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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse
Autoren: J. D. Robb
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Menge Leute Messer mit sich herum.« Feeney rieb sich nachdenklich das Kinn. »Könnte also durchaus eine ungeplante Tat gewesen sein. Aber das Timing und die Tatsache, dass sie überhaupt erst in diese Gegend gelockt wurden ist, sprechen eindeutig dagegen. Ich denke also, es war Mord.«
    »Ich auch. Ein einziger Schnitt. Keinerlei Verletzungen, die auf Gegenwehr hindeuten würden, also hatte sie anscheinend keine Zeit, um sich zu verteidigen. Der Mörder nimmt weder ihren Schmuck noch ihre Ledertasche noch ihre Schuhe oder ihre Kreditkarten. Er nimmt nur ihren Schirm und macht sich aus dem Staub.«
    »Warum gerade den Schirm?«, wunderte sich Feeney.
    »Verdammt, vielleicht ganz einfach, weil es regnet. Keine Ahnung, aus einem Impuls heraus, als Souvenir. Wie ich es bisher sehe, war das der einzige Fehler, den er gemacht hat. Bei dem Gedanken, im Umkreis von zehn Blöcken zu suchen, ob er das Ding vielleicht irgendwo weggeworfen hat, wird mir jetzt schon schlecht.«
    »Falls er ihn tatsächlich weggeworfen haben sollte, dann läuft ganz sicher inzwischen irgendein Junkie mit einem purpurroten Regenschirm herum.«
    »Ja.« Bei der Vorstellung hätte sie um ein Haar gelächelt. »Wie konnte er sich sicher sein, dass sie den Anruf löschen würde, Feeney? Er musste sich sicher sein.«
    »Vielleicht hat er ihr gedroht?«
    »Als Staatsanwältin war sie an Drohungen gewöhnt. Eine Frau wie Towers hätte sich davon ganz sicher nicht einschüchtern lassen.«
    »Nicht, wenn die Drohung ihr gegolten hätte«, stimmte ihr Feeney zu. »Aber sie hat Kinder.« Er nickte in Richtung der gerahmten Hologramme. »Sie war nicht nur Staatsanwältin, sondern auch Mutter.«
    Stirnrunzelnd ging Eve hinüber zu den Hologrammen, nahm neugierig eines von den beiden Kindern im Teenageralter in die Hand, und als sie mit dem Finger über die Rückseite des Rahmens strich, ertönte mit einem Mal das Audio.
    Hey, hohes Tier. Frohen Muttertag. Das hier hält länger als ein Blumenstrauß. Wir beide lieben dich sehr.
    Unangenehm berührt stellte Eve das Hologramm zurück an seinen Platz. »Sie sind inzwischen erwachsen. Sie sind keine Kinder mehr.«
    »Dallas, für die Eltern bleiben Kinder immer Kinder. Als Vater oder Mutter hört man niemals auf, sich für die Brut verantwortlich zu fühlen.«
    Ihre Eltern hatten damit aufgehört. Vor langer, langer Zeit schon.
    »Dann nehme ich an, dass ich als Nächstes Marco Angelini einen Besuch abstatten sollte.«
    Angelini hatte sein Büro in Roarkes Gebäude in der Fünften. Eve betrat das inzwischen vertraute, vornehm geflieste, von eleganten Boutiquen gesäumte Foyer. Die gedämpften Stimmen der Computerführer boten Suchenden ihre Hilfe, doch sie blickte lediglich auf einen der beweglichen Pläne und marschierte, statt eins der Gleitbänder zu nehmen, zu Fuß in Richtung der Fahrstühle am südlichen Ende der ausgedehnten Lobby.
    Der gläserne Lift trug sie in Windeseile in die achtundfünfzigste Etage, wo sie einen mit einem eleganten grauen Teppich und blendend weißen Fliesen ausgelegten Korridor betrat.
    Trotz der fünf Büros, in denen Angelini Exports residierte, war sich Eve nach einem kurzen Blick der Tatsache bewusst, dass das Unternehmen im Vergleich zu Roarke Industries ein kleiner Fisch war.
    Aber, dachte sie mit einem dünnen Lächeln, welche Firma war das nicht?
    Beim Anblick von Eves Dienstmarke wurde die Empfangsdame erstaunlich nervös. Sie nestelte an ihrem Kleid und schluckte derart mühsam, dass Eve sich fragte, ob die Frau vielleicht irgendwelche illegalen Drogen in ihrer Schreibtischschublade versteckt hatte.
    Doch ihre Furcht vor der Polizistin veranlasste sie, Eve bereits weniger als neunzig Sekunden nach ihrem Erscheinen in das Zimmer zu drängen, in dem Angelini saß.
    »Mr. Angelini, ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich die Zeit nehmen, um mit mir zu sprechen. Als Erstes möchte ich Ihnen mein Beileid aussprechen.«
    »Danke, Lieutenant Dallas. Bitte nehmen Sie doch Platz.«
    Er war weniger elegant und trotzdem mindestens ebenso beeindruckend wie Hammett. Ein klein gewachsener, stämmiger Mann mit glatt aus der hohen Stirn gekämmtem, rabenschwarzem Haar. Er hatte einen hellen, goldfarbenen Teint, marmorharte, azurblaue Augen unter dichten, dunklen Brauen, eine lange Nase, schmale Lippen und trug einen glitzernden Diamantring an der rechten Hand.
    Falls er Trauer um Cicely empfand, verbarg er dieses Gefühl besser als ihr Geliebter.
    Mit reglos gefalteten Händen saß er
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