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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schob sich Zentimeter für Zentimeter in die Durchfahrt.
      Ich hörte, wie die Tür geöffnet und
wieder geschlossen wurde, und als ich mich umdrehte, sah ich St. Claire
im Zimmer stehen, Helen neben ihm.

    Im ersten Moment hätte ich ihn umbringen können –
hätte es wohl auch getan, wenn ich eine Waffe gehabt hätte.
Chen-Kuens Worte gingen mir im Kopf herum. Sie brauchten jemanden wie
Black Max, hatte er doch gesagt. Nicht Brigade-General James Maxwell
St. Claire, sondern Black Max, den Helden, dessen Taten die Phantasie
eines jeden Jungen beflügelt. Der Vater, den ich nie kennengelernt
hatte. Nun war es heraus.
    Er muß mir angemerkt haben,
daß in meinem Innersten etwas zu Bruch gegangen war, denn seine
Miene war sehr ernst, als er auf mich zukam.
    Er hob die Hand, als befürchte er, ich könne ihn angreifen.
      »Eins möcht' ich klarstellen, Ellis. Helen
hat von der ganzen Sache nichts, überhaupt nichts gewußt.
Okay?«
      »Du warst alles für mich, hast du das
gewußt?« schrie ich ihm in meiner maßlosen
Enttäuschung entgegen. »Du hast für mich alles
verkörpert, was ich nicht hatte, warst mein Idol. Ich hab' dich
verehrt. Aber du hast mich nur benützt. Hast für mich von
Anfang bis Ende nichts übrig gehabt. Du hast keinen Finger krumm
gemacht, sondern einfach zugeschaut, als sie aus mir einen
unzurechnungsfähigen Gewaltverbrecher machen – mich in den
Wahnsinn treiben wollten.«
      Seine Augen weiteten sich in blankem Erstaunen, und in
diesem winzigen Augenblick der Wahrheit offenbarte sich mir das Wesen
dieses Mannes. Ein übersteigerter Egozentriker, unfähig, die
Dinge aus einer anderen Sicht zu sehen als der eigenen. Unfähig,
jemanden zu lieben, nicht einmal Helen, ganz zu schweigen von mir,
vielleicht nicht einmal sich selbst, wenn man es noch genauer
analysieren würde.
      Dann folgte sein Versuch einer Rechtfertigung.
»Weißt du, was passiert, wenn man die Medal of Honor
kriegt? Ich sag's dir, paß gut auf. Ende.« Er machte mit
der Hand eine schneidende Bewegung. »Sense. Schluß. Aus und
vorbei. Ich wär' gern an Ihrer Stelle, sagt der Präsident zu
dir. Dein Land ist stolz auf dich. Du hast genug gekämpft, Junge,
brauchst es jetzt nicht mehr. Nie wieder.«
    »Soll das eine Entschuldigung sein?« schrie ich ihn an.
      »Nach Korea hab' ich mir fünf Jahre lang im
Pentagon den Arsch wundgesessen, danach noch mal fünf in der
Offiziersausbildung. Dann hab' ich die Chance gekriegt, als Mitglied
der vom Präsidenten eingesetzten Kommission nach Vietnam zu gehen.
Und wieder mal ein bißchen Pulverdampf einzuatmen …«
    Ich schlug ihm mit aller Kraft die Faust
ins Gesicht, so stark, daß dieser Baum von einem Mann Wirkung
zeigte und gegen den Posten an der Tür taumelte. Dieser
Faustschlag war keine überlegte Handlung gewesen, sondern eine aus
Wut und Verzweiflung geborene, spontane Reaktion, doch hatte er Folgen,
die ich nicht hätte erwarten können, wenn er in vollster
Absicht geschehen wäre. St. Claire stolperte rückwärts
und fiel, riß den Posten mit sich, der noch versuchte, sich an
der Wand festzuhalten, dabei aber sein Gewehr fallen ließ. Ich
stürzte mich auf das AK wie ein hungriger Löwe auf seine
Beute, schlug dem Posten den Kolben an den Schädel und den Lauf
St. Claire ins Gesicht, der auf dem Boden kniete und sich gerade wieder
erheben wollte.
      Helen stieß einen verzweifelten Schrei aus,
schlug dann die Hand vor den Mund, weil sie, so vermute ich,
befürchtete, ich würde ihren Bruder auf der Stelle
töten. Sie wollte mir in den Arm fallen, aber ich stieß sie
zurück.
      »Ich verschwinde jetzt«, sagte ich zu St.
Claire. »Und ich nehm' sie mit. Wenn du was von mir willst, und
ich bin sicher, daß das der Fall sein wird, ich bin irgendwo
draußen im Wald. Wenn du kommst, wird sich rausstellen, was du
wirklich draufhast.«
      Er wollte etwas erwidern, doch ich gab ihm keine
Gelegenheit dazu, drehte das Gewehr um und stieß ihm den Kolben
gegen die Halsschlagader.
      Helen fing an zu weinen, als er zusammensackte. Ich
gab ihr eine Ohrfeige. »Schluß damit. Von jetzt an machst
du nur das, was ich dir sag', verstanden?«
      Ich schob sie vor mir hinaus auf den Gang und schloß die Tür ab.
    Ich glaube, das war der Beginn einer Form
des Wahnsinns, einer blindwütigen Raserei. Hervorgerufen, wie ich
vermute, durch tiefste Demütigung. In meinem ganzen Leben hatte
ich noch keine einzige zwischenmenschliche Beziehung gehabt, in der ich
nicht

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