Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
er die Erinnerungen losklopfen wollte. »›Sie vereint in sich die Sensibilität des Mittelwestens, einen Verstand, der an jeder Eliteuniversität im Osten gut aufgehoben wäre, ein Gesicht, das bei einem Mann die Sehnsucht nach seiner Süßen von der High-School aufkommen läßt, und dazu kommt noch die beruhigende Aura einer Frau von Format.‹«
»Da haben Sie nur noch mein schnelles, aufreizendes Lachen vergessen«, meinte sie trocken.
»Haben Sie Grund, sich zu beschweren, Deanna?«
»Nein.« Sie lehnte sich gemütlich gegen das Geländer und schaute ihn an. Der Duft der auffällig roten Hibiskusblüten in den Töpfen im Innenhof vermischte sich mit dem Duft des Champagners und dem Geruch des Seewassers zu einer überaus exotischen Mischung. »Nicht eine Minute. Mir gefällt wirklich alles an meiner Tätigkeit: die Doppelseite in Premiere , das Titelbild vom McCall’s , die Nominierung unter den Publikumslieblingen …«
»Bei der Sie eigentlich an erster Stelle hätten stehen sollen«, murmelte er.
»Das nächste Mal werde ich Angela schlagen.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, ihr Pony flatterte in der leichten Brise, die Diamanten an ihrem Handgelenk glänzten im Licht der Sterne. »Ich wollte immer den Emmy Award für die beste Produktion aus Chicago, und den habe ich ja auch bekommen. Wenn die Zeit dafür reif ist, will ich auch die entsprechende überregionale Auszeichnung gewinnen. Weil ich den Erfolg bis dorthin aber sehr genieße, habe ich keine Eile damit, Loren.«
»So wie Sie das darstellen, wirkt das alles locker, entspannt und vergnügt.« Er zwinkerte. »Genauso verkaufe ich meine Computerspiele. Und genauso kommen Sie über den Bildschirm in die Wohnzimmer der Zuschauer und treiben die Einschaltquoten in die Höhe.« Sein Lächeln wurde härter, glitzerte im Halbdunkel. »Und auf diese Weise werden Sie Angela von ihrem Spitzenplatz vertreiben.«
Das Funkeln in Lorens Augen erweckte bei Deanna Unbehagen. Sie überlegte sich genau, was sie ihm darauf sagen wollte. »Das ist nicht mein Hauptziel. Vielleicht hört es sich ja naiv an, Loren, aber eigentlich will ich nur gute Arbeit leisten und eine gute Talk-Show auf die Beine stellen.«
»Dann machen Sie das auch einfach weiter so; ich kümmere mich um den Rest.« Seltsam, dachte er, daß er erst gemerkt hatte, wie stark seine Rachegelüste gegenüber Angela waren, als Deanna aufgetaucht war. »Ich will nicht behaupten, daß ich Angela zur Nummer eins gemacht habe, denn die ganze Sache ist ein wenig komplexer, doch die Entwicklung dahin habe ich bestimmt beschleunigt. Mein Fehler bestand darin, mich von dem Bild täuschen zu lassen, das sie auf dem Bildschirm abgab, und eine Frau zu heiraten, die es überhaupt nicht gab, wenn keine Kameras auf sie gerichtet waren.«
»Loren, das müssen Sie mir nicht alles erzählen.«
»Nein, keiner muß Ihnen irgend etwas erzählen, aber alle tun es. Das gehört zu der Wirkung, die Sie auf andere ausüben, zu Ihrem Charme dazu, Deanna. Als Angela den Eindruck hatte, über mich hinausgewachsen zu sein, hat sie mich jedenfalls genauso achtlos abgeschüttelt, wie eine Schlange ihre alte Haut abstreift. Es wird mir eine außerordentliche Genugtuung bereiten, Ihnen zu helfen, Sie abzuschießen, Deanna.« Mit großem Vergnügen nahm er wieder einen Schluck.
»Loren, ich möchte keinen Krieg gegen Angela führen.«
»Das ist in Ordnung.« Er stieß erneut mit ihr an. »Ich hingegen möchte das.«
Lew McNeil war genauso besessen von Angelas Erfolg wie Loren Bach von ihrem Scheitern. Seine Zukunft hing davon
ab. Er hoffte, sich in zehn Jahren mit dem entsprechenden Notgroschen zur Ruhe zu setzen. Bis dahin für Angelas Talk-Show zu arbeiten, hielt er für aussichtslos. Seine besten Chancen sah er darin, seine vertragliche Position auszubauen, solange Angela ihre Spitzenposition behielt, und dann möglichst unauffällig zu einer anderen Produktion zu wechseln.
Im Moment hatte er einigen Grund, sich Sorgen zu machen. Angela rangierte zwar immer noch an der obersten Stelle der Zuschauergunst und hatte gerade ihrer Sammlung von Auszeichnungen eine neue Emmy hinzufügen können, aber der große Star war mit seinen Nerven am Ende. In Chicago hatte Angela ihren Mitarbeiterstab mit eisernem Willen und einem gewissen Perfektionismus herumkommandiert, aber zwischendurch immer wieder ihren ganzen Charme spielen lassen und die Atmosphäre aufgelockert.
Seit ihrem Umzug nach New York hatte ihr Charme durch den vielen
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