empfang genommen, die seinem gestenreichen Bericht lauschten.
    Unterdessen war der Abschleppwagen in Reichweite des Ufers angelangt. Zwei Männer in Hüftstiefeln und gelbem Regenzeug waren ins Wasser gestiegen, um die Bergungsmaßnahmen vorzubereiten. Einer befestigte gerade eine Kette an der Achse des Mercedes. Auf einmal verschätzte sich der andere und rutschte in tieferes Wasser ab, wobei sich sein Regenmantel um ihn blähte wie ein Schlauchboot, aus dem die Luft entweicht. Er schlug um sich und fluchte, während sein Partner vor unterdrücktem Lachen schnaubte und durchs Wasser auf ihn zu watete, um ihm eine Hand zu reichen.
    Odessa nickte in Richtung des Tauchers. »Das sind Paglia und der Gerichtsmediziner.«
    »Hab ich mir schon gedacht.«
    Wie auf ein Stichwort drehte sich der zweite Detective um und entdeckte Odessa und mich. Er entschuldigte sich und ging über den bereits von Fußspuren übersäten, weichen Boden auf uns zu. Der tagelange Regen hatte sämtliche Reifenabdrücke ausgelöscht, doch der vermutete Weg des Wagens war abgeklärt und untersucht worden. Als er bei uns anlangte, streckte Detective Paglia die Hand aus. »Ms. Millhone. Jim Paglia. Con Dolan hat mir schon von Ihnen erzählt.« Seine Stimme war tief und unmoduliert. Ich schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Sein Schädel war glatt rasiert, und auf seiner sommersprossigen Stirn zeichnete sich ein Gitterwerk aus senkrechten und waagerechten Linien ab.
    Wir schüttelten uns die Hände und tauschten Höflichkeitsfloskeln aus. Lieutenant Dolan war Leiter der Mordkommission gewesen, bis er sich infolge eines Herzinfarkts gezwungen sah, in Frühpension zu gehen. »Wie geht’s Dolan denn so?«
    »So lala. Ganz gut, aber nicht berauschend. Die Arbeit fehlt ihm.« Paglias Brauen waren schwarze Schnörkel, die sich an den Außenseiten nach oben schwangen wie ein Paar Flügel. Er trug eine kleine Brille mit ovalen Gläsern in einem dünnen Metallgestell. Falls ihn die Regentropfen ärgerten, die auf die Gläser fielen, so ließ er sich das zumindest nicht anmerken. Er hatte ein Zigarillo mit einem weißen Plastikmundstück geraucht, das offenbar vom Regen ausgelöscht worden war. Nun nahm er es aus dem Mund und blickte auf das Plastikteil. »Sie haben uns einen Riesengefallen getan. Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, hier nachzusehen?«
    Odessa berührte mich am Ärmel. »Reden Sie nur

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