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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse
Autoren: J. D. Robb
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zugeworfen.«
    »In deinem Bericht steht, die beiden hätten einander sehr nahe gestanden.«
    »Er hat sie geliebt.« Mehr aus Gewohnheit denn aus Hunger tauchte sie eine Hand in die Tüte, die Feeney ihr hinhielt. »Auch wenn das nicht heißt, dass er sie nicht ermordet hat, hat er sie geliebt. Er behauptet, sie beide wären mit ihrem Arrangement glücklich gewesen, aber…« Sie zuckte mit den Schultern. »Falls er es nicht war und ein gutes Alibi brauchte, dann hat er einen hübschen, romantischen Abschied inszeniert. Ich glaube nicht, dass es so war, aber um ihn als Täter völlig auszuschließen, ist es noch zu früh. Dann kommt sie also rauf«, fuhr Eve fort und ging durch das Zimmer. »Ihr Kleid ist etwas feucht geworden, also geht sie ins Schlafzimmer, um es aufzuhängen.«
    Während sie sprach, folgte Eve dem beschriebenen Weg und ging über die herrlichen weichen Teppiche des Wohnraums in das geräumige, von ruhigen Farben und einem wunderschönen, antiken Bett beherrschte Schlafzimmer hinüber.
    »Als Erstes tritt sie vor den Schrank«, sagte sie und öffnete per Knopfdruck die langen Spiegeltüren. »Sie hängt das Kostüm auf.« Eve zeigte auf das rote Kleid und die rote Jacke, die ordentlich zwischen den übrigen, nach Farben sortierten Kleidungsstücken hingen. »Stellt ihre Schuhe weg und zieht einen Bademantel an.«
    Eve blickte auf das Bett. Ein fließender elfenbeinfarbener Morgenmantel lag auf der Decke. Nicht gefaltet, nicht so ordentlich wie der Rest des Zimmers, sondern zerknittert, als wäre er ungeduldig dort hingeworfen worden.
    »Sie legt ihren Schmuck in den Safe in der Seitenwand des Kleiderschrankes, aber sie geht noch nicht ins Bett. Vielleicht will sie noch die Nachrichten sehen und ein letztes Gläschen trinken.«
    Gefolgt von Feeney kehrte Eve ins Wohnzimmer zurück. Eine ordentlich verschlossene Aktentasche stand auf dem Tisch vor dem Sofa, daneben stand ein leeres Glas.
    »Sie entspannt sich, denkt vielleicht an den schönen Abend, plant ihre Vorgehensweise während der nächsten Verhandlung bei Gericht oder die Hochzeit ihrer Tochter. Dann blinkt ihr Tele-Link. Wer auch immer dran ist, dieser Jemand sagt etwas, was sie dazu bringt, sich nochmals in Bewegung zu setzen. Eigentlich will sie ins Bett, aber dann geht sie, nachdem sie den Anruf gelöscht hat, ins Schlafzimmer zurück und zieht sich wieder an. Wieder in leuchtenden Farben. Sie fährt ins West End. Statt sich möglichst unauffällig zu kleiden, wählt sie eine Garderobe, in der sie Autorität verströmt, Selbstbewusstsein, Macht. Sie ruft kein Taxi, sondern nimmt die U-Bahn. Es regnet.«
    Eve trat vor den Einbauschrank in der Nähe der Wohnungstür und blickte hinein. Er enthielt Jacken, Schultertücher, einen Herrenmantel, der sicher Hammett gehörte, und eine Unzahl von Schirmen in verschiedenen Farben.
    »Sie nimmt den Schirm heraus, der zu ihrem Kostüm passt. Sie tut es völlig automatisch, in Gedanken schon bei dem Treffen. Sie nimmt nicht viel Geld mit, also will sie niemandes Stillschweigen erkaufen. Sie ruft niemanden an, denn sie will die Sache selbst regeln. Aber als sie im Five Moons ankommt, ist dort keiner. Sie wartet beinahe eine ganze Stunde, sieht immer wieder ungeduldig auf die Uhr. Ein paar Minuten nach eins verlässt sie das Lokal, tritt wieder hinaus in den Regen. Sie öffnet ihren Schirm und macht sich auf den Rückweg zur U-Bahn-Station. Ich nehme an, sie ist ziemlich wütend.«
    »Eine Klasse-Frau wie sie, die vergeblich eine Stunde in einer Spelunke auf jemanden wartet.« Feeney zog eine weitere Nuss aus seiner Tüte. »Ja, ich nehme auch an, dass sie stocksauer war.«
    »Wie gesagt, sie tritt wieder hinaus auf die Straße. Es regnet ziemlich stark. Sie hält sich den Schirm über den Kopf. Aber sie kommt nur ein paar Schritte weit. Jemand steht dort draußen, jemand, der wahrscheinlich die ganze Zeit darauf gewartet hat, dass sie den Laden wieder verlässt.«
    »Jemand, der sie drinnen nicht treffen wollte«, warf Feeney hilfreich ein. »Jemand, der nicht wollte, dass man ihn dort sieht.«
    »Genau. Dem genauen Todeszeitpunkt zufolge haben sie ein paar Minuten miteinander gesprochen. Vielleicht haben sie gestritten – allerdings nicht lange, dafür war nicht genügend Zeit. Es ist niemand auf der Straße – zumindest niemand, der auf die beiden achten würde. Ein paar Minuten später liegt sie mit aufgeschlitzter Kehle auf dem Gehweg. Hatte er die Tat geplant?«
    »In der Gegend schleppen jede
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