Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
passenden Ersatz finden mußte, der verschlissene Teppich, der stabile Sessel, den sie in einem zarten Grau hatte neu beziehen lassen. Nur der Schreibtisch fiel aus dem Rahmen und war der strahlende Beweis dafür, daß sie durchaus Teilerfolge hatte erzielen können. Alles im Zimmer hatte seinen festen Platz – auch die wenigen Kinkerlitzchen, die sie dort zusammengetragen hatte.
Diese ordentliche Wohnung war nicht gerade was, was sie sich erträumte, aber wie Fran betont hatte, war sie ein hervorragender Ausgangspunkt. Und Deanna hatte vor, in persönlicher wie in beruflicher Hinsicht noch einiges in Gang zu setzen.
»Weißt du noch, wie wir früher am College dachten, daß es doch unheimlich aufregend sein müßte, hinter Krankenwagen herzujagen, Massenmörder zu interviewen und ein so eindringliches Manuskript zu verfassen, daß die Aufmerksamkeit jedes Zuschauers unweigerlich davon gefesselt sein würde? Nun, das ist es tatsächlich.« Mit einem Seufzer stand Deanna auf und ging wieder im Zimmer hin und her. »Aber dieser Kick hat seinen Preis.« Sie hielt einen Augenblick inne, nahm eine kleine Porzellandose hoch, stellte sie wieder hin. »Angela ließ durchblicken, ich könnte in ihrer Talk-Show die Untersuchungen und Forschungen zu den Befragungen leiten. Das würde bedeuten, ich hätte Einfluß auf die tatsächlich gesendeten Programme; außerdem wäre es mit einer deutlichen Gehaltserhöhung verbunden.«
Fran wollte ihre Freundin in keiner Weise beeinflussen, daher schürzte sie einfach nur die Lippen und achtete darauf, daß ihre Stimme möglichst gleichgültig klang. »Ziehst du das in Erwägung?«
»Wenn ich das tue, fällt mir jedes Mal ein, daß ich dann
nicht mehr vor der Kamera stehen würde.« Mit einem kraftlosen Lachen schüttelte Deanna den Kopf. »Das kleine rote Licht würde mir doch fehlen.« Sie ließ sich auf die Lehne der Couch fallen. Ihre Augen leuchteten wieder, die unterdrückte Aufregung ließ sie die Farbe von dunklem Rauch annehmen. »Weißt du, eigentlich will ich mich gar nicht um die Befragungen für Angelas Talk-Show kümmern. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt noch nach New York will. Ich glaube, ich wünsche mir eine eigene Talk-Show, die von einer Agentur überallhin vermarktet wird und die sich zwanzig Prozent aller Zuschauer ansehen. Ich will auf dem Titelbild der Programmzeitschriften zu finden sein.«
Mit einem Grinsen fragte Fran: »Und was hindert dich daran?«
»Nichts.« Als Deanna das laut ausgesprochen hatte, fühlte sie sich sofort viel selbstsicherer. Sie verlagerte ihr Gewicht und stellte die nackten Füße auf das Sofakissen. »Vielleicht wäre das dann Jahr sieben oder acht, so genau habe ich das noch nicht durchdacht. Aber ich will es und ich schaffe das auch. Allerdings …« Sie gab einen tiefen Seufzer von sich. »Das bedeutet, daß ich noch über viele leidvolle und quälende Dinge berichten muß, bis ich mir die nötigen Lorbeeren verdient habe.«
»Die erweiterten Karrierepläne der Deanna Reynolds.«
»Ganz genau.« Deanna war froh darüber, daß Fran begriffen hatte, was sie meinte. »Du hältst mich nicht für verrückt?«
»Ach, mein Schatz, ich halte jede Frau mit deinem exakten Denken, deiner eindrucksvollen Art, vor die Kamera zu treten, und deinem kultivierten und dennoch starken Ehrgeiz für fähig, genau das zu bekommen, was sie will.« Fran griff in die Schale mit gezuckerten Mandeln auf dem Couchtisch und steckte sich drei von ihnen in den Mund. »Doch wenn du das tust, vergiß die kleinen Leute nicht.«
»Wie heißt du noch gleich?«
Fran warf mit einem Kissen nach ihr. »Okay, jetzt haben wir dein Leben soweit geklärt, daß ich gerne die folgende Ergänzung
der Fran Myers-Saga mit dem Titel ›Mein Leben ist nie so, wie ich es mir vorgestellt habe‹ bekanntgeben möchte.«
»Wurdest du befördert?«
»Nein.«
»Richard vielleicht?«
»Auch nicht, obwohl er vielleicht in Kürze zum Juniorchef aufsteigen kann.« Sie holte tief Luft und errötete. Ihr Gesicht unter den roten Haaren glühte wie eine blühende Rose. »Ich bin schwanger.«
»Was?« Deanna schaute maßlos verwundert drein. »Schwanger? Wirklich?« Lachend rutschte sie herunter auf die Couch und ergriff Frans Hände. »Ein Baby? Das ist ja wundervoll. Und einfach unglaublich.« Deanna umarmte Fran und wollte sie gerade an sich drücken, als sie plötzlich wieder von ihr abrückte und das Gesicht ihrer Freundin musterte. »Oder etwa
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