Tödliche Gier
Voraus zahlen.« Langsam klang ich regelrecht albern, unterwürfig und unsicher.
»Tatsächlich«, sagte Richard. Er musterte mich. Seine Augen waren dunkelbraun und grüblerisch. »Fünfzehnhundert Dollar, zuzüglich der hundertfünfundsiebzig für die Reinigungspauschale«, erklärte er, damit ich auch genau wusste, auf welchen Irrsinn ich mich einließ.
Ich dachte an Fionas Fünfzehnhundert-Dollar-Scheck. »Klar, kein Problem. Das könnte ich Ihnen sofort geben.«
»Ich werde es in meine Überlegungen einfließen lassen.«
6
Am Samstagmorgen schlug ich ganz automatisch eine Minute vor sechs die Augen auf. Ich blickte zum Oberlicht hinauf, das mit Regentropfen gesprenkelt war. Über die ganze Plexiglaskuppel verteilten sich winzige Lichtperlen. Die Luft, die zum Schlafzimmerfenster hereinkam, roch nach modrigem Laub, nassen Gehsteigen und den tropfenden Eukalyptusbäumen, die die nächste Straße säumten. Eigentlich ist der Geruch von Eukalyptus vom Geruch von Katzenspray fast nicht zu unterscheiden, aber daran wollte ich nicht denken. Ich stopfte mir das Kissen unter den Kopf und genoss das sichere Wissen, dass ich nicht aus dem Bett steigen und joggen gehen musste. So pflichtbewusst ich auch in puncto Sport bin — es gibt doch nichts Herrlicheres, als auszuschlafen. Ich vergrub mich unter der Decke und ignorierte die Welt, bis ich schließlich um halb neun zum Luftholen herauskam.
Als ich geduscht und mich angezogen hatte, machte ich mir eine Kanne Kaffee und verdrückte eine Schüssel Frühstücksflocken, während ich die Morgenzeitung las. Ich bezog das Bett frisch, steckte eine Ladung Wäsche in die Maschine und räumte die Wohnung ein bisschen auf. Als ich ein Kind war, hatte meine Tante Gin darauf bestanden, dass ich samstags mein Zimmer aufräumte, bevor ich zum Spielen nach draußen ging. Da wir in einem Wohnwagen lebten, war das kein großer Aufwand, doch die Gewohnheit hat sich gehalten. Ich staubte ab, saugte und schrubbte Kloschüsseln — geistlose Arbeiten, bei denen ich gut nachdenken konnte. Abwechselnd malte ich mir in verschiedenen Varianten aus, wie ich die Möbel in meinem neuen Büro stellen könnte, und überlegte, wen ich auf meiner Suche nach Purcell als Nächsten befragen sollte. Da Fionas fünfzehnhundert Dollar nun sicher auf meinem Konto lagen, fühlte ich mich verpflichtet, das Wochenende über weiter zu ermitteln. Ich widerstand der Versuchung, nach erst einem Tag Arbeit schon eine Theorie aufzustellen, aber wenn man mich gezwungen hätte, Wetten abzuschließen, hätte ich mein Geld darauf gesetzt, dass Purcell tot war. Nach allem, was ich von ihm gehört hatte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass er sich ohne ein Wort zu seiner Frau oder seinem Söhnchen aus dem Staub machen würde. Das erklärte zwar weder den fehlenden Pass noch die fehlenden dreißigtausend, aber beides konnte ja in nächster Zeit noch auftauchen. Derzeit bestand jedenfalls kein Grund zu der Annahme, dass sie etwas mit seinem Verschwinden zu tun hatten.
Um elf holte ich das Telefonbuch hervor, schlug die Gelben Seiten auf und suchte nach der Spalte mit den Pflegeheimen. Nach meiner Zählung gab es etwa zwanzig. Viele leisteten sich große, gerahmte Anzeigen, in denen die Annehmlichkeiten gepriesen wurden:
Umfassende Reha- und Langzeitpflege...
Grosszügige Zimmer in ruhiger Umgebung...
Eleganter Bau mit geschmackvoller Einrichtung
...Schönes, neues Haus mit gesicherter Gartenanlage...
Zu manchen gehörten gezeichnete Pläne, auf denen Pfeile das großartige Anwesen erläuterten, als wäre es wünschenswert, seinen Verfall in einer der besseren Wohnlagen Santa Teresas zu erleben. Die meisten Häuser hatten Namen, die vermuten ließen, dass ihre Bewohner sich weiß Gott wo sahen, aber jedenfalls nicht dort, wo sie tatsächlich waren: Cedar Creek Estates, Green Briar Villas, Horizon View, Rolling Hills, The Gardens. Sicher hielt niemand für möglich, dass man in so poetisch benannten Häusern schwach und ängstlich, verlassen, behindert, einsam, krank oder inkontinent sein könnte.
Pacific Meadows, das Pflegeheim, das Dow Purcell leitete, bot qualifizierte Pflege rund um die Uhr und konnte mit einer Kapelle und seelsorgerischem Beistand direkt auf dem Gelände aufwarten, was sicher recht hilfreich war. Außerdem war es von Medi-care und Medicaid anerkannt, womit es einen entscheidenden Vorteil gegenüber manchen seiner privat abrechnenden Konkurrenten besaß. Ich beschloss, mir das Haus selbst
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