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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Schilderungen hat sie das alles schon geplant. Sie meint, sie sei die Einzige, die ihn verstünde, in guten wie in schlechten Zeiten. Ich vermute, sie hat vor allem >schlecht< betont.«
    »Fiona hat mir erzählt, dass Dow schon zweimal zuvor verschwunden ist. Haben Sie eine Ahnung, wohin?«
    »Sanatorium. Er hat mir erzählt, er ginge in eine Entzugsklinik.«
    »Alkohol?«
    »Genau. Er wollte nicht, dass es sich herumspräche, weil er glaubte, seine Patienten würden das Vertrauen zu ihm verlieren, wenn sie wüssten, dass er seine Trinkerei nicht im Griff hatte.«
    »Ich habe aus mehreren unabhängigen Quellen erfahren, dass er wieder am Trinken war.«
    »Vermutlich Fionas Werk. Sie hätte jeden Mann in den Alkohol getrieben.«
    »Wäre nicht denkbar, dass er wieder in eine Entzugsklinik gegangen ist?«
    »Ich hoffe es. Das hoffe ich wirklich, aber andererseits sollte man meinen, dass er das mittlerweile irgendjemandem mitgeteilt hätte.«
    »Fiona behauptet, er hätte damals auch zu niemandem ein Wort gesagt.«
    »Das stimmt nicht ganz. Er hat es mir erzählt.«
    »Was wissen Sie über die Geschichte mit Pacific Meadows?«
    Trigg schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Ich weiß nur, dass es nicht gut aussah. Ich habe ihm geraten, einen Anwalt zu engagieren, aber er meinte, damit wolle er noch ein bisschen warten. Er hatte so seine Vermutungen über das, was da vor sich ging, aber er wollte der Sache erst selbst nachgehen, bevor er weitere Schritte unternahm.«
    »Jemand hat mir erzählt, er hätte befürchtet, Crystal werde ihn eiskalt im Regen stehen lassen, wenn der Ärger öffentlich bekannt würde.«
    Trigg warf seinen Schwamm in einen Eimer. »Vielleicht hat Fiona genau darauf gesetzt«, meinte er.

    Um fünf vor halb zwölf betrat ich das Büro und stieß dort auf Jeniffer, die sich in einem Rock, der so kurz war, dass die zwei runden Halbkugeln ihres Hinterteils unten herausschauten, über eine Schublade beugte. Ihre Beine waren lang und nackt und von den vielen Tagen, die sie krankfeierte, um mit ihren Kumpanen an den Strand zu gehen, tiefbraun. »Jeniffer, Sie sollten wirklich längere Röcke tragen. Man hat ja schon freie Sicht auf Ihr Höschen«, sagte ich.
    Ruckartig fuhr sie hoch und zupfte verlegen an ihrem Rocksaum. Wenigstens besaß sie den Anstand, betreten dreinzusehen. In ihren hölzernen Clogs trappelte sie zum Schreibtisch zurück. Sie setzte sich und entblößte dabei so viel nackten Oberschenkel, dass ich unwillkürlich den Blick abwandte.
    »Irgendwelche Nachrichten?«, fragte ich.
    »Nur eine. Mrs. Purcell hat gesagt, dass sie wieder da ist und Sie um zwei Uhr erwartet.«
    »Wann? Heute oder morgen?«
    »Oh.«
    »Keine Sorge. Das finde ich schon heraus. Sonst noch was?«
    »Das hier ist gekommen«, sagte sie und reichte mir einen Eilbrief. Ich machte ihn auf. Darin lag der Vertrag, den Fiona unterzeichnet und zurückgeschickt hatte. Mist. Es war mir jetzt schon zuwider, ihr verpflichtet zu sein.
    »Außerdem ist eine Frau gekommen, die Sie sprechen möchte. Ich habe sie in Ihr Büro geführt und ihr eine Tasse Kaffee gebracht.«
    Das ließ mich aufmerken. »Sie haben Sie allein in meinem Büro sitzen lassen?«
    »Ich muss arbeiten. Ich konnte nicht dableiben .«
    »Woher wollen Sie wissen, dass sie nicht gerade meinen Schreibtisch durchsucht?«, fragte ich, da ich wusste, dass ich genau das tun würde, wenn ich an ihrer Stelle wäre.
    »Ich glaube nicht, dass sie das tun würde. Sie macht einen netten Eindruck.«
    Ich merkte, wie mein Wutpegel in den roten Bereich schoss. »Ich mache auch einen netten Eindruck. Das will nicht viel heißen. Wie lange ist sie schon da drinnen?« Fairerweise muss ich gestehen, dass ich vermutlich meine Gefühle gegenüber Fiona auf sie projizierte, aber ich war einfach stinksauer.
    Jeniffer verzog die Miene, um zu demonstrieren, dass sie wirklich angestrengt nachdachte. »Nicht lang. Zwanzig Minuten. Vielleicht ein bisschen länger.«
    »Ist es wenigstens eine Frau, die ich kenne?«
    »Ich glaube schon«, sagte sie vage. »Sie heißt Mariah Sowieso. Ich dachte mir nur, dass sie es da hinten gemütlicher hätte, als wenn sie hier vorn auf Sie warten muss.«
    »Jeniffer, in dieser langen Zeit könnte sie mir alles geklaut haben, was ich besitze.«
    »Das sagten Sie schon. Es tut mir Leid.«
    »Die Entschuldigung können Sie sich sparen. Machen Sie das nie wieder.« Ich ging den Flur entlang und sah zu ihr zurück. »Und kaufen Sie sich eine Strumpfhose«, fauchte

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