Toedliche Intrige
Freundinnen gehabt, besonders eine, die ich während meines Studiums in den Vereinigten Staaten kennen lernte, aber wir waren nicht lange zusammen. So etwas ist ja heutzutage keine Seltenheit. Ich hatte keine Lebenspartnerin gefunden, und darauf war ich auch keineswegs sonderlich erpicht. Ich fand, dass dazu noch genug Zeit war. Mit Bettý änderte sich das schlagartig.
Unser Liebesleben hielten wir streng geheim. Mir war es zwar gleichgültig, ob die ganze Welt von unserer Beziehung wusste, aber für Bettý kam nichts anderes infrage als äußerste Vorsicht. Tómas Ottósson Zöega durfte uns nicht auf die Spur kommen. Er durfte keinen Verdacht schöpfen, dass etwas hinter seinem Rücken gespielt wurde. Im Hotel haben wir uns nur dieses eine Mal getroffen, nur diese erste Nacht. Sie kam zu mir nach Hause, wenn feststand, dass Tómas in Akureyri beschäftigt war, und wir trafen uns in dem Reihenhausin Akureyri, wenn Tómas geschäftlich in Reykjavik oder im Ausland zu tun hatte. Häufig nahm er Bettý mit, wenn er ins Ausland reiste, und manchmal, wenn die geschäftlichen Belange es erforderten, begleitete ich sie. Dann machten Bettý und ich uns einen Spaß daraus, ganz formell miteinander umzugehen, beinahe so, als würden wir uns gar nicht kennen. Manchmal schlich sie sich zu mir aufs Hotelzimmer, und wir liebten einander sozusagen direkt vor Tómas' Nase.
Sie war extrem in ihren Bedürfnissen und brachte mir bei, es ebenfalls zu sein. Sex war himmlisch, und Dinge, von denen ich keine Ahnung gehabt hatte, lösten eine Lust und eine Befriedigung in mir aus, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. Manchmal wollte sie, dass wir uns Pornos anschauten, während wir uns liebten. Viele von den Sexpraktiken, die sie ausprobierte, kannte ich nicht. Mit der Zeit war ich mit allem einverstanden. Sie hatte mich vollständig in ihrer Gewalt.
Anfangs war ich noch etwas zurückhaltend, weil im Grunde genommen alles neu für mich war. Ich wollte nicht zu ungestüm in etwas hineingerissen werden, und außerdem hatte ich in puncto Sex nur wenig Erfahrung. Mein angeborenes Schamgefühl hatte bislang immer einer normalen Beziehung zum weiblichen Geschlecht, zusätzlich zu allem anderen, im Wege gestanden. Dieses Wort kannte Bettý überhaupt nicht. In ihrem Bewusstsein gab es keine Scham. Sie war vielmehr daran interessiert, sowohl mich als auch sich selbst genau zu erforschen und uns beide zusammen, und keine Stelle desKörpers war vor ihren Fingern und ihrer unersättlichen Zunge sicher.
Bettýs Art und Benehmen faszinierten mich, weil sie so anders war als ich. Sie war offen und direkt, sie war amüsant und genoss das Leben, als sei jeder Tag ihr letzter. Ich hingegen war viel verschlossener oder vielleicht auch nur vorsichtiger, und wohl immer noch letzten Endes im Ungewissen darüber, wer ich war und was ich war, alles Fragen, mit denen ich mich herumgeschlagen habe, seit ich denken kann. Bettý kannte keine Zweifel. Sie lebte nur für den Augenblick. Die Vergangenheit lag hinter ihr und interessierte sie nicht mehr. Die Zukunft war eine spannende Welt der Eroberungen und Pioniertaten.
Es war beunruhigend und erregend zugleich, Tómas Ottósson sozusagen gleich nebenan zu wissen. Bettý betrog ihren Mann mit mir, und schon allein das schien ihren sexuellen Genuss zu erhöhen. Zwar bestand ständig die Gefahr, dass wir entdeckt würden, aber es hatte den Anschein, als würde sie es genießen. Ich ließ mich mitreißen. Tómas Ottósson Zöega war mir gleichgültig. Es war mir im Grunde genommen völlig egal, ob er dahinter kommen würde. Ich versuchte, Bettý zu überreden, ihn zu verlassen, aber davon wollte sie nichts hören. Ich wusste, warum. Ich wusste, dass ich ihr nichts bieten konnte, was es mit seinem Geld aufnehmen konnte.
Sie war meine Geliebte und mit der Zeit auch meine beste Freundin. Sie schien mich besser zu verstehen als irgendjemand anderes. Sie half mir über Zweifel undÄngste hinweg und brachte mir bei, dass es keine Rolle spielt, was man ist, sondern nur, wie man ist.
Ich hatte auch nichts gegen den Reichtum, er war angenehmer, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Vielleicht, weil es so neu für mich war, so fremd, dass man so viel ausgeben konnte, wie man wollte, ohne sich um den Kontostand sorgen zu müssen, immer war genug Geld vorhanden. Ich bin überzeugt, dass niemand, der dieser Versuchung in gleichem Maße ausgesetzt worden wäre, hätte widerstehen können. Vorher besaß ich nichts als
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