Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
drückte mit der anderen auf ihren Bauch.
»Fran.« Verzweifelt streckte Deanna die Hände nach ihr aus. »Fran. Fran, ich glaube, ich hatte einen kleinen Nervenzusammenbruch. Es ist doch Silvesterabend, und Bobby will sich Toupets machen lassen«, schwatzte sie los.
»Du hast sie ihr ganz schön kurz geschnitten«, brachte Fran nach einer Weile hervor.
»Aber sie wachsen doch wieder nach, oder?« Deanna schnappte sich eine Locke von ihrem Umhang.
»In fünf oder zehn Jahren«, prophezeite Bobby fröhlich und ordnete einige der geschorenen Locken von Deanna auf seiner Glatze an. »Nur nicht rasch genug, um die Klausel zu erfüllen, die vermutlich auch in deinem Vertrag steht und Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild einschränkt.«
»O Gott.« Deannas ohnehin schon blasse Wangen wurden kreidebleich. »Das habe ich ja ganz vergessen. Ich habe einfach nicht weiter nachgedacht, war nicht ganz bei Verstand.«
»Das würde ich auf alle Fälle deinem Rechtsanwalt sagen, wenn er sich mit Delacort auseinandersetzt«, schlug Bobby vor.
»Delacort wird das schon gefallen«, meinte Marcie grimmig. »Gleich kann sie aber selbst nachsehen.« Marcie lockerte die Haare und kämmte sie. Noch nicht ganz zufrieden, fügte sie ein bißchen Gel hinzu, arbeitete es ein, und gab der Frisur mit der Konzentration einer Frau beim Schneiden von Diamanten den letzten Schliff. »Jetzt atmen Sie bitte tief ein und halten die Luft an«, riet ihr Marcie und knöpfte den Umhang auf. »Und sagen Sie nichts, bevor Sie es sich nicht genau angeschaut haben.«
Alle wurden still, als Marcie Deanna langsam zum Spiegel
drehte. Deanna starrte auf ihr Spiegelbild, die Lippen waren vor Schreck ein wenig geöffnet, die Augen geweitet. Die lange Mähne ihrer Haare war verschwunden und durch eine kurze glatte Haarkappe mit einem feschen, fransigen Pony ersetzt worden. Ganz benommen sah sie, wie die Frau im Spiegel die Hand hob und in ihren Nacken faßte, wo die Haare aufhörten.
»Die Frisur folgt der Form Ihres Gesichtes«, meinte Marcie nervös, als Deanna einfach nur weiter in den Spiegel starrte. »Und sie bringt Ihre Augen und Augenbrauen vorteilhaft zur Geltung. Sie haben diese tollen dunklen Augenbrauen mit dieser herrlichen natürlichen Wölbung, Ihre Augen sind ein wenig mandelförmig und ebenfalls sehr auffällig. Beides ging aber vorher durch die vielen Haare etwas verloren.«
»Ich …« Deanna atmete tief aus und holte erneut Luft. »Ich finde den Schnitt großartig.«
»Tatsächlich?« Vor Erleichterung drohten Marcies Knie weich zu werden, und sie ließ sich in den neben ihr stehenden Stuhl fallen. »Wirklich?«
Deanna beobachtete, wir ihr Lächeln immer strahlender wurde. »Es gefällt mir ausgezeichnet. Können Sie sich vorstellen, wie viele Stunden in der Woche ich immer meinen Haaren widmen mußte? Warum bin ich nicht schon vorher auf diese Idee gekommen?« Sie griff nach einem Handspiegel, um auch die Rückseite ihres Kopfes sehen zu können. »Dadurch spare ich fast acht Stunden in der Woche ein – einen ganzen Arbeitstag.« Sie nahm sich die Ohrringe, die sie abgelegt hatte, und machte sie wieder fest. »Was meinst du dazu?« fragte sie Fran.
»Ich will den Wert dieser Zeitersparnis nicht herabwürdigen, aber ich finde vor allem, du siehst einfach unglaublich gut damit aus. Ganz das Mädchen von nebenan, aber mit Pfiff.«
»Bobby?«
»Es ist sexy. So ein Mittelding zwischen Amazone und Elfe. Und ich bin mir sicher, daß Delacort nichts dagegen hat, alle Programmankündigungen neu zu drehen.«
»Mein Gott.« Als ihr dieser Aspekt so richtig klar wurde, wandte sich Deanna an Fran. »O mein Gott!« wiederholte sie.
»Mach dir keine Sorgen, Loren wird heute abend völlig begeistert von dir sein. Und dann arbeiten wir das Thema in die nächste Sendung ein.«
»Die Melancholie nach Ferienende.«
»Genau.« Fran nagte an ihrer Lippe, während sich ihre Gedanken überschlugen. »Wie etwas so Einfaches und Triviales wie eine neue Frisur Ihnen nach dem Ende der schönen Tage schnell wieder Auftrieb verleiht.«
»Akzeptiert«, meinte Bobby. »Wenn es euch jungen Damen nichts ausmacht, muß ich mich jetzt zurechtmachen lassen. Heute gibt es Forellensauté.«
Im Morgengrauen des ersten Tages im neuen Jahr lief eine einzelne, einsame Gestalt durch ein kleines, dunkles Zimmer. Im Fernsehen lief ein Video mit Deannas Stunde . Auf dem Tisch, auf dem ihr Gesicht aus gerahmten Bildern in das Halbdunkel hineinstrahlte, lag
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