Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Bänder von da unten zu sehen.«
»Danke, Marcie.«. Deanna ging zu dem hell erleuchteten Schminkspiegel hinüber und zog sich die Ohrringe aus. »Heute ist Silvesterabend, nicht wahr?«
»Das ist mir auch zu Ohren gekommen.«
»Und da geht es doch darum, das Alte zu verabschieden und das Neue zu begrüßen, oder nicht?« Deanna fuhr sich mit der Hand durch die Haare, drehte sich vor dem Spiegel
hin und her und musterte kritisch ihre linkes Profil, das rechte und schließlich die Vorderansicht ihres Gesichtes. »Marcie, meine Gute, ich fühle mich heute richtig unbekümmert und könnte irgend etwas anstellen.«
»Ach ja?« Marcie hielt inne. Sie brachte gerade ihren Schminkkoffer in Ordnung und bereitete alles für Bobby Marks vor. »Was könnten Sie denn anstellen? Ausgehen und fremde Männer in billigen Bars ansprechen?«
»Ich habe nicht gesagt, ich sei verrückt geworden, ich sagte nur, ich könnte irgend etwas anstellen. Wieviel Zeit haben Sie noch, bis Bobby Marks kommt?«
»Ungefähr zwanzig Minuten.«
»Okay, das sollte reichen.« Deanna schob sich in den Drehstuhl und drehte ihn vom Spiegel weg. »Verwandeln Sie mich.«
Marcie hätte sich fast die Hände gerieben. »Ist das Ihr Ernst?«
»Das ist mein voller Ernst. Vor einigen Tagen habe ich eine häßliche Szene mit einer früheren Beziehung erlebt. Ich weiß nicht, ob ich nächsten Monat um diese Zeit noch Arbeit habe, geschweige Aussicht auf eine Karriere. Es kann sein, daß ich mich gerade in einen Mann verliebe, der häufiger im Ausland ist als hier, und in zwei Wochen führen wir vielleicht Krieg. Heute am Silvesterabend werde ich nicht mit diesem Mann zusammensein, sondern gehe auf eine Party, stürze mich in die Menge und kommt mit Menschen ins Gespräch, die ich nicht kenne, was mittlerweile fester Bestandteil meiner Arbeit geworden ist. Und daher fühle ich mich wagemutig genug, Marcie, um eine drastische Veränderung an mir vorzunehmen.«
Marcie legte Deanna den knielangen Umhang über die Schulter und knöpfte ihn zu. »Könnten Sie mir ›drastisch‹ noch ein wenig genauer erklären, bevor ich ans Werk gehe?«
»Nein.« Deanna holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Ich will gar nicht wissen, was dabei herauskommt. Überraschen Sie mich.«
»Wie Sie meinen.« Marcie nahm die Sprühflasche und befeuchtete
Deannas Haare. »Wissen Sie, darauf habe ich schon seit Wochen gewartet.«
»Na, dann haben Sie jetzt Gelegenheit dazu. Machen Sie mich zu einer neuen Frau.«
Als Marcie begann, ihr die Haare zu schneiden, bildeten sich kleine Knoten in Deannas nervösem Magen. Die Friseuse hörte gar nicht mehr auf, an ihr herumzuschnippeln. Deanna stockte das Herz, als sie sah, wie schwarze Locken auf die Kacheln zu ihre Füßen fielen.
»Sie wissen, was Sie tun?«
»Vertrauen Sie mir«, meinte Marcie und schnitt noch ein bißchen mehr weg. »Sie werden toll aussehen, unverwechselbar.«
»Unverwechselbar?« Argwöhnisch versuchte Deanna, sich zum Spiegel zu drehen.
»Nicht gucken.« Marcie legte ihr eine feste Hand auf die Schulter. »Das ist wie bei einem Becken mit kaltem Wasser«, erklärte sie. »Wenn man versucht, ganz langsam Stück für Stück hineinzugehen, ist das ein schwieriges und elendes Unterfangen. Manchmal kneift man dann sogar und geht wieder hinaus, bevor man richtig untergetaucht ist. Wenn man jedoch hineinspringt, kommt es einmal zu einem heftigen Schreck und danach liebt man es einfach.« Die Schere schwingend, kräuselte sie die Lippen. »Vielleicht ist es aber auch eher wie der Verlust der Jungfräulichkeit.«
»Du liebe Güte!«
Marcie blickte hoch und grinste den Küchenchef der CBC an. »Hallo, Bobby. Ich bin hier fast fertig.«
»Du liebe Güte!« wiederholte er, trat in die Garderobe und starrte Deanna an. »Was ist denn in dich gefahren, Dee?«
»Ich wollte eine Veränderung«, meinte Deanna mit kläglicher Stimme und hob eine Hand zu ihren Haaren. Marcie schob sie weg.
»Kaltes Wasser«, sagte sie bedeutungsvoll.
»Nun, eine Veränderung ist das tatsächlich.« Bobby trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »He, kann ich etwas von diesen Haaren haben?« Er bückte sich und hob eine
Handvoll auf. »Daraus werde ich mir ein Toupet machen lassen. Ein halbes Dutzend Toupets!«
»O Gott, was habe ich nur getan!« Deanna kniff die Augen zusammen.
»Dee? Wo bleibst du denn? Wir müssen doch noch … Ach je!« Fran blieb wie angewurzelt in der Tür stehen, schlug eine Hand vor den Mund und
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