Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Streß jedoch ziemliche Risse bekommen. Und den Streß ertränkte sie mit französischem Champagner.
Er wußte, daß sie einen großen Teil ihres Privatvermögens in ihre gerade den Kinderschuhen entwachsene Produktionsgesellschaft A. P. Productions gesteckt hatte. Die altgediente Talk-Show verhinderte, daß die Gesellschaft in die roten Zahlen geriet, aber Angelas dilettantische Gehversuche bei der Produktion von Fernsehfilmen waren bis jetzt ein absoluter Mißerfolg. Ihre letzte Sondersendung hatte zwar nur mäßige Kritiken hervorgerufen, doch dank der hohen Einschaltquoten war die Sendung dann doch noch unter die besten Zehn gekommen.
Das hieß zwar Glück für sie, aber die täglichen Einschaltquoten waren im August abgesackt, als sie darauf bestanden hatte, Wiederholungen zu senden, während sie sich einen ausgedehnten Urlaub in der Karibik gönnte.
Niemand konnte abstreiten, daß sie sich die Pause verdient hatte. Genauso ließ es sich aber auch nicht leugnen, daß der Zeitpunkt nicht besonders gut gewählt war, denn Deannas Stunde holte Angelas Vorsprung bei den Einschaltquoten langsam auf.
Es wurden noch andere Fehler gemacht, noch andere Dinge
falsch eingeschätzt. Die größte Fehlentscheidung betraf Dan Gardner. Während die Macht allmählich von Angelas Händen in die ihres Geliebten und Produktionsleiters überging, bekam die Talk-Show auf subtile Weise eine andere Note.
»Hast du noch mehr Beschwerden auf Lager, Lew?«
»Das ist keine Beschwerde, Angela.« Er fragte sich, wie viele Stunden seines Lebens er wohl damit verbracht hatte, in der Garderobe neben ihrem Stuhl zu stehen. »Ich wollte eigentlich nur wiederholen, daß ich es für einen Fehler halte, in der Sendung eine obdachlose Familie mit einem Mann wie Trent Walker zusammenzubringen. Walker ist ein Betrüger.«
»Tatsächlich?« Sie nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette. »Ich fand ihn eigentlich ganz charmant.«
»Klar, er ist auch charmant. Als er dieses alte Gebäude aufkaufte, um dessen Bewohner vor die Tür zu setzen, und die Wohnungen in teure Eigentumswohnungen zu verwandeln, war er bestimmt auch sehr charmant.«
»So etwas nennt man Stadterneuerung, Lew. Jedenfalls wird es bestimmt zu einer faszinierenden Debatte zwischen ihm und der vierköpfigen Familie kommen, die im Moment in ihrem Kombi lebt. Und das nicht nur vom Thema her.« Sie drückte die Zigarette aus. »Gerade im Fernsehen wird sich das hervorragend machen. Ich hoffe, er trägt seine goldenen Manschettenknöpfe.«
»Wenn sich das in die falsche Richtung entwickelt, wird es ganz so aussehen, als könntest du der Notlage der Obdachlosen nicht viel abgewinnen.«
»Und wenn das tatsächlich so wäre?« Ihre Stimme war wie das Knallen einer Peitsche. »Da draußen gibt es genug Arbeit. Viel zu viele dieser Leute nehmen doch lieber Almosen in Empfang, als sich auf ehrliche Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen.« Sie dachte an die Zeit, in der sie als Kellnerin Tische bedient und Essensreste entsorgt hatte, um das Geld für ihre Ausbildung aufzubringen, und an die damit verbundene Demütigung. »Nicht jedem von uns ist ein gutes Leben beschieden, Lew. Wenn nächsten Monat mein
Buch erscheint, kannst du mit allen anderen nachlesen, wie ich mich selbst aus ganz bescheidenen Anfängen bis an die Spitze emporgearbeitet habe.« Mit einem Seufzer entließ sie ihre Friseuse. »Gut so, meine Liebe, und nun ab mit Ihnen! Lew, als erstes muß ich dir in allem Ernst sagen, daß ich es gar nicht schätze, wenn du mich im nachhinein vor anderen Mitarbeitern kritisierst.«
»Angela, ich wollte doch gar nichts …«
»Und zweitens«, unterbrach sie ihn mit frostiger Freundlichkeit, »gibt es auch überhaupt keinen Anlaß für deine Sorgen. Ich habe nicht vor, irgend etwas aus dem Ruder laufen zu lassen oder dem weichherzigen Publikum eine wenig schmeichelhafte Meinung über meinen Standpunkt zu gestatten. Dan kümmert sich bereits darum, bekannt werden zu lassen, daß ich die Familie persönlich fördern werde, die wir hier in der Sendung ins Rampenlicht stellen. Zuerst werde ich ganz bescheiden jeden Kommentar dazu ablehnen, dann werde ich widerwillig zugeben, beiden Eltern eine Arbeit besorgt zu haben, ihnen sechs Monate lang die Miete zu zahlen und Geld für Essen und Kleidung zu geben. Und jetzt …« Das letzte Mal ihre Haare lockernd, stand sie auf. »… werde ich vor Beginn der Sendung noch einmal einen kurzen Blick auf sie werfen.«
»Sie sind im
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