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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geschäften besonders stark gewesen war, eng mit ihm zusammengearbeitet hätte. Ich war auch daran beteiligt gewesen, Verhandlungen mit einigen großen Lebensmittelketten wegen Belieferung mit Frischfisch zu führen. Man konnte es ihnen ansehen, dass sie das nicht sonderlich spannend fanden. Baldur warf aus den Augenwinkeln heraus immer wieder Seitenblicke zum Spiegel, und als er wieder zu mir herüberschaute, sah ich, wie er ein Gähnen unterdrückte.
    Ich erzählte ihnen, dass mir sowohl in der Hauptniederlassung in Akureyri als auch in Reykjavik ein Büro zur Verfügung gestanden hatte und dass ich oft und lange mit Tómas im Ausland gewesen war.
    »War seine Frau auch mit dabei?«, fragte Albert, der offenbar genug von geschäftlichen Einzelheiten hatte.
    »Manchmal«, sagte ich. »Manchmal auch nicht. Es waren sehr viele Reisen. Aber ich kann mich an einige erinnern, wo sie Tómas begleitet hat.«
    »Und was war ... ?«
    »Wer ist da hinter dem Spiegel?«, unterbrach ich das seriöse Verhör. Ich blickte auf den Spiegel. »Wer versteckt sich hinter dem verspiegelten Glas?«
    Die beiden starrten mich an.
    »Niemand«, behauptete Baldur. »Was war deine Aufgabe bei diesen Auslandsreisen?«
    »Doch«, beharrte ich. »Da ist doch jemand auf der anderen Seite, sonst wärt ihr nicht so gestresst.«
    Ich weiß nicht, wie lange ich schon in Untersuchungshaft war, und ich weiß nichts darüber, welchen Einfluss ein langfristiger Gefängnisaufenthalt auf den Betroffenen hat. Wahrscheinlich waren es wohl etwa zwei Wochen gewesen, und so langsam bekam ich das Gefühl, als müsste ich bis an mein Lebensende dort bleiben. Fünf Wochen waren verhängt worden, aber ich wusste, dass diese Zeitspanne nach Belieben verlängert werden konnte. In den schlimmsten Fällen hatten sich Leute über ein Jahr in Untersuchungshaft befunden. Ich nehme an, dass vom Standpunkt der Polizei aus gesehengenau das der Vorteil bei einer Untersuchungshaft ist. Früher oder später geben die Leute alles Mögliche zu, bloß um da raus und wieder nach Hause zu können, oder wenigstens in ein anderes Gefängnis, oder wohin auch immer, bloß raus. Ich hatte nichts gestanden, verspürte aber allmählich das Bedürfnis, es zu tun.
    »Können wir weitermachen?«, fragte Albert.
    »Erst, wenn ihr mir sagt, wer hinter der Scheibe ist«, erwiderte ich. »Ich will nicht, dass man mich bespitzelt.«
    »Niemand ist hinter der Scheibe«, sagte Baldur ernst.
    »Warum kriegt ihr dann solche Schweißausbrüche?«
    Ich trug keine Handschellen. Als sie mich die ersten Male aus der Zelle zum Verhör führten, waren mir immer Handschellen angelegt worden, aber das war jetzt schon lange nicht mehr der Fall, wahrscheinlich, weil ich nie Theater gemacht habe.
    Beide schauten auf den Spiegel. Ich stand auf. Albert warf mir einen Blick zu und sprang auf.
    »Setz dich«, befahl er.
    Baldur hatte sich ebenfalls erhoben.
    »Setz dich bitte wieder«, sagte er ruhig.
    Ich starrte angestrengt in den Spiegel, sah aber nur unser Spiegelbild in diesem kleinen, engen Raum mit den abgetretenen Kunststofffliesen auf dem Boden, dem abgestandenen Zigarettenqualm und den Wänden, die so aussahen, als seien sie nur ein einziges Mal gestrichen worden, und zwar direkt nach dem Bau des Hauses.
    »Wer bist du?!«, rief ich in den Spiegel hinein.
    Albert wollte mich packen, aber ich machte einen Satz auf die verspiegelte Scheibe zu und hämmerte mit geballten Fäusten auf sie ein. Ich schlug mit der Stirn dagegen und schrie laut: »Wer bist du, du Scheißkerl?«
    Ich spürte, wie sie mich packten, irgendwelche Polizeikniffe beherrschten sie wohl, denn plötzlich lag ich bäuchlings auf dem Boden und bekam keine Luft. Ich hatte das Gefühl, sie würden mir die Arme auskugeln. Ich spürte, wie sich die Handschellen um meine Handgelenke schlossen. Ich schrie die ganze Zeit. Auch als sie mich den Korridor entlang in meine Zelle schleiften und noch lange, nachdem sie die Tür zugeschlagen hatten.
    Ich lag auf dem Boden und heulte hemmungslos. Wie konnte das geschehen? Wie konnte ich zulassen, dass so etwas geschah? Warum ich? Was hätte ich tun sollen? Was hätte ich tun können?
    Und Bettý. Der Duft von Bettý.
    Dieses unstillbare Verlangen nach ihr.
    Wie konnte es geschehen?
    Wie konnte ich zulassen, dass es geschah?

10
    U nsere Liaison hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit meinen früheren Beziehungen. Nicht, dass ich über große Erfahrung verfügte, aber ich habe ein paar sehr gute

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