Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
genießbaren Gerichte längst nicht mehr zu bekommen war, mit einem Sojamuffin und einer Tasse dessen, was man in der Kantine als Kaffee ausschenkte, zufrieden geben musste. So schlimm beides auch war, aß sie den Muffin dennoch bis auf den letzten Krümel auf und leerte ihren Becher bis auf den letzten Tropfen, ehe sie sich in ihr Büro begab.
    Kaum dort angekommen, blinkte auch schon ihr Link.
    »Lieutenant.«
    Sie unterdrückte einen Seufzer, als sie in Whitneys breites, grimmiges Gesicht sah. »Commander.«
    »Kommen Sie sofort in mein Büro.«
    Sie hatte noch nicht mal Zeit, den Mund zu schließen, als der Bildschirm bereits wieder schwarz war.
    Verdammt, dachte sie und fuhr sich mit den Händen erst durch das Gesicht und dann durch die kurzen, wirren braunen Haare. So viel also zu der Gelegenheit, ihre Nachrichten abzuhören, Roarke anzurufen, um ihn wissen zu lassen, was sie trieb, oder das zehnminütige Nickerchen zu machen, von dem sie schon geträumt hatte.
    Mühsam stand sie wieder auf, ließ ihre verkrampften Schultern kreisen und zog sich ihre Jacke aus. Das Leder hatte ihr Hemd vor dem Regen geschützt, doch ihre Jeans waren ungemütlich feucht. Nun, es war nicht zu ändern, sagte sie sich, als sie die wenigen bisher gesammelten Daten zusammenraffte und das Zimmer verließ. Mit ein wenig Glück bekäme sie im Büro des Commanders ja zumindest eine weitere Tasse Kaffee.
    Nach ungefähr zehn Sekunden jedoch war Eve bewusst, dass der Kaffee noch würde warten müssen.
    Statt wie gewöhnlich hinter seinem Schreibtisch zu sitzen, stand Whitney am Fenster und blickte auf die Stadt hinunter, der er seit über dreißig Jahren treu zu Diensten stand. Seine Hände waren hinter dem Rücken verschränkt, doch die auf den ersten Blick bequeme Haltung wurde durch die weißen Knöchel als Zeichen größter Anspannung entlarvt.
    Eve studierte die breiten Schultern, die graumelierten dunklen Haare und den muskulösen Rücken des Mannes, der erst wenige Monate zuvor den angebotenen Posten des Polizeipräsidenten ausgeschlagen hatte, um weiter in direktem Kontakt mit seinen Untergebenen zu stehen.
    »Commander.«
    »Es hört allmählich auf zu regnen.«
    Sie kniff verwirrt die Augen zusammen, bemühte sich jedoch sofort um einen ausdruckslosen Blick. »Ja, Sir.«
    »Alles in allem ist es eine gute Stadt, Dallas. Es ist leicht, das hier oben zu vergessen, aber alles in allem ist es eine gute Stadt. Ich arbeite gerade daran, es mir in Erinnerung zu rufen.«
    Sie gab keine Antwort, sie hatte nichts zu sagen. Also wartete sie lieber ab.
    »Ich habe Sie mit der Leitung der Ermittlungen in diesem Fall betraut. Eigentlich wäre Deblinsky an der Reihe gewesen, also wüsste ich gern, ob sie Ihnen deshalb irgendwelche Scherereien macht.«
    »Deblinsky ist eine gute Polizistin.«
    »Das ist richtig. Aber Sie sind besser.«
    Da ihre Brauen in die Höhe schossen, war sie froh, dass er sie immer noch nicht ansah. »Ich weiß Ihr Vertrauen zu würdigen, Commander.«
    »Sie haben es verdient. Ich habe die normale Verfahrensweise umgangen, weil ich aus persönlichen Gründen die Leitung der Ermittlungen in Ihren Händen wissen will. Ich brauche die Beste, die ich habe, jemanden, der keine Grenzen kennt.«
    »Die meisten von uns haben Staatsanwältin Towers gekannt, Commander. Sicher gibt es in ganz New York nicht einen Cop, der nicht alles tun würde, um denjenigen zu finden, der sie getötet hat.«
    Er seufzte, und sein massiger Körper schien bis in die Zehenspitzen zu erschaudern. Dann jedoch drehte er sich endlich um und bedachte die Frau, die er mit der Untersuchung des Mordfalles betraut hatte, mit einem durchdringenden Blick. Sie war schmal gebaut, doch ihre Zartheit täuschte, denn er wusste, sie war wesentlich zäher, als sie aussah.
    Im Augenblick wirkte sie jedoch erschöpft. Sie hatte dunkle Ringe unter den whiskeybraunen Augen, und ihr knochiges Gesicht war beinahe erschreckend bleich. Doch das durfte ihn nicht berühren, nicht in diesem Moment.
    »Cicely Towers war eine persönliche Freundin von mir - eine enge, persönliche Freundin.«
    »Verstehe.« Eve war sich nicht sicher, ob sie wirklich verstand. »Tut mir Leid, Commander.«
    »Ich kannte sie schon ewig. Wir haben über Jahre hinweg hervorragend zusammengearbeitet, ich als ausgefuchster Cop und sie als übereifrige Strafrechtlerin. Meine Frau und ich sind die Paten ihres Sohnes.« Er machte eine kurze Pause, in der er offensichtlich um Beherrschung rang. »Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher