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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
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Will nichts von der Welt um mich herum wissen. Will nur daliegen und so tun, als existierte ich nicht. Als existierte nichts als die Dunkelheit, in die ich mich versenke, bis ich zu ersticken drohe und wieder zur Oberfläche auftauche und nach Luft schnappe.
    »Was war zwischen dir und Tómas?«, fragte Dóra im Verhörzimmer.
    »Zwischen mir und Tómas?«, gab ich zurück.
    »Erzähl uns etwas über ihn.«
    Dóra und ihre Ausdrucksweise signalisierten Erdgebundenheit und Zuverlässigkeit. Sie gefiel mir immer besser. Lárus war anders. Er saß grinsend an ihrer Seite, und seinen Blicken nach zu urteilen, schien er mich zutiefst zu bedauern.
    »Findest du irgendetwas komisch daran?«, fragte ich und sah ihm ins Gesicht.
    Er gab keine Antwort, schüttelte aber den Kopf. Das Aufnahmegerät lief. Hinter der verspiegelten Scheibe war niemand. Dóra rauchte, das hatte sie nie zuvor getan.Sie bot mir eine Zigarette an, aber ich lehnte dankend ab. Lárus musste zur Toilette. Er schaltete das Gerät aus und ging hinaus. Dóra blickte ihm nach.
    »Männer sind doch irgendwie blöde«, erklärte sie.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit lächelte ich. Wir schauten einander in die Augen, und einen Augenblick hatte es den Anschein, als wolle sie etwas sagen, aber dann unterließ sie es. Während sie rauchte, saßen wir schweigend da, bis Lárus zurückkehrte.
    »Können wir darüber reden, als Tómas über dich hergefallen ist?«, fragte er.
    »Tómas?«
    »Soweit wir wissen, hat er dir Gewalt angetan«, sagte Lárus. »Was hast du dazu zu sagen?«
    Ich blickte von einem zum anderen. Niemand wusste, dass Tómas über mich hergefallen war. Niemand außer Bettý. Was hatte sie ihnen erzählt? Was hatte sie ihnen aufgetischt? Wie hatte sie mich bei ihnen angeschwärzt?
    »Ihr dürft nicht alles glauben, was sie sagt«, erklärte ich. »Ihr dürft nicht alles glauben, was Bettý sagt.«
    »Du brauchst uns nicht zu sagen, was wir zu tun und zu lassen haben«, sagte Lárus.
    »Was ist zwischen Tómas und dir vorgefallen?«, fragte Dóra, und ich hörte ihren Worten an, dass sie versuchte, vorsichtig und rücksichtsvoll zu sein.
    »Nichts«, sagte ich. »Ihr dürft nicht alles glauben, was Bettý sagt.«
    Sie wechselten einen Blick.
    »Wo ist sie?«, fragte ich. »Wann habt ihr mit ihr gesprochen?«
    Sie sahen mich an und schwiegen. »Was hat sie gesagt? Wo ist Bettý?« Keine Antwort. »Beruhige dich«, sagte Dóra.
    »Ich denke nicht daran, mich zu beruhigen«, erwiderte ich. »Beruhig dich lieber selber.«
    »Wir sind dir keine Erklärung schuldig, wie wir in dieser Ermittlung vorgehen«, sagte Lárus. »Erzähl uns jetzt davon, wie Tómas dich angegriffen hat. Du bist zu ihm nach Hause gegangen, was ist da vorgefallen?«
    »Nichts«, sagte ich. »Ich sage euch gar nichts. Lasst mich in Ruhe. Ich möchte wieder in meine Zelle. Ihr dürft nicht glauben, was Bettý euch erzählt. Glaubt es bloß nicht.«
    Lárus war nicht zu bremsen. Er ging davon aus, dass er mich mit Bettýs Aussage festnageln könnte. Dóra fasste ihn beim Handgelenk und gab ihm ein Zeichen. Ich durfte in meine Zelle zurückkehren.
    Ich liege im Dunkeln und höre, wie sich die Schritte entfernen.
    Klick-klack ... klick-klack ... klick-klack ... Wer bin ich?
    Warum kann ich nicht wie alle anderen sein?

13
    I mmer wieder kreisen meine Gedanken um die Frage, wie alles angefangen hat.
    War es schon, bevor Bettý und ich uns kennen lernten, oder war es erst, nachdem wir zusammen waren? Vielleicht hat sich diese Idee in ihr eingenistet, nachdem wir angefangen hatten, Tómas zu betrügen. Vielleicht war sie der Meinung, dass sie, wenn sie mit diesem Betrug durchkam, auch mit etwas anderem und Schwerwiegenderem durchkommen würde.
    Vielleicht geschah es an dem Abend, als der Winter draußen um den Palazzo im Þingholt-Viertel tobte und wir uns in dem großen Ehebett mit der seidenen schwarzen Bettwäsche liebten. Wie gesagt: Ich weiß nicht, wo und wann es seinen Anfang nahm, aber ich erinnere mich, wann mir diese Idee zuerst zu Ohren kam. Zu Hause bei Bettý im Palazzo, in einer langen Winternacht. Wir liebten uns und hatten keine Eile. Sie hatte überall im Schlafzimmer Kerzen aufgestellt, deren sanftes Licht über Wände und Decke flackerte. Draußen blies ein eisiger Nordwind mit scharfen Schneeschauern, die gegen das Haus peitschten.
    Der Orgasmus durchfuhr meinen Körper wie Millionen winziger wonnevoller Stromstöße, und ich sank erschöpft in die Kissen. Vielleicht

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