Toedliche Intrige
doch heraus. Findet doch heraus, weshalb sie zu Tómas gesagt hat, sie könnten keine Kinder bekommen. Fragt sie danach, ob Tómasnicht gerne Kinder mit ihr gehabt hätte, es aber nicht geklappt hat. Fragt sie, weshalb sie eine Abtreibung machen ließ.«
»Wir haben nichts in Bezug auf eine Abtreibung an der Hand«, erklärte Lárus.
»Nein, selbstverständlich nicht! Ihr braucht wohl erst eine fett gedruckte Zeitungsüberschrift über fünf Spalten, um auf etwas gestoßen zu werden?!«
Sie warfen sich Blicke zu.
»Ihr seid mir schon seltsame Kripo-Beamte«, sagte ich. »So was habe ich noch nie erlebt. Wenn man euch nicht die Dinge explizit vorbuchstabiert, steht ihr da wie der Ochs vorm Berge.«
Lárus warf blitzschnell einen Blick zum Spiegel hinüber.
»Bettý hat eine Abtreibung machen lassen«, sagte ich und war jetzt wieder etwas ruhiger. »Sie hat mir erzählt, dass sie und Tómas keine Kinder zusammen kriegen konnten. Trotzdem weiß ich aber, dass sie eine Abtreibung hat machen lassen. Dafür kann es doch nur zwei Erklärungen geben. Entweder war sie schwanger von Tómas und hat aus irgendwelchen Gründen das Kind wegmachen lassen und ihm vorgelogen, dass sie keine Kinder bekommen könnten.«
»Ich sehe nicht, was du damit bezweckst«, sagte Lárus. »Was hat das Kinderkriegen mit diesem Fall zu tun?«
»Sie hat Tómas angelogen. Sie konnten Kinder bekommen, aber Bettý wollte es nicht. Aus irgendwelchenGründen hat sie dafür gesorgt, dass sie keine Kinder bekamen, und hat so getan, als ob es nicht ginge. Wahrscheinlich hat sie Verhütungsmittel verwendet, aber dann hat es einen Unfall gegeben.« »Aber wozu?«
»Fragt sie«, sagte ich. »Ihr seid von der Polizei. Ich brauche nicht die Arbeit für euch zu erledigen. Fragt sie, weshalb Tómas kein Kind von ihr bekommen durfte. Schaut euch die Krankenhausberichte an, redet mit den Ärzten. Ich habe nur von einer Abtreibung gehört, aber vielleicht waren es ja mehrere.«
»Du willst damit sagen, dass sie keine Kinder mit Tómas haben wollte?«
»Fragt sie, warum sie keine Familie mit Tómas haben wollte. Weshalb sie nur Interesse an seinem Geld hatte, an seinem Reichtum, an den flotten Häusern und Reisen und Kreuzfahrten.«
Ich schaute durch den Spiegel hindurch.
»Redet mit ihr darüber!«
»Da ist niemand dahinter«, sagte Dóra.
»Aber selbstverständlich nicht!«, sagte ich.
»Was ist mit der anderen Möglichkeit?«, fragte Dóra. »Du hast gesagt, dass zweierlei der Grund dafür sein könnte. Dass sie von Tómas schwanger gewesen sein könnte oder ...«
»Was denkst du?«
»Ich möchte gerne hören, was du denkst«, sagte Dóra. Ich lächelte. Lárus blickte abwechselnd von mir zu Dóra. Er schien völlig den Faden verloren zu haben.
»Sie war schwanger, aber das Kind war nicht von Tómas.«
»Das Kind war nicht von Tómas?«, echote Dóra. »Von wem denn sonst?«, sagte Lárus, dessen Blicke zwischen Dóra und mir hin und her wanderten. »Ich habe da bestimmte Ideen, aber ...« »Was für Ideen?«, fragte Dóra. Ich schwieg.
»Ich glaube, du tust dir keinen Gefallen damit, wenn du schweigst«, sagte Lárus.
»Ich kann genauso wenig sehen, dass ich mir einen Gefallen damit tue, mit euch zu reden. Ihr solltet gar nicht mit mir reden, sondern mit Bettý.«
Dóra blickte Lárus an, und da war irgendetwas in ihrer Miene, das ich mir nicht erklären konnte.
»Wir haben guten Kontakt zu Bettý«, sagte sie und und schaute mir wieder ins Gesicht.
Ich starrte sie an.
»Was meinst du damit?«
»Du brauchst dir keine Gedanken wegen Bettý zu machen«, sagte Lárus. »Ist sie hier?«
Sie schauten mich an, ohne mir zu antworten. »Ist Bettý hier?« Sie schwiegen.
»Ist sie in Untersuchungshaft? Ist sie hier in einer dieser Zellen?«
Ich erhielt keine Antwort. Ich starrte Dóra an, die meinen Blick erwiderte. Sie sah mitgenommen aus. Alsich Lárus anschaute, hatte ich das Gefühl, als spielte ein Grinsen um seine Lippen. Meine Blicke gingen wieder zu Dóra, und ich beobachtete, wie sie zum großen Spiegel hinübersah. Das tat sie blitzschnell, ohne den Kopf zu bewegen. Sie schien mir etwas sagen zu wollen. Ich richtete mich auf und blickte ihr starr in die Augen, und urplötzlich ging mir auf, was sie mir sagen wollte. Ich lehnte mich zurück. Ich drehte den Kopf und schaute in den Spiegel.
Ich spürte ihre Nähe.
Bettý war hinter dem Spiegel.
27
E rwartungsgemäß standen die Medien Kopf, als Tómas' Leiche gefunden wurde. Ich war
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