Tödliche Gier
Abschlussbericht für Fiona zu verfassen, da ich es für klug hielt, ihn ihr so schnell wie möglich zu schicken. Nachdem ich ihr aber erst vor einem Tag einen Bericht und eine Rechnung ausgehändigt hatte, mangelte es mir sowohl an dämlichen Einfällen als auch an Bargeld. Außerdem fürchtete ich, es könnte mir als schlechter Stil angekreidet werden, wenn ich ihr die Zeit in Rechnung stellte, die ich damit verbracht hatte, darauf zu warten, dass die Polizei Dow aus dem Wasser zog. Da ich ihre 1500 Dollar den berüchtigten Brüdern Hevener in den Rachen geworfen hatte, würde ich die 1075 Dollar, die ich ihr noch schuldete, von meinem Girokonto abheben müssen, das momentan einen Stand von 422 Dollar aufwies. Ich hatte zwar genug Geld auf dem Sparbuch, aber keine Lust, es anzugreifen. Außerdem gab ich mich immer noch der Wunschvorstellung hin, dass Fiona aus Dankbarkeit für die Schnelligkeit und Tüchtigkeit, mit der ich ihren Auftrag ausgeführt hatte, auf die restliche Summe verzichten würde. Sie hatte mich engagiert, damit ich Dow suchte, und ich hatte ihn früher gefunden, als jede von uns beiden erwartet hätte — wenn auch nicht ganz in dem Zustand, der wünschenswert gewesen wäre. Ganz klar, dass ich auf ein Schulterklopfen in Form von 1075 Dollar hoffte. Ha, ha, ha, toller Witz.
Ich überlegte, ob ich Crystal anrufen sollte, um ihr mein Beileid auszusprechen, konnte mich aber nicht dazu durchringen. Ich war keine Freundin der Familie, und so fürchtete ich, dass man mir morbide Neugier unterstellen würde, was natürlich auch zutraf.
Gleich nach dem Mittagessen machte ich mich über die Unterlagen her, die mir Mariah Talbot dagelassen hatte. Ich las beide Testamente durch und arbeitete mich durch genug Juristenjargon, um zu kapieren, dass der Atcheson-Schmuck an Brendas Schwester Karen vererbt werden sollte. Dann überflog ich noch einmal die Zeitungsausschnitte. Hatchet in Texas lag etwa hundert Kilometer von Houston entfernt und hatte 2800 Einwohner. In der gesamten Geschichte des Ortes hatte es nur einen einzigen anderen Mord gegeben, und das war 1906 gewesen, als eine Frau ein Scheit Feuerholz genommen und ihrem schlafenden Mann den Schädel eingeschlagen hatte. Sie hatte ihn mit sechs Hieben getötet, nachdem er sich einmal zu oft betrunken und ihr die Zähne ausgeschlagen, blaue Augen verpasst und die Nase gebrochen hatte. Froh über sein Ableben, hatte sie das Holzscheit ins Feuer geworfen und sich eine Kanne Tee gekocht.
Der Tod von Jared und Brenda Hevener hatte bis Amarillo, wo Brenda geboren und aufgewachsen war, Schlagzeilen gemacht. Der Zeitung zufolge wurden die Leichen am Tag nach dem Brand in den Trümmern entdeckt. Das Feuer war heftig und rasant gewesen, von Brandbeschleunigern angefacht und von trockenen Winden unterstützt. Die freiwillige Feuerwehr war morgens um 1.06 Uhr alarmiert worden und binnen siebzehn Minuten am Brandort eingetroffen. Da war das Haus bereits vollständig von Flammen eingeschlossen, und ihre Bemühungen beschränkten sich vorrangig darauf, zu verhindern, dass sich das Feuer auf benachbarte Anwesen ausdehnte. Rasch wurde den Nachbarn klar, dass niemand etwas über den Verbleib der Heveners wusste. Zuerst kam die Befürchtung auf, dass alle vier Familienmitglieder im Schlaf überrascht worden und in den Flammen umgekommen seien, doch dann stellte sich heraus, dass Tommy Hevener zu Besuch bei Freunden in San Antonio gewesen war. Es gelang ihm, seinen Bruder Richard ausfindig zu machen, der in Südfrankreich Urlaub machte.
Die ersten Zeitungsberichte äußerten sich schockiert über die Todesfälle und sprachen den Söhnen ihr Mitgefühl aus, da alle annahmen, dass der Verlust entsetzlich für sie war. Lange biografische Artikel über Brenda und Jared erschienen: ihre gemeinnützige Arbeit, sein Aufstieg in der Geschäftswelt. Die Teilnahme an der Beerdigung war überwältigend. Zeitungsfotos zeigten den Trauerzug, der sich über mehrere Häuserblocks erstreckte. Fotos vom Friedhof zeigten die beiden von Blumen umgebenen Särge und Richard mit gesenktem Kopf, während Tommy mit düsterer und verzweifelter Miene in das offene Grab starrte. Mariah war von ihren Schauspielkünsten nicht beeindruckt gewesen, aber ich konnte sehen, wie leicht man ihren Kummer als von Herzen kommend hatte interpretieren können.
Binnen Tagen hatte man Zeitschaltuhr und Brandbeschleuniger gefunden und zu Casey Stonehart zurückverfolgt. Casey war dreiundzwanzig Jahre alt und
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