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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
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im Auto unterwegs und hatte das Radio eingeschaltet, als die erste Nachricht über den Leichenfund kam. Ich stand vor einer roten Ampel und vergaß alles um mich herum. Ich kam erst wieder zu Bewusstsein, als jemand an meine Scheibe hämmerte. Ich hatte eine ganze Grünphase verpasst, und der Mann im Auto hinter mir überschüttete mich mit Verwünschungen. Ich bretterte los, die Ampel war auf Rot, und ich hätte beinahe einen Unfall gebaut. Ich fuhr an den Rand und saß wie in Trance, während ich mir in Gedanken das Allerschlimmste ausmalte, was jetzt geschehen würde, wenn sie die Leiche obduzierten. Ich hoffte inständig, sie würden zu dem Ergebnis kommen, dass Tómas einem Unfall zum Opfer gefallen war und sie uns beiden nichts nachweisen konnten.
    Ich war unterwegs, um mich mit einer Frau zu treffen, die ich nie zuvor gesehen hatte und überhaupt nicht kannte. Ich hatte mehrere Tage gebraucht, um sie ausfindig zu machen, mithilfe des Volksregisters, desStandesamts in Akureyri und einer Organisation, von der ich bislang nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierte; sie veranstaltete die Miss Nordisland-Wahlen. Die Frau hieß Stella und lebte inzwischen in Reykjavik, hatte zwei Kinder und war geschieden. Sie lebte in einem Mehrfamilienhaus in Grafarvogur und leitete einen Kindergarten. Das hatte sie mir alles am Telefon erzählt und hinzugefügt, es passe ihr gut, wenn ich gegen sieben Uhr bei ihr hereinschauen könnte. Ich merkte, dass sie ein wenig zögerte, als sie erfuhr, um was es ging, nämlich dass ich mit ihr über Schönheitskonkurrenzen reden wollte, aber sie ließ sich darauf ein. Vielleicht war sie neugierig. Genau wie ich.
    Sie war immer noch sehr schön, und in vieler Hinsicht ähnelte sie Bettý, mit ihrem dichten schwarzen Haar, dem dunklen Teint, den sinnlichen Lippen und den braunen Augen. Aber sie hatte etwas Kindlicheres an sich, etwas Unschuldigeres. Sie hielt sich gut in Form und ging bestimmt ins Fitness-Studio. Es war ihr nicht anzusehen, dass sie zwei Kinder hatte. Ich dachte nach, dass nur ein absoluter Vollidiot so dämlich gewesen sein konnte, diese Beziehung in die Brüche gehen zu lassen.
    Sie kochte gerade das Abendessen, und als sie vor mir in die Küche ging, bemerkte ich, dass sie ein wenig hinkte. Sie sagte, ihre Kinder seien noch draußen und spielten.
    Ich betrachtete ihr Bein, und mir fiel gleich die Geschichte von dem Schönheitswettbewerb ein.
    »So lange hat man ein bisschen Ruhe«, sagte sie lächelnd. »Ich habe Glück, dass meine Kinder keine Stubenhocker sind. Ich fände es schrecklich, wenn sie ihre Kindheit und Jugend mit Computerquatsch und Fernsehglotzen verbringen würden.«
    »Nein«, sagte ich und lächelte. Ich mochte sie auf Anhieb gern. »Man sieht ja kaum noch Kinder draußen spielen.«
    »Warum wollt ihr unbedingt etwas über Schönheitswettbewerbe schreiben?«, fragte sie und nahm am Küchentisch Platz. »Interessiert sich überhaupt noch jemand für so was?«
    Ich setzte mich zu ihr. Als ich sie anrief, hatte ich ihr vorgeflunkert, dass ich im Auftrag eines Verlags aus Akureyri arbeitete, der plante, Leute für ein Buch zu interviewen, die mit Schönheitswettbewerben zu tun gehabt hätten. Im Prinzip der gleiche Vorwand wie bei Sylvia, nur eine etwas andere Lüge. Ich bin nie eine sehr geschickte Lügnerin gewesen. Stella schien mir zwar zu glauben, war aber trotzdem unschlüssig, ob sie mich nach Hause einladen sollte. Ich spürte sofort, dass es ihr sehr unlieb war, sich dazu zu äußern. Schließlich gab sie nach, aber als ich zu ihr nach Hause kam, spürte ich dasselbe Zögern wie am Telefon. Sie schien nur unangenehme Erinnerungen damit zu verbinden, dass sie an einem Schönheitswettbewerb teilgenommen hatte. Noch nach all diesen Jahren spürte man die Bitterkeit.
    »Sie gehen davon aus, dass weiterhin Interesse für so etwas besteht«, sagte ich und spielte auf meine erfundenenAuftraggeber an. »Außerdem sind auch Fotos dabei, und an solchen Veranstaltungen sind ja so viele beteiligt. Sie glauben, dass es sich vielleicht ganz gut verkaufen wird. Es geht sowohl um die großen Wettbewerbe als auch um die kleineren Vorkonkurrenzen in den einzelnen Landesteilen.«
    »Ich war damals im Norden und habe an zweien teilgenommen«, sagte sie. »Beim ersten Mal landete ich auf dem zweiten Platz, und beim zweiten Mal hörte ich noch während des Wettbewerbs auf, beziehungsweise ich konnte nicht bis zum Ende daran teilnehmen.«
    »Genau das habe ich

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