Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Bewertung der Lage abgab, aber sie unterließ es.
Vielleicht war auch der wahre Grund für ihre Forderung, selbst
fahren zu dürfen, daß sie dadurch abgelenkt war, nicht ihren
Gedanken nachhängen konnte. Die Beziehung zwischen Bruder und
Schwester, noch dazu eine sehr enge, ist häufig eine recht
komplizierte Angelegenheit, bei der unter der Oberfläche die
seltsamsten Strömungen wirken.
      Sie verehrte St. Claire seit jeher, was nur zu
verständlich war. In seiner Gegenwart verhielt sie sich ganz
anders, lächelte sie fast schüchtern, immer bereit, ihm zu
Diensten zu sein, ihm auf sein Kommando einen Aschenbecher oder eine
Bloody Mary zu bringen.
      In dieser Nacht war kaum Verkehr; der heftige
Dauerregen sorgte ab Newbury für freie Fahrt. Wir durchquerten
eine der landschaftlich schönsten Gegenden Englands und bekamen
nichts davon mit.
      Sie fuhr aufmerksam und konzentriert wie ein
Rallye-As, schaltete häufig, nützte die Gänge voll aus;
sie und dieses Traumauto gegen die Dunkelheit und den strömenden
Regen.
    Für Unterhaltung blieb
überhaupt keine Zeit, und das kam mir nur gelegen. Als wir
Marlborough erreichten, fühlte ich mich wieder fit, zumindest
glaubte ich, mich wieder einigermaßen in der Gewalt zu haben. Wir
fuhren weiter nach Chippenham und kamen nach genau einer Stunde durch
Bath.
      Ungefähr zwei Kilometer hinter Bath auf der A 39,
Corston hieß das Kaff, hielt sie ohne vorherige Ankündigung
an einer Telefonzelle und stellte den Motor ab.
      »Ich rufe jetzt Sean O'Hara an. Er sollte inzwischen zu Hause sein.«
      Sie stieg aus dem Alfa, bevor ich etwas sagen konnte,
und zog die Schlüssel ab, weil sie wohl befürchtete, ich
könnte ihr ausbüchsen. Ich hatte zwar diese Möglichkeit
bereits in Erwägung gezogen, doch die Umstände sprachen gegen
mich. Ich nahm mir eine Zigarette aus ihrer Handtasche, stieg aus und
öffnete die Tür der Telefonzelle halb, so daß ich alles
mitbekam.
      Sie sprach schnell und sah unzufrieden aus.
»Aber Sie haben doch sicher eine Nummer, unter der er zu
erreichen ist.«
      Nach ihrer Miene zu urteilen, schien sie nichts
erreichen zu können. Ich nahm ihr den Hörer aus der Hand.
»Wer ist dort?«
      Höflich, aber bestimmt wurde mir die Antwort
zuteil. »Der Portier von Carley Mansions. Dr. O'Hara hat hier
eine Wohnung gemietet.«
    »War er heute abend schon mal da?«
      »Vor ungefähr einer halben Stunde, ist aber
vor kaum zehn Minuten wieder gegangen. Seine Vertretung ist Dr. Meyer
Goldberg, Sloane 8235.«
    »Es handelt sich um eine private Angelegenheit.«
      »Das tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht
weiterhelfen. Dr. O'Hara hat nicht hinterlassen, wo er zu erreichen
wäre. Tut er nie an seinem freien Abend.«
    »Wahrscheinlich aus weiser
Voraussicht. Nun gut, wenn er wiederkommt, so richten Sie ihm bitte
aus, daß Ellis Jackson angerufen hätte und noch einmal
anrufen wird, voraussichtlich morgen früh. Es ist
äußerst dringend.«
      Ich legte den Hörer auf und hielt Helen die
Tür auf. »So wie ich Sean kenne, treibt er sich bis in die
frühen Morgenstunden in einem anderen Bett herum. Er hat eine
große Schwäche – für alles, was zwischen achtzehn
und fünfundzwanzig ist und einen Rock anhat. Sollte mal zu einem
Psychiater gehen.«
      Sie mußte lachen. »Ellis Jackson, du bist und bleibst ein unmöglicher Kerl.«
      »Jetzt analysier mich doch nicht dauernd. Wir
haben noch mindestens zwanzig Kilometer vor uns, also nichts wie
los.«
      Wir fuhren durch hügelige Landschaft und
erreichten Sidbury kurz nach zehn. Schmale, vom Dauerregen leergefegte
Straßen, rechts und links alte Fachwerkhäuser. Helen bremste
ab, als zu unserer Linken der Gasthof aus der Dunkelheit auftauchte,
vor dem vielleicht ein Dutzend Autos parkte, doch dann entdeckte ich an
der Ecke gegenüber die Tankstelle. Über den Tanksäulen
brannte noch Licht.
      »Versuchen wir's doch mal da drüben«, schlug ich vor, sie nickte und bog ab.
      Ein Mann mittleren Alters in einem alten Regenmantel,
eine Tweedmütze auf dem Kopf, stand in einem Glashäuschen an
der Einfahrt, Münzen und Banknoten vor sich auf einem Brett
ordentlich gestapelt. Er blickte ziemlich verdutzt hoch, als Helen
hupte, kam aber sofort heraus. Sie nannte ihm die Literzahl, und ich
stieg aus und stellte mich neben ihn.
    »Scheußliches Wetter.«
    »Da haben Sie recht. Wollte gerade dichtmachen.«
    »Wir suchen Sargon House. Der Besitzer heißt Pendlebury.«
    Er schien

Weitere Kostenlose Bücher