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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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mich am Arm. »Bitte kommen Sie jetzt mit.«
      Ich machte eine halbe Drehung, brach ihm mit einem
Schlag den Arm und warf ihn durch die offene Tür, um mir einen Weg
durch die Zuschauer zu bahnen. Angst, plötzliche Panik – man
kann es nennen, wie man will, jedenfalls wurde ich zum Berserker.
    Sie stürzten sich auf mich wie die
Hundemeute auf den Fuchs, und im Nu hatten sie mir den Bademantel vom
Leib gerissen und ich war nackt, wie Gott mich schuf.
      Doch ich verkaufte meine Haut so teuer wie
möglich; einer der Angreifer ließ schreiend von mir ab,
nachdem ich ihm mehrere Rippen angeknackst hatte, einem zweiten schlug
ich den Kiefer entzwei, doch dann griff der Fallschirmjäger-Major
ein und trat mir mit einem vorbildlich ausgeführten
Karate-Stoß, bei dem der Fuß erst bei hüfthoch
gehobenem Knie vorschnellte, in den Magen.
      Damit hatte er mich allerdings noch nicht kampfunfähig gemacht; wer ch'i -Energie
besitzt, kann so etwas verdauen. Ich stürzte mich mit erhobenen
Händen auf ihn, und gleichzeitig fiel mir ein, woher ich ihn
kannte. Eton. Mein erstes Jahr, sein letztes. Hilary Vaughan, das
Aushängeschild der Schule. Köpfchen und Muskeln, Gedichte und
Boxen. Niemand wurde so recht schlau aus ihm, vor allem, als er zur
Armee ging.
      Er bemerkte, daß ich ihn erkannt hatte, las es
mir von den Augen ab, und legte unwillkürlich die Stirn in Falten,
als ob er sich auf das alles keinen Reim machen könnte – als
käme es für ihn völlig unerwartet. Jedenfalls erwies
sich die Meute schließlich doch als stärker; allein schon
das Gewicht derer, die an mir hingen, zwang mich zu Boden.
    Trotz der Handschellen, die sie mir verpaßt hatten, waren sechs Mann nötig, um mich ins Auto zu verfrachten.

    4
Zeit des Wahns

    Marsworth Hall war einer jener im 19. Jahrhundert erbauten
Landsitze, wie man sie nur in England und nirgendwo sonst findet. Nicht
ganz so groß wie Blenheim Palace, aber auch nicht viel kleiner.
Das Areal war umgeben von einer sieben Meter hohen Mauer, die von einem
ganz offensichtlich erst in jüngster Zeit errichteten Aufsatz
gekrönt wurde – einem elektrisch geladenen Zaun. Auch das
Tor, durch das man uns einließ, war elektronisch gesichert. Es
war fast wie in Tay Son, zumindest was die ganze Atmosphäre
betraf. Es wurde bereits dunkel, und keine Menschenseele ließ
sich blicken. Ich sollte auch für die Dauer meines Aufenthalts
keine anderen Patienten zu Gesicht bekommen.
      Sean erledigte die Formalitäten und
überantwortete mich unverzüglich der Obhut zweier Pfleger,
die so aussahen, wie man sie sich normalerweise vorstellt.
Beängstigend groß und kräftig, der eine mit flacher
Nase und vernarbtem Gewebe um die Augen, typisch für den
ehemaligen Boxer, beide mit dem bestimmten, keinen Widerspruch
duldenden Auftreten, das aus dem Dienst ausgeschiedenen Unteroffizieren
anhaftet.
    Der vernünftiger wirkende von den
beiden hieß Thompson, der frühere Boxer Flattery. Sie
führten mich in den Waschraum, säuberten mich von Kopf bis
Fuß mit der unvermeidlichen Karbolseife und gaben mir danach
einen Schlafanzug mit Gummizug im Bund und einen Bademantel ohne
Gürtel.
      Dann fuhren wir mit dem Lift in den obersten Stock,
und Thompson schloß direkt gegenüber eine Tür auf,
während Flattery mich so am Arm festhielt, daß ich dadurch
den ersten Aufschluß über seinen wahren Charakter erhielt.
Es bestand überhaupt keine Veranlassung für ihn, meinen Arm
so zu umklammern, daß ich kein Gefühl mehr in ihm hatte. Ich
meinte anfangs, Flattery wäre Ire, doch dann zeigte mir sein
Akzent an, daß er aus Liverpool stammte.
      »Hier geht's lang«, kommandierte er und gab mir einen recht unsanften Schubs.
      Ich landete in einem eigentlich sehr nett
eingerichteten Zimmer mit Bett, Schrank, Kommode und separatem WC, in
dem man nur dann auf den Unterschied zu einem Hotel aufmerksam wurde,
wenn jemand durch den Türspion sah oder der Blick auf das
vergitterte Fenster fiel.
    »Und wie geht's weiter?« wollte ich wissen.
      »Überhaupt nicht«, erwiderte er
feixend. »Wir führen hier ein ruhiges und beschauliches
Leben, und das wird so bleiben, aber wenn du Ärger haben willst,
dann sollst du ihn kriegen.«
      Thompson hatte diese Aussage mit sichtlichem
Mißfallen zur Kenntnis genommen und schlug einen
versöhnlicheren Ton an. »An Ihrer Stelle würde ich noch
nicht ins Bett gehen, denn Dr. O'Hara möchte Sie vor seiner
Abfahrt noch einmal sehen.«
      Sie schlossen die

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