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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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dem es gebrannt hatte. Und er war nicht mehr zurückgekommen.
    Langsam ging ich an dem Bauzaun entlang, den man vor der Ruine errichtet hatte. Er war bereits mit Tags besprüht. Neben dem abgebrannten Haus lag ein leeres Grundstück, das auf der anderen Seite an ein niedrigeres Gebäude anschloss. Auf der Rückseite hatte jemand eine Öffnung in den Zaun gebogen. Ich bückte mich und kletterte hinein. Um mich herum wurde es still. Mitten auf dem Hof lagen die Reste eines Kinderwagens. Der Stoff war weggebrannt, nur das Gestell aus verbogenem und rußschwarzem Metall war noch übrig. Eine Reihe mit Lagerräumen oder kleinen Wohnhäusern war bis auf die Grundmauern abgebrannt.
    Ich ging direkt durch die Maueröffnung, die einmal eine Eingangstür gewesen war, ohne mir Gedanken über das Risiko dieser Aktion zu machen. Stieg über Glas und Trümmer. Stieß gegen eine Wand und bekam schwarze Hände. An einer Stelle lag ein Haufen mit Tüten und Kleidung, der später dort hingekommen sein musste, sie waren zu sauber, um schon während des Brandes hier gelegen zu haben. Von der Wand hing lose eine doppelte Reihe Briefkästen herab, ich zählte sie. Vierundzwanzig. Einer für jede abgebrannte Wohnung. Es stank nach verkohltem Plastik und Abfall, und ich zog mir den Mantelkragen vor Nase und Mund, kletterte über die Reste einer eingestürzten Treppe und ging durch die Türöffnung auf der anderen Seite wieder hinaus.
    An der Straßenseite im Erdgeschoss musste ein Restaurant gewesensein. Der Tresen war nahezu intakt, davon abgesehen waren nur kahle, schwarze Wände übrig. Draußen war das Schild heruntergefallen und lag auf dem Boden, zur Hälfte von Asche und Schrottteilen bedeckt. Ich konnte die ersten Buchstaben entziffern: Resta ...
    Ich prüfte, ob Scherben auf dem Boden lagen. Dann kniete ich mich vorsichtig hin und rieb das Schild mit dem Ärmel meines Mantels ab, bis der Text vollständig zu lesen war: Restaurant Hôtel Royal.
    Wieder und wieder hörte ich Patricks Stimme in meinem Kopf. »Aber was brennt denn genau ... Nun sag schon, was los ist, in Gottes Namen!«
    An der Tür des Cafés hing ein handgeschriebener Zettel: We speak English. Ich bestellte einen Kaffee und ein Baguette mit Käse.
    »Was ist denn dort drüben passiert?«, fragte ich den Typen hinter dem Tresen und deutete auf die Ruine, die hundert Meter weiter auf der anderen Straßenseite zu sehen war.
    Der Mann hinter der Bar schüttelte resigniert den Kopf, während er aus einem großen Hahn Bier zapfte.
    »Eine schreckliche Sache«, sagte er. »Ein Großbrand, ein Riesenskandal.«
    Er warf einen anerkennenden Blick auf meine Kleidung. Das Café schien eine Stammkneipe für Bauarbeiter zu sein, die Omeletts und Biergläser vor sich hatten und die Fußballergebnisse auf den Bildschirmen verfolgten. Einige lehnten an der Theke, um Tippscheine abzugeben.
    »Siebzehn Menschen kamen dabei ums Leben.«
    »Was sagen Sie da?« Eine Kälte stieg von meinen Füßen auf und breitete sich im ganzen Körper aus. » Wie viele Menschen starben bei dem Brand?«
    Der Barmann nickte und hielt die Hände hoch. »Siebzehn.« Er stellte das volle Bierglas auf ein Tablett und schob es auf dem Tresen zu einem Mann, der ein Stück entfernt saß.
    Der Kaffee in meinem Mund schmeckte immer bitterer, während ich die genannte Zahl verarbeitete.
    »Was ist passiert?«, fragte ich. »Warum hat es gebrannt?«
    »Die Opfer waren Flüchtlinge, Afrikaner natürlich. Es gab keinen Notausgang.« Er schüttelte den Kopf und sagte etwas zu einer alten Frau, die sich neben mir tief über ihren Krug beugte. Ihre Augen waren stark geschminkt, ihr Haar fiel in langen Strähnen über die Schulter.
    »Une tragédie«, sagte die Frau heiser und gestikulierte wild, die anderen Worte entgingen mir.
    »Sie machen dort drinnen Feuer«, fuhr der Wirt fort. »Sie kapieren es einfach nicht, diese Idioten. Sie wohnen zu fünft, zu siebt, zu acht in einem Zimmer und kochen darin und alles.«
    »Ich habe ein Schild gesehen, dass es ein Hotel war.«
    »Hotel!«, sagte er spöttisch und trocknete ein Glas ab, hielt es gegen das Licht. »Ein Schuhkarton vielleicht. Fünf, sechs, zehn Leute in einem Zimmer. Ein schlechter Ort. Es haben auch Kinder dort gelebt, Frauen und Kinder.«
    Ein Mann mit Farbflecken auf seiner Kleidung und tiefen Ringen unter den Augen reichte einige Tippscheine über den Tresen, und der Wirt entfernte sich, um sie einzugeben. Die alte Frau murmelte weiter vor sich hin, »la

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