Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
verraten und verkauft worden war. Erst Madame Ny, dann Sheila und
jetzt Black Max. Es stimmte schon: armer kleiner Ellis Jackson. Aber
dagegen würde ich etwas unternehmen.
      Wenn jemand mich hätte aufhalten wollen,
hätte ich mir ohne zu zögern den Weg freigeschossen, doch es
war ruhig im Haus, weil wahrscheinlich alle unten am Meer waren, um bei
der Räumung der Durchfahrt zu helfen. Ich rannte über den Hof
zu den Stallungen, zog Helen hinter mir her. Sie wurde von einem
Weinkrampf geschüttelt.
      Ich ging schnurstracks in die Waffenkammer und nahm
mir einen Patronengürtel mit Bajonett, den ich mir umschnallte,
nachdem ich mich vergewissert hatte, daß die richtige Munition
darin steckte. Dann hängte ich mir zwei Gurte mit Granaten um den
Hals und schulterte einen der beiden M79-Granatgewehre.
      Helen war erschöpft zu Boden gesunken, lehnte den
Oberkörper gegen die Wand. Ich zog sie hoch und schüttelte
sie. »Komm, weiter geht's.«
      Sie schien nicht zu begreifen. »Aber wieso denn?
Was kannst du denn jetzt noch ausrichten, ganz allein?«
      »Diesen Scheißkerlen zeigen, wie man
kämpft«, erwiderte ich, nahm mir noch ein AK und schubste
sie in Richtung Tür.
      Wir gingen denselben Weg zurück, den ich gekommen
war, durch die Rhododendronbüsche, über die Steinmauer zur
Wiese vor dem Wäldchen.
      Was dann geschah, läßt sich kaum rein
physikalisch erklären. Ich hatte das Gefühl, als sei alle
Müdigkeit von mir abgefallen, als verfügte ich über
unerschöpfliche Energien. Ich rannte über die Wiese, ohne
daß es mich im geringsten anstrengte, zog Helen hinter mir her,
und als wir den Schutz der Bäume erreicht hatten, war sie es, die
verzweifelt nach Atem rang.
    Ich war zum Berserker geworden, in mir sprudelte eine unbändige Energie, die von Gott weiß woher kam.
      Ich stieß Helen vor mir her durch den Wald; sie
schrie auf vor Schmerz, wenn ihr Zweige ins Gesicht schlugen, doch ich
hatte keine Zeit, um Mitleid mit ihr zu empfinden. Auf der anderen
Seite des Wäldchens waren es dann noch zwanzig, dreißig
Meter bis zum Rand der Klippen. Ich zog sie zu Boden, ließ sie,
die immer wieder schluchzte, auf Händen und Knien neben mir zu
einem Felsvorsprung kriechen. Das Gestein dort bildete eine an der
höchsten Stelle knapp einen Meter hohe, natürliche Brustwehr.
      Zuerst legte ich das AK und mehrere Magazine, dann den
M79 und zuletzt die beiden Gurte mit den Granaten bereit, drückte
Helen flach auf den Boden und spähte vorsichtig über die
Felskante hinunter in den Hafen.
      Ich war keinen Moment zu früh gekommen. Die an den Seilen ziehenden Mönche hatten zusammen mit der Leopard, die
ihren Bug als Rammbock einsetzte, ihr Ziel fast erreicht. Das Wrack der
Barkasse war größtenteils aus der Lücke zwischen den
beiden Wellenbrechern entfernt worden. Die Leopard hatte mit der starken Strömung zu kämpfen, aber die Durchfahrt schon beinahe passiert.
      Nun ging ich wieder hinter dem Felsen in Deckung und
nahm die erste Granate aus dem Gurt. Zu meinem Schrecken stellte ich
fest, daß es sich um eine zum M79 passende Rauchgranate handelte,
für meine Zwecke völlig ungeeignet. Im anderen Gurt steckten
zum Glück die richtigen; allerdings hatte ich nun nur sechs
anstatt zwölf Geschosse zur Verfügung.
    Der M79 ist ein Hinterlader und erinnert
mit seinem Aussehen an eine abgesägte Schrotflinte; mit ihm werden
Gewehrgranaten abgeschossen, die beim Auftreffen Splitterwirkung
entwickeln. Ich war mir nicht sicher über ihre Reichweite, doch
würde mir zugute kommen, daß ich von hier oben schoß.
Ich schob eine Granate ins Rohr, legte es auf dem Felsen auf, zielte
auf die Leopard und drückte ab.
      Die Flugbahn der Granate war mit bloßem Auge zu verfolgen. Sie verfehlte die Le opard und
schlug zwischen den Felsen neben der Barkasse ein. Die Wirkung
ließ nichts zu wünschen übrig. Einige Mönche
fielen vom Wellenbrecher hinunter, Trümmer vom Rumpf der Barkasse
flogen wie in Zeitlupe durch die Luft.
      Aber ich hatte es auf die Leopard abgesehen,
sie allerdings nicht getroffen. Ich erinnerte mich dann an eine Regel,
die mir mein Großvater eingeimpft hatte, als er mir das
Schießen beibrachte. Bergauf und bergrunter, immer halt drunter!
      Die zweite Granate landete zwischen dem Wellenbrecher und der Leopard und
riß ein Loch von der Größe einer Tür in ihren
Rumpf. Die dritte traf das Heck, die Treibstofftanks explodierten in
einem roten Feuerball.
    Sekunden später

Weitere Kostenlose Bücher