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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Dankbarkeit schmerzte.
    Ich entfernte mich vom Speisesaal und durchquerte die Halle. Eine zweite Tür stand offen und gewährte Einblick in einen Aufenthaltsraum, der momentan menschenleer und mit nicht zusammenpassenden Sofas, Polstersesseln, einem Klavier, zwei Fernsehern und mehreren Beistelltischen möbliert war. Die Böden waren mit glänzendem beigefarbenem Linoleum belegt und die Wände in einem beruhigenden, blassen Blaugrün gestrichen. Die fertig gekauften Vorhänge wiesen ein abstrakt florales Muster in Gelb, Blau und Grün auf. Unzählige mit Petit point oder Kreuzstichen bestickte, gesteppte und gehäkelte Kissen lagen herum. Vielleicht hatte ein Häuflein Kirchendamen einen Handarbeitsanfall bekommen. Auf ein Kissen war quer über die Vorderseite ein Sinnspruch gestickt worden » Du bist nur so alt, wie du dich fühlst« ein entmutigender Gedanke, wenn ich an einige der Bewohner dachte, die ich gesehen hatte. Metallene Klappstühle standen an die Wand gelehnt, bereit, rasch aufgestellt zu werden. Alles war sauber, doch die »Dekoration« war unpersönlich, von Sparzwängen bestimmt und blieb hinter wirklich gutem Geschmack zurück.
    Ich ging am Empfangstresen vorbei, der in einer kleinen Nische lag, und schlenderte den Korridor entlang, geleitet von Schildern, die auf die Dienste einer Ernährungsberaterin, die Pflegedienstleitung und eine Reihe von Beschäftigungs-, Logo- und Physiotherapeuten hinwiesen. Alle drei Türen standen offen, doch die Büros waren leer und die Lichter gedämpft. Gegenüber sah ich ein Schild mit der Aufschrift »Aufnahme«. Diese Tür war geschlossen, und ein beiläufiger Griff nach dem Knauf verriet mir, dass sie auch abgesperrt war. Nebenan lag die Patientenregistratur, die sich die Räume offenbar mit der Verwaltung teilte. Ich beschloss, hier anzufangen.
    Die Deckenbeleuchtung war an, und ich trat durch die Tür. Es war niemand zu sehen. Ich wartete am Tresen und musterte beiläufig den Drahtkorb mit der eingegangenen Post. Geruhsam studierte ich meine Umgebung. Zwei Schreibtische standen Rücken an Rücken, einer davon mit einem Computer, der andere mit einer elektrischen Schreibmaschine, die leise brummte. Es gab mehrere rollbare Aktenwagen, einen Kopierer und metallene Aktenschränke an der Wand gegenüber. An einer weiteren Wand hing eine große Uhr mit einem tickenden Sekundenzeiger, den ich aus fünf Metern Entfernung hören konnte. Immer noch kein Mensch weit und breit. Ich stützte einen Ellbogen auf den Tresen und ließ die Finger in der Nähe des Postkörbchens baumeln. Indem ich die Ecken aufblätterte und den Kopf schief legte, konnte ich die meisten Absenderadressen lesen. Ganz alltägliche Rechnungen für Strom und Gas sowie einen Rasenmäh- und Gärtnerdienst und zwei braune Umschläge vom Santa Teresa Hospital, besser bekannt als St. Terry’s.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Erschrocken richtete ich mich auf und sagte: »Hallo. Guten Tag.«
    Die junge Frau war aus der Tür gekommen, die die Verwaltung mit der Patientenregistratur verband. Sie trug eine Brille mit rotem Plastikgestell. Ihr Teint war rein, doch sie sah aus, als würden ihr beim geringsten Anlass Pickel in rauen Mengen ausbrechen. Ihr Haar war mittelbraun und in verschiedenen unregelmäßigen Längen geschnitten — ein Stufenschnitt, der herausgewachsen war und nun dringend nachgeschnitten werden musste. Unter ihrem grünen Kittel trug sie eine braune Polyesterhose. Der Name »Merry« sowie »Pacific Meadows« waren maschinell auf die Brusttasche über ihrem Herzen gestickt.
    Sie trat an den Tresen, indem sie durch eine Schwingtür schritt, und nahm ihren Platz auf der gegenüberliegenden Seite ein. Auf den ersten Blick hätte ich sie auf Anfang dreißig geschätzt, doch ich korrigierte dies rasch um gut zehn Jahre nach unten. Sie trug eine metallene Zahnspange, in deren Drähten noch Reste ihres Mittagessens hingen. Ihr Atem roch nach Anspannung und Unzufriedenheit. Ihre Miene blieb spöttisch, doch ihre Stimme hatte einen scharfen Unterton. »Darf ich fragen, was Sie da gerade gemacht haben?«
    Ich zwinkerte ihr mit einem Auge zu. »Ich habe eine Kontaktlinse verloren. Womöglich ist sie auch schon im Auto herausgefallen; ich hab’s nur jetzt erst gemerkt. Ich dachte, sie wäre vielleicht in das Körbchen gefallen, aber sie ist nirgends zu sehen.«
    »Soll ich Ihnen suchen helfen?«
    »Machen Sie sich deswegen keine Umstände. Ich habe eine ganze Schachtel davon zu Hause.«
    »Möchten Sie

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