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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wie er mit den Fingern die Kante umfasste, um sich abzustützen. Unterdessen ließ sie sich auf die Knie sinken und machte sich an ihm ans Werk. Seine Proteste erstarben nach und nach, während sich seine Atmung beschleunigte. Er hatte offenbar einen Hang zu Krankenschwestern, und sie erregte vermutlich das Risiko, erwischt zu werden.
    Ich tat mein Bestes, um mich abzulenken. Ich versuchte, erbauliche Dinge zu denken und mich in einen zenartigen Zustand zu erheben. Schließlich war ich selbst an der Zwangslage schuld, in der ich mich befand. Ich beschloss, nie wieder irgendwo einzubrechen. Ich fasste den Entschluss, meine Sünden zu bereuen. Nicht, dass ich nicht bereits sozusagen eine ordentliche Stange dafür löhnte. Für jemanden, der so wenig Sex bekommt wie ich, war dies wirklich eine ausgesprochen grausame und ausgefallene Strafe. Pepper war nur einen Meter von mir entfernt und freudig mit der prallen Männlichkeit des Knaben beschäftigt, wie es in Romanen mit Unmengen solcher Szenen immer euphemistisch heißt. Ich muss Ihnen sagen, dass das Sexualleben anderer Leute nicht gerade rasend faszinierend ist. Zum einen wirkt ein Mann, der »Pepper, oh Pep« stöhnt, nicht besonders romantisch auf mich. Außerdem brauchte er ewig, und ich machte mir langsam Sorgen, dass sich ihr Kiefer aushängen könnte wie bei einer Schlange. Sie begann, mit der Kehle leise, ermunternde Geräusche zu machen. Fast fühlte ich mich versucht, mit einzustimmen. Unter dem Tisch hervor gab sogar der Überspannungsschutz ein begeistertes kleines Piepen von sich, das ihn anzuregen schien. Seine Artikulation war undeutlich, doch die Laute wurden schneller und nahmen an Tonhöhe zu. Schließlich ächzte er, als hätte er sich die Finger in der Tür eingeklemmt und versuchte, nicht zu schreien.
    Alle drei sanken wir erschöpft nach hinten, und ich betete darum, dass wir nicht noch die Zigarette danach abwarten müssten. Zehn weitere Minuten verstrichen, bis sie sich wieder gefasst hatten. Nach einer geflüsterten Diskussion wurde beschlossen, dass sie zuerst hinausgehen und er dann in angemessenem Abstand folgen sollte. Als ich endlich aus meinem Versteck gekrochen kam, war ich gereizt und verspannt und hatte einen Knick im Hals. Das war das letzte Mal, dass ich Ruby bitten würde, für mich Schmiere zu stehen.

19

    Es war halb eins, als ich zum zweiten Mal an diesem Abend meine Wohnung betrat. Ich hatte die Schlüssel an den Empfang zurückgebracht und war schnurstracks zum Haupteingang hinausmarschiert, die gestohlenen Unterlagen an mich gepresst wie ein papierenes Bruchband. Als ich auf dem Parkplatz ankam, war der Oldtimer verschwunden. Ich trottete über den Asphalt in die finstere Ecke, wo ich meinen VW abgestellt hatte. Bevor ich mich hinters Lenkrad setzte, zerrte ich die entwendeten Aktenkopien heraus und schob sie unter den Sitz. Nach der achtlosen Behandlung durch meine Schenkel und Rippen waren die Seiten zerfleddert und hatten Eselsohren. Ich ließ den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein.
    Wieder in meiner Wohnung angekommen, ging ich alle Räume aufmerksam ab und vergewisserte mich, dass sämtliche Türen und Fenster noch genauso verschlossen waren wie zuvor. Tommy Hevener verschwand nie ganz aus meinen Gedanken. Es juckte mich zwar in den Fingern, Klotildes ärztliche Unterlagen zu studieren, doch fürs Erste ließ ich es sein. Stattdessen setzte ich mich an den Schreibtisch und übertrug ein paar neue Informationshäppchen auf meine Karteikarten. Es war seltsam, die Mutmaßungen über Purcell jetzt wieder zu lesen, wo ich das Ende seiner traurigen Geschichte kannte. Ich hegte keinerlei Zweifel daran, dass der Tote im Wägen er gewesen war. Theoretisch konnte ich mir zwar vorstellen, dass er die Leiche eines anderen dort platziert hatte, doch in Wirklichkeit ging das nicht so leicht, erst recht nicht bei einem Tod durch Ertrinken, der klare Merkmale hinterlässt. Es würde nicht lange dauern, bis der Gerichtsmediziner sein Zahnschema und seine Fingerabdrücke verglichen und eine eindeutige Identifizierung vorgenommen hatte.
    Ich legte die Karten nebeneinander hin, indem ich sie erst chronologisch anordnete und dann in der Reihenfolge, wie ich die Befragungen vorgenommen hatte. Dafür wurde ich zwar nicht bezahlt, aber schließlich war ich auch nicht offiziell entlassen worden. Beiläufig mischte ich die Karten, nur um der Wirkung willen. Die Geschichte blieb stets die Gleiche. Ob er nun durch eigene oder fremde Hand

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