Toedliche Intrige
fällige Ratenzahlungen und ein altes klappriges Auto - und jetzt zahlte ich das gesamte Darlehen auf einmal zurück und gab mich hemmungslos dem Konsum hin. Nichts war mehr zu teuer für mich, und Dinge, die ich mir früher nie hätte leisten können, gelangten plötzlich wie von Zauberhand in meinen Besitz. Es wurde in meinem Fall geradezu zu einer Sucht und hatte sicher in mancher Hinsicht entscheidenden Einfluss darauf, was später geschah.
Bettý führte mich in diesen Lebensstil ein. Sie eröffnete mir eine neue und schöne Welt, und langsam, aber sicher wurde mir klar, dass ich bereit war, alles für sie zu tun.
*
Ich weiß noch ganz genau, wie sie lachte, als ich allen Ernstes anfing, sie überzeugen zu wollen, dass sie Tómas Ottósson verlassen sollte.
Wir waren bei mir zu Hause in Reykjavik. Die beiden waren wegen einer Einladung in die Hauptstadt gekommen, und sie konnte auf einen Sprung bei mir hereinschauen. Sie hatten das Haus im Þingholt-Viertel bezogen. Unsere Affäre dauerte schon fast ein halbes Jahr. Tómas Ottósson Zöega war die meiste Zeit in Akureyri und vergrößerte sein Imperium. Meist war ich zwei Tage in der Woche bei ihm, aber den Rest der Zeit in Reykjavik. Bettý war frei wie ein Vogel. Der Flug von Akureyri nach Reykjavik dauerte nur vierzig Minuten. Ich glaube nicht, dass Tómas einen Verdacht hegte. Zumindest war ihm nichts anzumerken. Mir gegenüber verhielt er sich immer kühl und reserviert. Er erkannte sehr bald, dass ich ihm von Nutzen sein konnte, aber unsere Verbindung war völlig unpersönlich. Es hatte immer den Anschein, als sei ich ein Fremdkörper in seinem Leben, was in gewisser Hinsicht auch zutraf. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich ihm aufgezwungen worden war.
»Ich versteh überhaupt nicht, was du meinst«, erklärte Bettý, als ich das ihr gegenüber erwähnte.
»Ich habe manchmal den Eindruck, dass er sich eine ganz andere Art von Partner vorgestellt hat, um diesen Bereich für ihn abzudecken«, sagte ich.
»Eine ganz andere Art von Partner«, ahmte Bettý mich nach. »Manchmal kannst du deinen juristischen Hintergrund wirklich nicht verleugnen.«
»Mag sein, aber ich habe nun einmal diesen Eindruck.«
»Quatsch«, sagte sie. »So verhält er sich allen gegenüber, denen er Gehälter zahlen muss. Er stellt sich immer an, als müsse er sich das privat aus der Tasche ziehen. Männer wie Tozzi denken bloß an Geld. Geld ist der einzige Maßstab, und wenn du imstande bist, die Kassen noch mehr zum Klingeln zu bringen, könntest du von ihm aus auch gerne ein Zirkusäffchen sein.«
»Warum bist du mit ihm zusammen?«
»Wie meinst du das?«
»Was treibst du da eigentlich mit ihm?«
»Fang doch nicht schon wieder mit diesem langweiligen Zeugs an«, sagte sie.
»Warum verlässt du ihn nicht?«, fragte ich.
»Sind wir nicht... ?« Sie zögerte. »Willst du wirklich wieder über dieses leidige Thema reden? Ich dachte, das hätten wir ausdiskutiert.«
Sie saß in ihrer eleganten Garderobe auf meinem Sofa und trank einen Drambuie auf Eis. Sie kam von einem Cocktailempfang, den sie vorzeitig verlassen hatte, und war auf dem Weg zu einer Dinnereinladung, wo sich Tómas ebenfalls einfinden würde. Wenn sie nach Reykjavik kamen, waren sie ständig eingeladen. Wir hatten nicht viel Zeit. Ich sah sie an. Sie war immer begehrenswert. Immer unwiderstehlich.
»Du könntest es, wenn du wolltest«, sagte ich. »Alle möglichen Leute machen Schluss. Er ist so viel älter als du. Für mich ist der Gedanke daran, dass ihr zwei zusammen seid, unerträglich. Er hat dich nicht verdient.«
Ich liebte Bettý. Ich wollte nicht, dass sie mit irgendjemandanderem intim war, und vor allem nicht mit Tómas. Ich wollte sie für mich. Ich wollte für sie sorgen. Immer mit ihr zusammen sein. Sie lieben. Ich verachtete ihn, weil er Hand an sie legte, und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass sie Schluss mit ihm machte. In den ersten Monaten hatte ich nicht darüber reden mögen, aber je mehr Zeit verstrich, desto mehr beschäftigte ich mich mit diesem Gedanken. Vielleicht war es purer Egoismus. Unsere Beziehung hatte nicht unter der Voraussetzung begonnen, dass sie ihn verließ. Es war ein Wunsch, den ich erst vorgebracht hatte, nachdem wir zusammen waren. Ein Wunsch meinerseits. »Red doch nicht so«, sagte sie.
»Warum nicht, Bettý? Ich weiß, dass du unter ihm leidest. Er ist ein brutaler Kerl und insofern genau wie alle anderen brutalen Kerle, nur mit dem Unterschied,
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