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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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zum Lieutenant befördert und zum Gruppenleiter ernannt worden, womit er im Prinzip Paglias Vorgesetzter war. Als wir uns kennen lernten, war Jonahs Mehrphasenehe gerade in einer ihrer Ruhe-Phasen, und wir hatten uns eine Saison lang in meiner Wonder-Woman-Bettwäsche vergnügt. Schon bald war seine Frau Camilla mit den beiden gemeinsamen Töchtern im Schlepptau zurückgekehrt. Als ich ihm das nächste Mal begegnete, erzählte er mir, dass sie eine Stelle als Gerichtsangestellte angenommen habe, ein beruflicher Aufstieg, der ein jähes Ende fand, als sie ihn erneut verließ. Diesmal hatte sie sich von einem anderen schwängern lassen. Der mutmaßliche Vater setzte sich ab und ließ die arme Camilla allein. Selbstverständlich nahm Jonah sie auf, und meinen letzten Informationen zufolge hatte er alle Hände voll zu tun, um seine gemischte Nachkommenschaft zu versorgen. Schon seit Beginn unserer Beziehung war das Ganze für meinen Geschmack zu melodramatisch gewesen, und so war ich schließlich ausgestiegen. Allerdings hatte ich noch nicht den Punkt erreicht, an dem ich ihm ohne einen Funken Verlegenheit hätte begegnen können.
    Vince Odessa sah mich und winkte.
    »Hi, Jungs«, sagte ich.
    Jonah drehte sich auf der Bank um und wir begrüßten einander demonstrativ mit freundlicher Distanziertheit im Tonfall und ohne direkten Blickkontakt. Wir schüttelten uns die Hände, wie man es mit dem Pastor seiner Kirche tun würde. »Wie geht’s?«, fragte er.
    »Gut. Was macht das Baby?«, erkundigte ich mich. »Es muss jetzt — wie alt? — schon vier Monate sein, oder?«
    »Er ist sagenhaft. Am vierten Juli ist er geboren, genau nach Plan. Hat zehn Pfund und zweihundert Gramm gewogen. Ein richtiges Monstrum.«
    »Wow. Und wie habt ihr ihn getauft?«
    »Banner.«
    »Ah. Wie in der Nationalhymne.«
    Jonah zögerte. »Woher weißt du das? Camilla hat sich den Namen einfallen lassen, aber du bist die Erste, die es kapiert hat.«
    »War nur eine Vermutung ins Blaue hinein.«
    Odessa machte eine Geste. »Setzen Sie sich. Möchten Sie auch etwas essen?«
    Sofort schob mir Jonah sein Plastiktablett hin. »Da. Du kannst die Hälfte von meinem haben. Camilla traktiert mich ständig, ich soll Diät halten. Ich habe in den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft garantiert sieben Kilo zugenommen. Sie hat ihr Übergewicht sofort wieder verloren, aber ich schaffe es irgendwie nicht.« Die Speckrolle, die er an seiner Seite umfasste, bildete zwischen Daumen und Zeigefinger eine eindrucksvolle Wurst.
    Ich stand direkt neben ihm und hätte es für zu auffällig gehalten, wenn ich um den Tisch herumgegangen und mich neben Odessa gesetzt hätte, also nahm ich neben Jonah auf der Bank Platz. Ich musterte Jonahs Sandwich, das diagonal zerteilt war: Speck, Salat und Tomate mit einer Lage Guacamole zwischen den Mayonnaiseschichten. Ich gab eine Schneespur Salz darüber. Nie würde ich eine Gelegenheit auslassen, meinen Nieren einen kleinen Nervenkitzel zu verschaffen.
    »Was liegt denn an?«, wollte Odessa wissen. Er erwischte mich mit einem Mund voll Sandwich, und während ich noch damit kämpfte, meinen Gaumen freizuschaufeln, wandte er sich schon wieder dem Gespräch mit Jonah zu. »Wir haben gerade über Purcell gesprochen. Jonah war bei der Autopsie dabei.«
    »Soweit man es eine Autopsie nennen kann. Dr. Yee sagt, aufgrund des Zustands der Leiche kann er weder biochemische noch biophysikalische Tests durchführen. Grob betrachtet hat es den Anschein, als sei er an einem einzelnen, aufgesetzten Kopfschuss gestorben. Wir haben die Waffe auf dem Vordersitz gefunden. Eine Charter Arms Bulldog .357 Mag, aus der nur eine Kugel abgefeuert wurde. Die Patronenhülse war noch im Rohr. Yee meint, er war mit 99,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit tot, als er ins Wasser sank.«
    »War die Pistole seine?«, fragte ich.
    Jonah wischte sich den Mund und zerknüllte anschließend die Papierserviette. »Er hat sie gekauft, bevor er und Fiona sich getrennt haben. Crystal wollte nicht, dass er sie im Haus aufbewahrte, wegen des Kleinen. Sie glaubt, er habe sie in seinem Schreibtisch im Büro oder im Handschuhfach seines Wagens liegen gehabt.«
    »Wir versuchen herauszufinden, wie er überhaupt zum Stausee raufgekommen ist«, sagte Odessa.
    Ich hob die Hand. »Er war mit Fiona verabredet. Sie behauptet, er sei nicht aufgetaucht, aber sie könnte auch lügen.«
    Odessa nickte fröhlich mit vollem Mund. »Glauben Sie bloß nicht, es sei unserer Aufmerksamkeit

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