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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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Unterschied, ein nicht-existentes Faktum, genauso unbedeutend wie die Länge eines Zehennagels meiner Mitmenschen. Das hatte ich in dem Moment entschieden, als ich feststellte, dass ich in ihn verliebt war.
    Das Einzige, was wichtig ist, sind du und ich.
    Wenn du mich liebst.
    Ich liebe dich.
    So, wie ich bin?
    So, wie du bist.
    Mir wurde schwindelig.
    Als der Kommissar zurückkam, war ich bereit.
    »Es mag in Ihren Ohren lächerlich klingen«, sagte ich, als er mir das Foto zurückgab und zu seinem Schreibtisch zurückging, »aber es gab eine Sache, die Patrick wichtiger war als alles andere. Er wollte den höchsten Preis gewinnen, mit dem ein Journalist in den USA ausgezeichnet werden kann, weil er der Welt zeigen wollte, dass er genauso gut, nein, besser ist, als die Laufjungen an der Wall Street, die Millionengehälter kassieren, indem sie verlogeneBörsenprognosen erstellen. Vielleicht hat das etwas mit Patricks Großvätern und Urgroßvätern zu tun, aber vielleicht auch nicht, denn es geht darum, der Zeitung und den Kollegen und seinem Vater und der ganzen Welt zu zeigen, dass es möglich ist, dass ein Journalismus möglich sein muss, der nicht den Anzeigenkunden und Zeitungseignern und reichen Abonnenten dient, sondern einzig und allein der Wahrheit.«
    Helder Ferreira lachte auf.
    »Yes, we can«, sagte er und ballte ironisch die Faust. »Ihr klingt zur Zeit alle wie Barack Obama.«
    Dann lehnte er sich in seinem Bürostuhl zurück und schwieg einige Sekunden lang.
    »Ich hatte in Betracht gezogen, den mystischen schwarzen Mann als Mordverdächtigen zur öffentlichen Fahndung auszuschreiben, aber mein Chef war dagegen. Man würde uns mit Hinweisen über schwarze, gut gekleidete Männer überhäufen. Jeder fleißig arbeitende Beamte aus den ehemaligen Kolonien würde als Verdächtiger gelten.«
    »Also wird er doch nicht verdächtigt?«
    Ich sank wieder auf den Stuhl, müde und leer im Kopf.
    »Wir haben auch einen anderen Zeugen.« Helder Ferreira beugte sich erneut zum Bildschirm. Der Computer hatte mindestens zehn Jahre auf dem Buckel und brummte dumpf.
    »Marlene Hirtberger, zweiundfünfzig, eine deutsche Touristin, die gerade die Terrasse betreten hatte, um die Aussicht zu genießen. Sie sagt, sie habe zwei weiße Männer zur Aussichtsplattform gehen sehen, woraufhin Tumult entstand. Anschließend hörte sie die Schreie.«
    »Die müssen es gewesen sein.« Ich lehnte mich vor, sodass ich Teile des Textes erkennen konnte. »Was hat sie noch gesagt?«
    Ferreira kniff die Augen zusammen. Er hatte vergessen, seine Brille wieder aufzusetzen und hing mit der Nase vor dem Bildschirm.
    »Jorge Maurício, dreizehn, der auf der Mauer daneben Skateboard fuhr, stieß mit einem weißen Mann zusammen, der inRichtung Straße rannte. Mauricio sah nicht, wie Jetjenko hinabstürzte, aber er hörte Schreie, als er gerade das Skateboard in Bewegung setzte, verlor die Balance und musste sich nach rechts werfen, um nicht auf der anderen Seite in die Tiefe zu fallen, diese verrückten jungen Leute, die den Tod herausfordern! Ich hoffe, er hat seine Lehre daraus gezogen und wird das nie wieder probieren. Jorge Maurício segelte direkt in diesen Mann hinein. Er sagt, dass der Mann – ich zitiere – ›sich einen Scheiß um ihn kümmerte‹ und über die Straße in Richtung Mouraria davonrannte. Er war weiß und trug einen Anzug, behauptet der junge Jorge, dessen Eltern aus Angola kommen.«
    Ich versuchte, mir die Szene auszumalen: Menschen, die sich über den Platz bewegten wie Schauspieler mit festen Rollenanweisungen, aber ich konnte mir nicht so recht vorstellen, wie der Ort aussah und wo genau Patrick sich befunden hatte.
    »Die Deutsche Hirtberger sagt, dass sie ebenfalls einen schwarzen Mann gesehen hätte, kurz bevor der Tumult entstand. Er sei aber nie an jenem Ende der Terrasse gewesen, wo Jetjenko sich befand. Dessen ist sie sich sicher, weil sie ihm mit dem Blick folgte. Sie sagt, dass er – Zitat – ›ein richtiger Augenschmaus‹ gewesen sei.« Ferrera warf mir ein schwaches Lächeln zu. »Wissen Sie, wie Ihr Mann gekleidet war, als er verschwand?«
    Ich fuhr mir mit beiden Händen durchs Haar. Ein richtiger Augenschmaus, was für eine lächerliche alte Tante.
    »Er trägt fast immer ein Jackett«, sagte ich, »mit einem Hemd darunter, in dunklen Farben. Schicke Hosen, meistens Chinohosen, selten einmal Jeans.«
    Ferreira zeigte auf mich, die Hand zu einer Pistole geformt. »Das ist genau das, was Marlene

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