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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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altarähnlichen Aufbau mit einer goldenen
Buddhastatue.
      Ein Mann lag mit ausgebreiteten Armen auf dem Boden
vor der Statue und betete. Er trug ein safrangelbes Gewand, das eine
Schulter freiließ; sein Kopf war glattrasiert.
      Als er sich erhob und umdrehte, konnte man erkennen,
daß er Europäer war. Regelmäßige
Gesichtszüge, ruhige, gütige Augen. »Pendlebury«,
flüsterte Helen.
      Ich weiß nicht weshalb, doch ich war mir sicher,
daß er es war. Als er dann zu den Versammelten sprach, strahlte
seine Stimme die gleiche Ruhe aus wie seine Augen; außerdem klang
sie extrem melodiös, was mir irgendwie unangenehm auffiel. Ich
konnte mich plötzlich des Eindrucks nicht erwehren, als hätte
er kein Eigenleben, als würde er nur eine Rolle spielen.
      »Zum Abschied, liebe Schwestern und Brüder,
gebe ich euch zwei Sätze mit auf den Weg, über die ihr
meditieren sollt. Gutes zu tun – das ist zu einfach. Gut zu sein
– das ist das höchste Ziel. Der goldene
Schlüssel.«
      Er hob die Hand, um seine Schäfchen zu segnen,
und verschwand dann durch einen seitlichen Ausgang. Erst nachdem er
gegangen war, erhoben sich die Anwesenden.
    Jetzt erst bemerkte ich auch die beiden
Mönche. Safrangelbe Gewänder, rasierte Schädel wie
Pendlebury, nur daß es sich bei ihnen um Chinesen handelte. Das,
was mich an ihnen am mei sten erstaunte, waren die Klingelbeutel, die
sie den langsam in Richtung Tür wandernden Heilssuchern
entgegenhielten, die auch willig ihr Scherflein entrichteten. Kein
Münzengeklimper, nur das Rascheln von Scheinen. Ich trat von der
Tür zurück, nahm Helen am Arm und zog sie in die dunkle Ecke
neben der Treppe.
    »Was nun?« fragte sie ratlos.
      »Wir wollen doch mal sehen, ob Seine Heiligkeit
uns nicht eine Audienz gewährt. Gib mir ein paar Geldscheine und
laß mich das machen.«
      Als sie das Geld aus ihrer Handtasche holte, pilgerte
die kleine Schar aus dem Saal, Frauen in der Überzahl, soweit ich
das feststellen konnte. Reiche, verloren dreinschauende Frauen
mittleren Alters, von der Sorte, die alles hat, dann irgendwann keinen
Lebensinhalt mehr sieht und unablässig nach etwas sucht, das diese
Leere füllen könnte.
      Angeführt von den beiden Mönchen bewegte
sich der Pilgerzug in Richtung Haustür. Einer der Mönche
verschwand in ein Zimmer, der andere blieb an der Tür stehen und
verabschiedete die Besucher. Nachdem die letzten gegangen waren und er
die Tür schloß, trat ich aus dem Schatten, Helen dicht neben
mir.
      Als er sich umdrehte und uns erblickte, war seine
erste Reaktion sehr interessant. Er schob den rechten Fuß leicht
nach vorn und nahm die allen fernöstlichen Kampfsportarten
gemeinsame Verteidigungsstellung ein. Dem, der damit keine Erfahrungen
hat, wäre es nicht unbedingt aufgefallen, für mich allerdings
war es sehr aufschlußreich.
      Ich setzte eine ergebenfrömmelnde Miene auf und
sagte: »Wir wollten uns erkundigen, ob Mr. Pendlebury nicht
einige Minuten für uns erübrigen könnte.«
    Der Mönch gab die
Verteidigungsstellung auf und brachte sogar ein Lächeln zustande.
»Der Guru ist nach den Gebetsstunden immer sehr erschöpft.
Die geistige Beanspruchung ist so groß. Er steht denen, die Hilfe
brauchen oder auf der Suche nach der wahren Erkenntnis sind, jederzeit
zur Verfügung, aber nach vorheriger Anmeldung.«
      Ich holte die zwei Fünfpfundnoten aus der Tasche,
die Helen mir gegeben hatte, und hielt sie ihm hin. »Ich hatte
vorhin nicht die Gelegenheit zu einer Spende. Die Gebetsstunde war
für uns eine geistige Erbauung.«
      »Nicht wahr?« erwiderte er nur, nahm die
beiden Geldscheine und steckte sie in den bereits prall gefüllten
Klingelbeutel, den er in der linken Hand hielt. »Ich werde
nachsehen, ob der Guru bereit ist, Sie zu empfangen.«
      Er entschwand durch eine Tür links von der Treppe. »Ich mag ihn nicht«, flüsterte Helen.
    »Aus einem bestimmten Grund?«
      »Seine Augen. Sie blieben ganz unbeteiligt, als er lächelte. Ein komischer Mönch.«
      »Eigentlich nicht«, entgegnete ich leise.
»Judo, Karate – alle Kampfsportarten sind nur eine
japanische Weiterentwicklung der alten chinesischen Kunst des
Shaolin-Tempelboxens, die im sechsten Jahrhundert mit dem
Zen-Buddhismus aus Indien kam und von den Mönchen des
Shaolin-Tempels in der Provinz Honan vervollkommnet wurde.«
    »Eine schöne Beschäftigung für Priester.«
      »Es waren unruhige Zeiten damals. Damit, dem
Feind die andere Wange hinzuhalten,

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