Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
Wand. Dann ging sie, nahm ihren Rucksack und packte ihren Laptop hinein. Auch einen Block und einen Kugelschreiber warf sie hinein.
„Gehen wir Kira suchen“, sagte sie dann und die beiden verließen ihr Zimmer.
Es wurde zwar bereits dunkel, aber das Tor des Internats war noch nicht abgeschlossen. Also konnten die beiden sogar mal durch den Haupteingang gehen, statt durch das Kellerfenster zu müssen. Keine Menschenseele war zu sehen. Es begegnete ihnen auch niemand auf dem Weg zum Strand. Scheinbar hatte sich die Geschichte von dem komischen Viech schnell verbreitet und keiner traute sich mehr zum Strand hinunter. Den Mädchen sollte es recht sein, so waren sie wenigstens ungestört. Außerdem war eine kleine Gruppe, die auf etwas vorbereitet war, berechenbarer als eine große unorganisierte Gruppe. Wie erwartet saß Kira im Rumpf des Wracks mit angezogenen Beinen in einer Ecke.
„Oh, ihr beide“, stellte sie nüchtern fest, als Dascha und Emily eintraten.
„Hey Kira, wie geht es dir?“, fragte Emily vorsichtig. Kira stand auf und fing an zu weinen.
„Wie es mir geht? Wie würde es euch gehen? Meine Freundin hat völlig den Verstand verloren und jemanden fast umgebracht! Und dann haben sie sie betäubt und weggebracht, ich weiß nicht einmal wohin!“, sagte sie wütend und traurig zugleich.
„Sie haben sie ins Krankenhaus auf die Psychiatrie gebracht ...“, klärte Emily sie betroffen auf. Kira ließ sich wieder in ihre Ecke sinken.
Was ist denn nur passiert?“,fragte sie mit brüchiger Stimme und starrte auf den Boden. Emily erklärte ihr kurz, was vorgefallen war. In der Zwischenzeit hatte Dascha ihren Laptop gestartet, einen Block neben sich gelegt und sich gesetzt. Emily und Kira schauten sie fragend an.
„Ich schlage vor, wir sammeln alle Informationen, die wir haben, und schauen mal, ob wir was herausfinden können. Wenn uns keiner hilft, müssen wir‘s ja alleine versuchen“, erklärte sie.
„Auf jeden Fall habe ich jetzt das Drama, das ich wollte ... aber dass ich eine der Hauptfiguren bin, war nicht geplant“, seufzte Kira.
„Also was haben wir? Verschwundene Jungen, ein Wesen mit Flügeln, das singt und Jungen scheinbar tötet. Es hält sich nachts am Strand auf, lässt aber Mädchen in Ruhe. Und offenbar frisst es seine Opfer, anders kann ich mir den Knochen nicht erklären“, fasste Emily zusammen. Dascha notierte die Sachen auf ihrem Block. Es war eine Angewohnheit von ihr, sich Notizen selbst dann auf einen Block zu schreiben, wenn ihr Laptop direkt neben ihr stand.
„Also bei singenden Wesen, die Männer essen, fällt mir etwas ein“, meldete sich Kira zögernd zu Wort.
„Na dann sag´s schon“, forderte Emily sie auf.
„Naja, aber das ist, glaube ich, nicht das Richtige ... ich dachte an Sirenen“, stotterte sie.
„Sirenen? Diese komischen halb Mensch, halb Fisch Biester, die singen und dadurch Seefahrer an die Klippen lenken und sie anschließend ... fressen? ... Aber die haben doch gar keine Flügel, oder? Außerdem sind das doch nur Fabelwesen!“, erwiderte Emily. Dascha nahm ihren Laptop und tippte eine Weile herum.
„Doch, laut Legende haben Sirenen Flügel“, verkündete sie dann. Die Mädchen hielten kurz inne und schauten sich an.
„Ihr ... glaubt doch nicht wirklich, dass wir es hier mit einer echten Sirene zu tun haben? Wir sind hier im einundzwanzigsten Jahrhundert Leute, glaubt ihr nicht, wenn es Sirenen wirklich geben würde, wären sie schon längst entdeckt worden?“, fragte Dascha dann.
„Naja, jede Sage oder Legende hat irgendwo ihren wahren Kern“, sagte Emily dann.
„Hast du nicht gerade eben noch selbst gesagt, dass es nur Fabelwesen sind?“, fragte Kira nach. Emily schaute auf den Laptop.
„Hast du eine andere Erklärung? Passen würde es“, erwiderte sie. Dascha tippte weiter herum.
„Auf jeden Fall gibt es bis heute Sichtungen von sogenannten Meerjungfrauen, gerade hier in der Gegend. Vielleicht spinnen die Leute gar nicht, sondern es ist wahr?“ Wieder schweigen. Dann entfuhr Dascha nach weiterem rumgetippe ein lautes „WOW!“
Emily und Kira schauten verwirrt.
„Ratet, wie eine der Sirenen aus der Sage des Odysseus heißt“, forderte sie die beiden auf. Schweigen. „Ligeia“, sagte Dascha ernst und drehte den beiden ihren Laptop hin. Erstaunt starrten die Mädchen auf den Bildschirm, wo es tatsächlich stand. Sogar die Beschreibung passte, ein blasses Wesen mit grünlichen Haaren. Nicht zu vergessen, dass
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