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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
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strich sie mit dem Finger am Rand des Glases entlang, das einen Sprung gehabt haben musste, denn plötzlich zerbrach es unter ihrem Finger, und sie schnitt sich. Ein kleiner Blutstropfen quoll hervor, und sie sah zu, wie er sich vergrößerte. Sie betrachtete es aufmerksam,als sei es ein eigenartiges wissenschaftliches Phänomen, und die Wunde schien sie nichts anzugehen. Sie hob den Finger hoch, leckte das Blut mit der Zunge ab und steckte ihn dann in den Mund. Sie schaute mich an, und ich wusste, dass es ihr Ernst war.

14
    B ettý.
    Keine habe ich so gut gekannt, und keine war mir so fremd. Sie war wie ein offenes Buch für mich, aber gleichzeitig war sie mir auch ein komplettes, unlösbares Rätsel.
    Gemeinsam mit meinem Rechtsanwalt habe ich versucht, Bettýs Vergangenheit auszuleuchten. Ich habe ihm alle Informationen, die mir zur Verfügung standen, überlassen und ihn auf Leute, zumeist Frauen, hingewiesen, mit denen er sich in Verbindung gesetzt hat. Wir haben einiges über ihre Jugend herausgefunden, wovon ich keine Ahnung hatte, aber über den Zeitraum, in dem sie erwachsen wurde und bevor sie Tómas Ottósson Zöega kennen lernte, hatten wir so gut wie nichts in den Händen.
    Sie wurde 1967 geboren und wuchs in einer der Sozialwohnungen in Breiðholt auf, die damals entstanden. Ihre Eltern waren alles andere als Stützen der Gesellschaft. Dauernd erschien die Polizei bei ihnen wegen Ruhestörung oder um ihren Stiefvater abzutransportieren, der immer wieder straffällig wurde. Bettýs Vater war gestorben,als sie noch ganz jung war. Das Jugendamt musste sich mit der Familie befassen, mit Bettý und ihren beiden älteren Brüdern. Ausschweifendes Leben, Alkohol und Drogen waren in ihrem Zuhause an der Tagesordnung. Daher hatte sie ihre Einstellung zum Leben, dass alles erlaubt ist und man sich auf niemanden verlassen kann außer auf sich selbst. Schon als Teenager hatte sie bestimmt mehr und schlimmere Erfahrungen hinter sich als manches andere Mädchen in ihrem Alter. Sie wusste sich zu helfen. Sie hatte nicht nur gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen, sondern auch begriffen, dass es ganz allein von ihr abhing, wie sie im Leben zurechtkam. Sie war wegen verschiedener Delikte wie Diebstahl und Drogenhandel mit der Polizei in Berührung gekommen, bevor sie vierzehn war. Später zeigte sie ihren Stiefvater an, weil er versucht hatte, sie zu vergewaltigen. Mit achtzehn war sie von zu Hause ausgezogen.
    Von einer überaus merkwürdigen Begebenheit in ihrem Leben hörte ich zufällig, als ich eines Abends mit ein paar Kollegen in Akureyri ausgegangen war. Wir saßen in einem Lokal in der Innenstadt, und irgendjemand fing an, über Bettý zu reden und diese seltsame Geschichte zu erzählen.
    Als sie etwa zwanzig war, lebte Bettý eine Weile in Dalvík in Nordisland und arbeitete in der Fischfabrik. Zur gleichen Zeit wurde in diesem Landesteil ein Schönheitswettbewerb veranstaltet. Bettý landete auf dem ersten Platz. Das Mädchen, das seinerzeit eigentlich als sichere Siegerin galt, hatte zwei Tage vor derEntscheidung einen Unfall. Sie legte Einspruch ein gegen das Ergebnis des Wettbewerbs und behauptete, dass der Junge, mit dem Bettý damals zusammenlebte, sie absichtlich angefahren hatte, als sie abends mit dem Fahrrad unterwegs war. Sie hatte sich die Nummer gemerkt, aber es stellte sich heraus, dass das Auto gestohlen war. Es gab keine anderen Zeugen bei diesem Vorfall. Bettý und ihr Freund stritten die Anschuldigungen des Mädchens hartnäckig ab, und Bettý behielt ihren Titel.
    Ich hörte mir die Geschichte an und versuchte, mich nach einigen Details zu erkundigen, ohne zu viel Neugier oder Interesse an den Tag zu legen, aber mehr wusste der Mann nicht. Ich habe Bettý nie nach dieser Geschichte gefragt. Vielleicht war das auch einer von den Fehlern, die ich gemacht habe.
    Einige Jahre nach diesem Schönheitswettbewerb wurde Bettý immer öfter in Begleitung von Tómas Ottósson Zöega gesehen, einem zweimal geschiedenen Großreeder aus Akureyri, der mehr als zwanzig Jahre älter als sie war. Das stieß auf lebhaftes Interesse seitens der Regenbogenpresse, wo häufig Bilder erschienen, wenn sie zusammen ausgingen.
    Bettý hatte sich schon immer zu helfen gewusst.
    Tozzi liebte Bettý. Er machte ein neues Testament zu ihren Gunsten, als Bettý ein Kind von ihm erwartete, und überschrieb ihr Besitztümer im Gesamtwert von etwa zweihundert Millionen Kronen. Tómas hatte keine Kinder, und je älter er

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