Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
Lilith vor sich hin. Dann seufzte sie einmal tief.
„Weißt du, ich hoffe, es bleibt eine Weile ruhig. Wir wissen ja nie, wer, wann oder was ...“
„…als Nächstes kommt.“, sprach ihr Mann ihren Satz zu Ende. Dann trat sie ein und schloss leise die Tür.
Prolog
Dascha Maria Kaiser und Emily Neumann, zwei Schülerinnen eines Internats für Kinder reicher Eltern in der Nähe von Kapstadt, saßen am Strand und schauten in den Sonnenuntergang. Es war warm und der Himmel war klar, die untergehende Sonne tauchte Strand und Meer in schillernde Farben. Unweit von ihnen lag ein altes Schiffswrack mit einer Meerjungfrau als Galionsfigur. Es lag leicht schief, war aber noch betretbar. Es wurde von den Schülerinnen und Schülern des Internats sowohl als Rückzugsort als auch als Partyversteck benutzt. Auf einer Klippe hinter dem Wrack stand unheimlich und dunkel das Haus der Familie Virgo. Lilith Virgo, eine Meeresbiologin, die Vorträge am Internat hielt, wohnte mit ihrer Tochter Cindy darin.
„Wenn wir hier jetzt so sitzen, kann ich gar nicht glauben, was wir hier erlebt haben“, eröffnete Dascha das Gespräch. Dascha war ein etwas rundliches Mädchen mit aufwendig vor ihr linkes Auge gestylten braunen Haaren und dunkelblauen Augen. Sie trug ein kurzes rotes Kleid und rote Ballerinas. Emily, die neben ihr im Sand saß, nickte zustimmend. Sie war ein kleines, schlankes Mädchen mit wirren blonden Haaren und neugierig funkelnden knallgrünen Augen. Sie trug ein kurzes hellgrünes Kleid und braune flache Lederstiefel. „Ich bin so froh, dass wir es überstanden haben. Ich hoffe, es bleibt jetzt auch erst einmal eine Weile so ruhig. Es ist ganz schön schwer, auf einmal festzustellen, dass man gar kein Mensch ist, sondern ein Wesen, das man für Legenden und Phantasieprodukte gehalten hat“, sagte sie.
„Ach, wenigstens bist du eine der Guten. Nicht wie diese Nixe und diese Sirene! Aber rein logisch betrachtet müssten wir Ruhe haben, bis nächstes Jahr wieder die Tierwanderungen stattfinden“, sagte Dascha und ließ sich nach hinten in den Sand fallen. Sie überstreckte ihren Kopf ein bisschen und schaute zum Internat. Das Gelände war verlassen, alle Schüler waren wohl schon auf ihren Zimmern. Am nächsten Tag sollte die Schule nach den Sommerferien wieder anfangen. Emily, Dascha und viele weitere ihrer Mitschüler waren auch in den Ferien im Internat geblieben. Denn das Internat bot auch am Wochenende und in den Ferien Kurse und Nachhilfeunterricht an. Ein ganzes Stück hinter dem Internat gingen die Lichter des sich dort befindlichen Dorfes an. Sonst war, außer ein paar Wäldern und Hügeln, weit und breit nichts zu sehen.
„Komm, lass uns etwas am Strand entlanggehen“, schlug Emily vor und half ihrer Freundin beim Aufstehen. Ungeschickt zog sich Dascha an der ihr entgegengehaltenen Hand hoch. Dann zog sie ihre Ballerinas aus und die beiden gingen den Strand entlang. Dascha dicht am Wasser, dass es ihre Füße bei jeder sanft anrollenden Welle umspülte, und Emily zur Strandseite hin. Sie schlenderten vom Schiffswrack weg, in Richtung eines Steinhaufens, hinter dem sichtgeschützt ein kleinerer Strandabschnitt lag. Die beiden Mädchen kletterten über die Steine und schauten sich erst einmal misstrauisch um. Hier war es gewesen, wo sie den Kampf gegen die Nixe und die Sirene hatten ausfechten müssen. Ihr Sieg war nur möglich gewesen durch die Hilfe von Cindy, der verwunschenen Meerjungfrau und durch das Erwachen der sogenannten Wasserfrau in Emily.
„Au, verdammt!“, rief Dascha und hüpfte auf einem Bein im Sand herum. Was sie natürlich auch noch zu Fall brachte.
„Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“, fragte Emily besorgt. Dascha hielt sich den Fuß.
„Bin irgendwo rauf getreten“, nuschelte sie und quälte sich wieder hoch, um dann zum Wasser zu humpeln. Emily folgte ihr, und als sich Dascha im seichten Wasser hingesetzt hatte, kniete sie sich vor sie und untersuchte ihren Fuß.
„Ist nur ein spitzer Stein, warte ich zieh ihn dir raus“, sagte Emily. Noch bevor Dascha den Mund aufmachen konnte, um zu protestieren, hatte sie den Stein schon herausgezogen und warf ihn im hohen Bogen ins Meer.
„Aua!“, rief es und eine Gestalt schnellte aus dem Wasser. Kreischend entfernten sich die beiden vom Wasser und stellten sich nebeneinander mit dem Rücken zur
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