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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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aufs Sofa.
    »Sie ist im Internat?«, fragte ich.
    »Fitch Academy. In Malibu. Ich bin pädagogische Beraterin der Schule und sorge für die individuelle Beförderung hin und zurück. Gehört zwar nicht zu meinen Aufgaben, aber zufällig habe ich ein Haus zwei Türen weiter gemietet.« Sie hatte kräftige, geschwungene Brauen über dunklen Augen, hohe Wangenknochen mit vereinzelten Sommersprossen und einen blassen, breiten Mund, hinter dem sich makellos weiße Zähne zeigten. »Dieses spezielle Wortgefecht dreht sich darum, ob Leila bei ihrem Vater übernachtet. Vor vier Monaten war sie ganz wild auf ihn. Wenn sie das Wochenende nicht bei ihm verbringen durfte, bedachte sie jeden in ihrer Umgebung mit lauten Schreikrämpfen. Jetzt haben sich die beiden zerstritten, und sie weigert sich hinzugehen. Bis jetzt hat sie die Oberhand behalten. Aber wenn sie erst anfängt, mit den Türen zu schlagen, ist es vorbei. Damit verliert sie massenhaft Punkte und überlässt Crystal einen taktischen Vorteil.«
    »Mir würde das zusetzen.«
    »Wem nicht? Mädchen ihres Alters neigen von Natur aus zum Melodram, und Leila ist übernervös. Sie ist eine der intelligentesten Schülerinnen, die wir haben, aber sie macht einem schwer zu schaffen. Eigentlich tun sie das alle — abgesehen von ein paar braven Herzchen. Man weiß nie, woran man bei ihnen ist. Mir persönlich ist das lieber, obwohl es ermüdend ist.«
    »Fitch ist eine reine Mädchenschule?«
    »Gott sei Dank. Die Vorstellung, auch noch mit Jungen in diesem Alter zu tun zu haben, wäre mir ein Graus. Kann ich Ihnen einen Drink anbieten?«
    »Lieber nicht, aber trotzdem danke.«
    Sie trank ihren Martini aus, beugte sich vor und stellte das leere Glas mit einem Klicken auf den Couchtisch aus blassem Holz. »Ich habe gehört, Sie sind wegen Dowan hier.«
    »Ja, und es tut mir Leid, dass ich störe. Bestimmt hat sie seit Beginn dieser Geschichte einiges durchgemacht.«
    »Ihr ist klar, dass es sein muss.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Ich würde sagen, akzeptabel. Die Belastung ist natürlich enorm. Die Tage ziehen sich endlos hin, und manche sind noch schlimmer als andere. Sie wartet, dass das Telefon klingelt, und hält Ausschau nach seinem Wagen. Die Gerüchte häufen sich, aber das ist auch schon alles. Bis jetzt gibt es keine echte Spur von ihm.«
    »Das ist sicher hart.«
    »Unglaublich. Es setzt ihr massiv zu. Wenn Griff nicht wäre, weiß ich nicht, was sie vorm Durchdrehen bewahren sollte.«
    »Wo war sie denn an dem Abend, in diesem Haus oder in dem anderen in Horton Ravine?«
    Nica wies auf den Boden. »An den Wochenenden sind sie meist hier. Crystal ist Sternzeichen Fische — ein Kind des Wassers. Das hier ist eher ihr Stil als dieser protzige Misthaufen, den Fiona in der Stadt gebaut hat. Waren Sie schon dort?«
    »Noch nicht.«
    »Nehmen Sie’s mir nicht übel«, fügte sie milde hinzu. »Ich weiß ja, dass sie Ihre Klientin ist.« Sie Ärmste blieb unausgesprochen.
    »Und was ist mit Ihnen? Wann haben Sie erfahren, dass Dow vermisst wird?«
    »Also, ich wusste seit dem ersten Abend, dass etwas nicht stimmte. Ich hatte Leila wie üblich von Malibu hierher gebracht — wir kamen gegen fünf an — , und sie ist zu ihrem Dad weitergefahren. Er ist eigentlich ihr Stiefvater, aber er hat sie von klein auf mit erzogen. Jedenfalls hatte Crystal schon mit Dow telefoniert, als wir vom Internat kamen. Er wusste, dass er es nicht rechtzeitig zum Abendessen schaffen würde, und so waren wir nur zu dritt: Crystal, Rand und ich.«
    »Rand?«
    »Griffs Betreuer. Er ist sagenhaft. Er ist seit Griffs Geburt für den Kleinen da. Sie werden die beiden gleich kennen lernen. Rand bringt Griff immer nach seinem Bad zum Gutenachtkuss herein. Da hat er schon gegessen und ist bettfertig. Jedenfalls haben wir am zwölften ein kaltes Picknick zusammengestellt und es auf der Terrasse gegessen. Es war herrlich — ganz klar und mild für die Jahreszeit; warm genug, um es ohne Pulli auszuhalten, was hier in der Gegend ganz ungewöhnlich ist. Wir haben über dies und das geplaudert und dabei zwei Flaschen Rotwein geleert. Um Viertel vor acht hat Rand Griff genommen und ist mit ihm hinüber ins andere Haus gefahren. Es gibt ein paar Fernsehsendungen, die er gern sieht, und er wollte rechtzeitig drüben sein, um sie nicht zu verpassen.«
    »Rand und das Baby wohnen in dem Haus in Horton Ravine?«
    »Normalerweise nicht. Ich glaube, Crystal und Dow haben sich auf etwas Zeit in trauter Zweisamkeit

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