Tödliche Gier
hoffen so retten zu können, was noch an Werten übrig ist.«
»Aber woher wollen sie wissen, dass nicht der Einbrecher der Verantwortliche war? Vielleicht hat er die Eltern überrascht, da er dachte, sie seien weg, als er in das Haus eingebrochen ist. Vielleicht war er derjenige, der sie gefesselt und geknebelt hat.«
»Dummerweise hat man seither von dem Einbrecher nichts mehr gehört. Man spekuliert, dass sie ihn auch umgebracht haben.«
»Aber sicher kann man das nicht wissen.«
»Deshalb haben sie ja die Ermittlungen wieder aufgenommen. Kürzlich hat sich ein Informant gemeldet, und jetzt plant die Guardian Casualty auf Grundlage dieser neuen Erkenntnisse vorzugehen.«
»Ich kann es nicht glauben.«
»Ich habe genauso reagiert, bis ich die Artikel gesehen habe. Weißt du, was mich echt fertig macht? Als ich Tommy zum ersten Mal gesehen habe, hat er mir erzählt, dass seine Eltern bei einem Unfall umgekommen seien. Er wollte nicht, dass ich es Richard gegenüber erwähne, weil sein Bruder in Bezug auf dieses Thema immer noch >empfindlich< sei. Ich dachte, ach Gott, diese armen, netten Typen. Noch dazu sind mir meine eigenen Eltern eingefallen, und ich habe Mitleid mit den beiden gekriegt. Es widert mich wirklich an, wenn ich daran denke, wie schnell ich darauf reingefallen bin. So ein Schwachsinn. Der Zeitung zufolge haben sie sogar eine hohe Belohnung — hunderttausend Dollar — ausgesetzt, für >Informationen, die zu Festnahme und Verurteilung des oder der Mörder von Jared und Brenda Hevener führen<. Warum haben sie nicht gleich ein paar Millionen angeboten? Sie laufen ohnehin keine Gefahr, zahlen zu müssen, solange nicht der eine den anderen verpfeift.«
»Wie kannst du da mit ihnen eine Geschäftsbeziehung anfangen?«
»Darauf komme ich gleich. Ich habe einen Mietvertrag für ein Jahr unterzeichnet und für sechs Monate im Voraus bezahlt, einschließlich einer Reinigungspauschale. Wir wollen doch diese Kleinigkeit nicht vergessen. Und jetzt habe ich keine Ahnung, wie ich da herauskomme. Ich wäre zwar bereit, das Geld sausen zu lassen, aber es kotzt mich an.«
»Lass Lonnie die Sache regeln. Er weiß, wie man das anpacken muss.«
»Gute Idee«, sagte ich. »Aber nicht, dass es damit schon erledigt wäre.«
»Warum nicht?«
»Mariah glaubt, der Schmuck müsse noch irgendwo in ihrem großen, protzigen Haus liegen. Sie hofft, dass ich den Safe ausfindig machen kann, damit die Polizei einen Durchsuchungsbefehl bekommt. Sie meint, die Heveners stünden kurz vor der Pleite. Sie haben mit Geld nur so um sich geworfen, und jetzt sind sie praktisch bankrott. Sie hofft, dass sie versuchen werden, wenigstens einen Teil der Beute zu verkaufen. Da sie für den Verlust einen Versicherungsanspruch geltend gemacht und hartnäckig jegliches Wissen über den Verbleib der Wertsachen geleugnet haben, sähe das nicht gut aus. Wenn sie sie dazu bringt, sich zu verraten, kommen die Cops mit einem Haftbefehl für die beiden.«
»Warum sollten sie einen Verkauf riskieren? Sie sind doch nicht dumm.«
»Bis jetzt nicht, aber sie geraten langsam in eine ausweglose Lage.«
»Und wie will sie sie dazu bringen? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.«
»Ah. Will sie gar nicht. Sie will, dass ich es tue.« Ich zog den Zettel aus der Handtasche. »Sie hat mir den Namen eines Hehlers in Los Angeles gegeben und mich gebeten, den Brüdern die Information zuzuspielen.«
Henry nahm mir den Zettel ab, auf den sie den Namen des Juweliers geschrieben hatte. »Cyril Lambrou ist ein Pfandleiher?«
»Ein Juwelier. Sie sagt, er führe ein mehr oder weniger legales Geschäft, handele aber gelegentlich auch mit gestohlener Ware, wenn die Sachen lohnend erscheinen. In diesem Fall eine klare Sache. Sie hat mir die Polaroidfotos gezeigt — Ringe, Armbänder, Halsketten. Herrlich. Echt schöne Stücke.«
»Und warum kann sie ihnen die Information nicht selbst zuspielen?«
»Weil sie sie kennen und nie darauf reinfallen würden.«
»Aber warum du?«
Henrys Ton wurde langsam streitlustig, und ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. »Weil Tommy sich für mich interessiert.«
»Na und?«
»Mariah ist schlau. Sie hat sich über mich informiert und weiß, dass ich hin und wieder die Regeln überschreite.«
»Geht es hier nicht darum, jemanden zu einer Straftat zu verleiten?«
»Inwiefern soll das Verleiten sein? Ich erwähne einen Mann, der Schmuck ankauft. Wenn sie nicht schuldig sind, haben sie ja gar nichts zu
Weitere Kostenlose Bücher