Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Dienstagabende. Vielleicht ist Ihnen ja nicht sonderlich wohl bei dem Gedanken, Ihren Einfluß zu nutzen, um Finn dazu zu überreden, diese Position zu übernehmen, aber ich halte das für eine sehr gute Idee.« Er zwinkerte ihr zu, tätschelte ihre Schulter und ließ sie allein.
»Verdammt, du bist viel zu weit weg, Finn«, sagte sie ruhig und strich mit der Spitze eines Fingers über das Armband.
So vieles von dem, was sie immer haben wollte, hatte sie jetzt erreicht, wurde ihr bewußt. So vieles, auf das sie hingearbeitet hatte. Warum geriet sie dann innerlich trotzdem immer wieder ins Schwanken? Ich komme mir vor, wie die Boote da unten im Wasser, dachte sie. Sie sind gut verankert, bewegen sich aber dennoch unruhig mit dem Wellenschlag und kämpfen dagegen an.
Während sich ihre Talk-Show allmählich zu einer landesweit ausgestrahlten Sendung mauserte, war sie immer noch auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Sie genoß die Aufmerksamkeit der Medien des ganzen Landes, und meistens setzten sich diese auf sehr schmeichelhafte Weise mit ihr auseinander. Jetzt jedoch stand sie auf einer ihr zu Ehren gegebenen Party ganz verloren da und war unzufrieden.
Das erste Mal in ihrem Leben schienen ihre beruflichen und ihre privaten Ziele nicht miteinander zu harmonieren. Sie wußte genau, was sie sich für ihre Karriere noch wünschte, und hatte auch die Schritte zum Erreichen dieser Ziele deutlich vor Augen. Sie war zuversichtlich, daß es ihr gelang, Deannas Stunde ganz an die Spitze zu bringen. Und wann immer sie vor dem Publikum stand, sich die Kamera auf sie richtete und die Sendung aufzeichnete, verspürte sie eine unglaubliche Lebendigkeit, hatte das Gefühl, alles im Griff zu haben, und dazu kam gerade so viel impulsive Freude, daß sie diese Arbeit immer in einem Zustand freudiger Erregung machte.
Erfolg war für sie nicht selbstverständlich, denn sie kannte die Launen des Fernsehens nur zu gut. Doch selbst wenn die
Show morgen abgesetzt würde, wußte sie, daß sie sich wieder hochrappeln, weitergehen und etwas Neues anfangen würde.
Ihre privaten Bedürfnisse waren ebenso wie der Weg, den sie privat einschlagen wollte, nicht so klar umrissen. Wollte sie die traditionelle Ehe, Haus und Familie? Wenn es möglich war, dieses Ideal mit einer hohe Leistungen einfordernden, dynamischen Karriere in Einklang zu bringen, würde sie schon einen Weg finden.
Oder wollte sie genau das, was sie gerade hatte? Eine eigene Wohnung, eine befriedigende und dennoch merkwürdig unabhängige Beziehung zu einem faszinierenden Mann, in den sie, wie sie zugeben mußte, auch noch fürchterlich verliebt war, und bei dem sie keinen Zweifel daran hatte, daß er sie genauso tief liebte, obwohl er das nie ausgesprochen hatte?
Wenn sie und Finn irgend etwas an dem gegenwärtigen Zustand änderten, ging vielleicht diese atemberaubende, aufwühlende Erregung wieder verloren, die sie bei sich spürte. Oder sie entdeckte dann etwas Beruhigenderes und genauso Aufregendes, das es ersetzte.
Und weil sie keine Antwort auf diese Fragen sah und die verwirrenden Gefühle in ihrem Herzen sie blind machten, bemühte sie sich um so mehr, ihren Intellekt von ihren Gefühlen zu trennen.
»Da sind Sie ja.« Loren Bach kam auf den Balkon heraus, in der einen Hand eine Flasche Champagner, in der anderen ein Glas. »Der Ehrengast sollte sich aber eigentlich nicht im Dunkeln verstecken«, meinte er. Er schenkte ihr nach, bevor er die Flasche auf den Glastisch neben sich stellte. »Insbesondere, wenn die Vertreter der Medien anwesend sind.«
»Ich habe gerade Ihre Aussicht bewundert«, erwiderte sie. »Und den Vertretern der Medien Gelegenheit gegeben, mich zu verpassen.«
»Sie sind eine aufgeweckte Frau, Deanna.« Er stieß mit ihr an. »Ich nehme diesen Abend zum Anlaß, mich voller Selbstgefälligkeit dazu zu beglückwünschen, daß ich meinem Instinkt vertraut und Sie unter Vertrag genommen habe.«
»Ich bin in dieser Hinsicht auch sehr mit mir zufrieden.«
»Solange Sie das nicht zu deutlich zeigen, ist das nur zu begrüßen. Mit großen Augen und Enthusiasmus bei der Sache zu sein, Dee, das zieht und spricht die Zuschauer an.«
Sie verzog das Gesicht. »Ich bin wirklich mit großen Augen und Enthusiasmus bei der Sache, Loren. Das ist nicht gespielt.«
»Ich weiß.« Er hätte nicht erfreuter sein können. »Darum ist es ja auch so perfekt. Was habe ich neulich noch über Sie gelesen …« Er tippte mit dem Finger gegen die Schläfe, als ob
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