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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schwör's,
aber er ist nicht mehr da. Wollte heut' morgen wegfahren und sich
wieder bei mir melden.«
      Ich zog ihn hoch und lehnte ihn an die Wand. Er
ließ es mit sich geschehen; Blut rann ihm aus dem Mund und der
gebrochenen Nase, sein rechter Arm hing unnatürlich schlaff an ihm
herab. Ich meine, daß in der dann folgenden Minute die Weichen
gestellt wurden für alles, was sich noch ereignen sollte, denn bis
dahin hatte ich eigentlich die Absicht, ihn zum Leiter dieser Anstalt
zu bringen und zu fordern, daß O'Hara und Hilary Vaughan
unverzüglich informiert würden.
      Als ich mich umdrehte, um den Knopf zu drücken
und den Lift hochzuholen, kam plötzlich wieder Leben in ihn, und
er stürzte sich, mit seinem gesunden Arm in meinen Rücken
zielend, wie er es schon einmal versucht hatte, auf mich. Ich trat
einen Schritt zur Seite, er streifte mich nur und fiel, ohne einen Laut
von sich zu geben, kopfüber in den Schacht.
      Als der Lift hochkam, lag er auf dem Dach der Kabine,
und sein Kopf war so zur Seite gedreht, daß es dafür nur
eine Erklärung gab: Er hatte sich das Genick gebrochen. Er war tot
– daran gab es nichts zu deuteln, genausowenig wie an der
Tatsache, daß es so aussehen würde, als hätte ich ihn
umgebracht.
    In diesem Augenblick erschien mir die
Flucht als einzig vernünftiger Ausweg. Ich brachte den Lift auf
gleiches Niveau mit der Türöffnung und stellte die Automatik
wieder an; dadurch würde Flatterys Leiche auf dem Dach der Kabine
unentdeckt bleiben, bis sich jemand die Mühe machte, den Schacht
zu inspizieren. Von nun an mußte ich mich ganz auf mein
Gehör verlassen, durfte ich kein Geräusch
überhören, und dazu brauchte ich eine gehörige Portion
Glück, doch ich hoffte darauf, daß es mir nun endlich einmal
hold war; schon zu lange hatte sich alles gegen mich verschworen. Ich
stieg in den Lift und fuhr hinunter in den ersten Stock. Nachdem die
Türen sich geöffnet hatten, blickte ich mich vorsichtig um,
doch niemand war auf dem Gang zu sehen. Von irgendwoher erklang leise
Musik aus einem Radio, Regentropfen trommelten gegen das Fenster zu
meiner Linken. Ich stieg aus dem Lift, die Türen schlossen sich
hinter mir.
      Ich drehte mich um und sah am Stockwerksanzeiger,
daß er ins Erdgeschoß hinunterfuhr, dort kurz anhielt und
sich dann wieder nach oben in Bewegung setzte. Ich wandte den Blick vom
Anzeiger, entdeckte gegenüber eine Tür mit Aufschrift
»Waschraum« und war auch schon darin verschwunden.
      Drinnen war es dunkel; ich ließ die Tür
einen kleinen Spalt offen und konnte so beobachten, wie der Lift
anhielt, die Türen aufgingen und zwei Pfleger herauskamen, einer
von ihnen ein Westinder.
      Sie liefen gemeinsam den Gang entlang, und ich
hörte den Westinder sagen: »Ohne mich. Bei diesem Sauwetter
bleib' ich lieber in der Bude. Könnten wir nicht später ein
bißchen Karten spielen? Wie wär's?«
      Der andere schien mit diesem Vorschlag einverstanden
und lief weiter, während der Westinder eine Tür
aufschloß, offensichtlich die seines Zimmers, und hineinging.
    Ich überlegte mir, daß der
Waschraum nicht das sicherste Versteck sei, und bemerkte an der
Tür neben dem Lift die Aufschrift »Wäschekammer«.
Ich huschte über den Gang, drückte die Klinke und befand mich
in einem winzigen Raum, einem größeren Wandschrank, mit
weißlackierten Holzregalen voll Bettwäsche.
      Einen besseren Einfall hätte ich nicht haben
können, denn als ich hinaus auf den Gang lugte, kam der Westinder
im Bademantel aus seinem Zimmer, ein Handtuch über dem einen Arm,
mit der anderen Hand einen Waschbeutel schwenkend. Er pfiff
fröhlich vor sich hin, ging in den Waschraum, schloß die
Tür hinter sich ab, und gleich darauf hörte ich das Rauschen
der Dusche.
      Ich zögerte keine Sekunde, verließ die
Wäschekammer und war mit einigen schnellen Schritten an der
Tür zu seinem Zimmer, die er zu meinem Glück nicht
abgeschlossen hatte.
      Das Zimmer war viel geräumiger, als ich es
erwartet hatte, und komfortabel eingerichtet: großer
Auslegeteppich, skandinavische Möbel. Auf einem kleinen Tisch am
Fußende des Bettes stand sogar ein tragbares Fernsehgerät.
      Im Schrank fand ich in reicher Auswahl, was ich an
Kleidung brauchte. Ich entschied mich für Kordhosen und ein Paar
halbhohe Wildlederstiefel mit elastischem Schafteinsatz, die aussahen,
als würden sie an meinen Füßen halten, obwohl sie
mindestens zwei Nummern zu groß für mich schienen. In einem
Fach

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